Eine Szene ist immer schon die Artikulation eines medientechnischen Apparats: Kameras und Scheinwerfer, Flugwerke und Rundhorizonte, aber auch Druckerpressen, Schreibmaschinen und Algorithmen sind an ihrer Entstehung beteiligt. Ausgehend von unserer digitalen Situation, wirft die Vorlesung einen Rückblick auf die Mediengeschichte der szenischen Künste: behandelt werden u.a. die Verbindungen von Alphabetisierung und Tragögiendichtung, Dramenform und Buchdruck, Fotografie und Naturalismus, Kybernetik und Performance. Die Veranstaltung versteht sich als Einführung in die Medientheorie und Mediengeschichte und will den Blick auf die technische Bedingtheit der szenischen Kultur schärfen.

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Die Barockoper hat in den letzten 20 Jahren eine bemerkenswerte Renaissance erfahren: bekannte Werke wurden spektakulär neu inszeniert und gedeutet, unbekanntere Stücke “ausgegraben”, rekonstruiert und oft nach langer Zeit erstmals wieder zugänglich gemacht. Im vermeintlichen Widerspruch stehen dabei auf den ersten Blick die neuen Erkenntnisse und Forderungen der Historischen Aufführungspraxis und die zum Teil immer radikaleren Ideen des sogenannten „Regietheaters“, das mit stark konzeptionell geprägten „Lesarten“ die Aktualität  der Operntexte und –partituren auf den Prüfstand zu stellen sucht.

In diesem Seminar werden wir die besonderen Herausforderungen untersuchen, die die Barockoper an die zeitgenössische Inszenierungspraxis stellt, und an ausgewählten Beispielen interpretieren, wie konkrete Werken in den letzten 2-3 Jahrzehnten begegnet wurde.

Dabei beschäftigen wir uns natürlich gleichzeitig mit einer Reihe von inszenierungs- und aufführungsanalytischen Ansätzen, die man an den gegebenen Beispielen erproben kann.


WP 2.1. FS aktuelle Theaterformen: Sound Visons: Inszenierungen des Hörens im Film, 3 St.
Film wird allgemein häufig für ein primär visuelles Medium gehalten und als solches analysiert und verstanden. In diesem Kurs wollen wir hingegen das Hören in den Mittelpunkt stellen und dafür gerade solche Filme untersuchen, in denen verschiedenste Aspekte des Hörens im Zentrum des Sujets stehen und häufig auch in besonderer Weise für die Gestaltung und Wirkung des Filmes fruchtbar gemacht werden. Dabei beschäftigen wir uns mit Theorien des Hörens von Barry Truax bis Michel Chion, von R Murray Schafer bis Jonathan Sterne, mit Sound als analytische Kateorgie in szenischen Künsten und mit den konkreten Filmen als Fallbeispiele unserer wissenschaftlichen Untersuchung. Die Filme selbst werden aus einer großen Bandbreite der Stile und Genres ausgewählt um ein möglichst breites Spektrum erfahrbar zu machen: vom Thriller (The Conversation, F.F. Coppola, 1974) zum Horror (Berberian Sound Studio, Peter Strickland, 2012; A Quiet Place, J. Krasinski, 2018), vom Essayfilm (Touch of Sound, Thomas Riedelsheimer, 2004) zum Dokumentarfilm (Notes on Blindness, Peter Middleton, 2016), vom Indie Film (Diva, Jean-Jaqcues Beineix, 1981), über die romantische Komödie (The Artist, Michel Hazanavicius, 2011) zum Familiendrama (Jenseits der Stille, Caroline Link, 1996). Da es in all diesen Filmen häufig auch um Formen von Aufführungen geht, bietet das Seminar stets auch Gelegenheit über den einzelnen Film hinaus über Konstellationen des Hörens, Verhältnisse von Bild und Ton und die auditive Erfahrung der Zuschauer*innen in unterschiedlichen medialen Formaten zu reflektieren.

Literatur (Auswahl):
Bull, Michael & Les Back, Hg. The Auditory Culture Reader. New York: Berg Publishers 2004 (=Sensory Formations Series).
Chion, Michel.  Audio-Vision: Sound on Screen. Hg., transl. Walter Murch & Claudia Gorbman.  New York: Columbia University Press 1994.
Cox, Christoph & Daniel Warner.  Audio Culture: Readings in Modern Music.  New York & London: Continuum 2004.
Home-Cook, George. Theatre and Aural Attention. Houndmills, Basingstoke: Palgrave, 2015.
Ihde, Don.  Listening and Voice: A Phenomenology of Sound. Athens OH: Ohio University Press 1976.
Kahn, Douglas. Noise, Water, Meat: A History of Sound in the Arts.  Cambridge, Massachusetts & London, England: The MIT Press 1999.
Rost, Katharina. Sounds That Matter – Dynamiken Des HöRens in Theater Und Performance. Bielefeld: transcript, 2017.
Schafer, R. Murray. The Tuning of the World. Toronto: McClelland and Stewart 1977.
Szendy, Peter.  Listen: A History of Our Ears. New York: Fordham University Press 2008.
Truax, Barry. Acoustic Communication. Norwood, New Jersey: Ablex Publishing Corporation 1984.
Voegelin, Salomé. Listening to Noise and Silence. Towards a Philosophy of Sound Art. New York and London: Continuum, 2010.

Um statistische Untersuchungen innerhalb des theaterwissenschaftlichen Kontexts  anzufertigen, benötigt es Methoden der empirischen Sozialforschung, deren Kenntnis sowie deren Anwendbarkeit. Das Tutorium zur Publikumsforschung konzentriert sich deshalb auf solche Methoden wie die quantitative/qualitative Interviewstudie, die Anfertigung von Fragebögen oder aber die Dokumentation von Gruppendiskussionen usw.
Die praktische Umsetzung dieser Methoden wird innerhalb des Tutoriums anhand einer Ausrichtung auf die Thematik des Theater- bzw. Kulturpublikums demonstriert, so dass die Teilnehmer*innen ausreichend Zeit und Gelegenheit erhalten, die diversen empirischen Methoden in Hinblick auf ihre Referate oder schriftlichen Arbeiten anzupassen und auszuprobieren. Nicht zuletzt werden daher auch wesentliche Kompetenzen zur Auswertung bzw. zur Darstellung der Ergebnisse vermittelt, die Sie für jede Form von Aufgabe anwenden können, die mit empirischen Daten zu tun haben.

Was wird gespielt, weshalb und für wen? Wie kommen Spielpläne zu Stande und welche Stoffe werden verhandelt? Wann bildet sich der klassische Kanon heraus und löst er sich inzwischen wieder auf? – Fragen des Repertoires und der Kanonbildung gehen über einzelne Inszenierungen hinaus und sind eng mit Fragen nach dem Ort des Theaters in der Gesellschaft verbunden. Stand seit den 1960er Jahre die Reinterpretation und intermediale Erweiterung des Kanons durch das Regietheater auf dem Programm, scheint sich die aktuelle Situation eher durch eine Infragestellung des Kanons selbst auszuzeichnen. Aus Dramaturen werden zunhemend Kuratorinnen.

Die Projektübung adressiert diese Fragen in der Auseinandersetzung mit aktuellen Münchener Spielplandramaturgien und den auf dem Theater verhandelten Stoffen. Nach einem kurzen Blick auf die historischen und theoretischen Dimensionen des Themas wird dabei vor allen Dingen die Praxis der Spielplangestaltung im Vordergrund stehen, die u.a. im Gespräch mit Münchener Dramaturg*innen untersucht werden soll.


Das Seminar führt in die Inszenierungs- und Aufführungsanalyse ein, der Schwerpunkt liegt dabei auf neueren Theaterformen, Film und Populärkultur. Es werden grundlegende Begriffe erarbeitet und die Wahrnehmung am konkreten Beispiel geschärft und trainiert. Es werden dabei Fragen nach der ästhetischen Konstruktion Körper und Identitäten und deren Wahrnehmung im Vordergrund stehen. Neben den klassischen semiotischen und phänomenologischen Ansätzen sollen auch Ansätze aus Cultural, Gender und Postcolonial Studies herangezogen werden. Im Vordergrund steht jedoch die Lektüre von Roland Barthes Mythen des Alltags (siehe Literatur) und das Schauen von und Schreiben über Theater, Film, populäre Kultur: zwei Theaterbesuche, eine Filmsichtung und eine Internetrecherche sind zentraler Bestandteil der Veranstaltung.

Produzent*innen finanzieren, organisieren und distribuieren: Sie werben Fördergelder ein, verwalten Budgets, koordinieren die Abläufe von den Proben bis zu Gastspielen, übernehmen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Strategieberatung für freie Künstler*innen. Sie sind die personifizierte Infrastruktur einer freien Theaterproduktion, einer Gruppe oder eines Festivals. Dabei ist das Produzieren eine kreative Tätigkeit, die künstlerische Arbeit oft erst ermöglicht – das Aufgabenfeld so vielfältig wie die Ästhetiken und Arbeitsweisen der freien Szene. Das Berufsfeld erweitert und professionalisiert sich seit ca. 10 Jahren mit rasanter Geschwindigkeit, auch innerhalb des Stadt- und Staatstheatersystems.
Das Seminar nähert sich dieser Praxis durch:
- Interviews mit freien Produzent*innen und Akteur*innen, die für sie zentrale Ansprechpartner*innen sind, z.B. aus der Kulturpolitik
- Praktische Übungen zur Antragstellung, Projektkalkulation (Kosten- und Finanzierungspläne), Zeitplanung und Konzepten für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (gerne zu eigenen Projektideen)
- Die Auseinandersetzung mit den kulturpolitischen Rahmenbedingungen


Was haben ein unscheinbarer Kreisverkehr in Niederbayern und die neuseeländischen Inseln gemeinsam? Sie alle dien(t)en als Drehorte für erfolgreiche Filmproduktionen und erlangten im Zuge ihrer Verwertung Bedeutung als filmtouristische Ziele. Air New Zealand bedruckt als The Airline of Middle Earth seine Flotte mit Motiven aus der Hobbit-Reihe und wirbt mit einem Safety Instructions Video gedreht mit Figuren aus Mittelerde. In der niederbayerischen Marktgemeinde Frontenhausen wird ein Kreisverkehr nach einer Filmfigur benannt und der Bürgermeister bringt einen Flyer mit den wichtigsten Drehorten der Erfolgskomödie „Dampfnudelblues“ heraus. Dies sind nur zwei Beispiele dafür, wie Bewegtbilder strategisch im Tourismusmarketing eingesetzt werden. 
Ziel des Seminars ist es, ein kritisches Verständnis für die Diversität und Vielschichtigkeit des Phänomens Filmtourismus zu vermitteln. Es wird unter anderem der Frage nachgegangen, was die Voraussetzungen einer filmtouristischen Verwertung sind und wo Destinationen aktiv werden können, wenn es darum geht, sich als potentielle Drehorte zu positionieren. Filminduzierte Tourismuseffekte sollen anhand von konkreten Beispielen veranschaulicht und diskutiert werden. Filmtouristische (Marketing-)Konzepte werden analysiert und Informationstools für Filmtouristen vorgestellt. Zugleich soll aber auch eine Sensibilisierung für Konflikte und Problemstellungen, die in Zusammenhang mit Filmtourismus immer wichtiger werden, erfolgen. 
Die Theorie wird durch zahlreiche praktische Übungen ergänzt und abgerundet.  

Dramaturgie und die Tätigkeit des Kuratierens haben in den letzten Jahrzehnten einen Bedeutungswandel erfahren. Bekanntlich meint Dramaturgie im Theater längst nicht mehr allein die Beschäftigung mit Inhalt, Form, Rezeptionsweisen von dramatischen Texten, sondern arbeitet zudem an „Rändern, an denen Theater in Diskurs, Installation, performative Dokumentation übergeht: Projekte ohne literarische Abfederung“ (Stefanie Carp), die sich, in vielerlei Formaten, auch Räume jenseits der Bühnen suchen. Die Museen wiederum haben sich performativen Formen geöffnet; kuratorische Konzepte und Praktiken nähern sich mithin künstlerischen Verfahren an, die Dinge (Exponate) situativ in Szene setzen und Ausstellungen als Ereignis- und Erfahrungsräume anlegen: szenographisch, als Raum-Narrativ, „wie begehbare Bühnenbilder“ (Uwe R. Brückner). Diese veränderten Profile dramaturgischen bzw. kuratorischen Tuns sind, so Florian Malzacher, „Symptom“ der Veränderung von Kunst, Institutionen, Gesellschaft; gearbeitet wird an Theater- bzw. Kunstformen, an gegebenen Strukturen von Kunstproduktion und -rezeption, um – in einer immer internationaleren, disparateren Szene – Vermittlung, Kontextualisierung, Diskurs zu fordern.

Im Seminar wollen wir uns mit Ansätzen, Geschichte und der aktuellen Diskussion um die Neubestimmung von Dramaturgie bzw. kuratorischer Arbeit auseinandersetzen, die – so die These – mit einer sich verändernden Raum-Praxis und vermehrten Reflexion über Raum einhergehen. Welche (ggf. neuen) Aufgaben übernimmt hier die Szenographie? Die Projektübung ist überwiegend praxisnah angelegt; Ziel ist das gemeinsame Erarbeiten wissenschaftlicher Werkzeuge und Kompetenzen zur fachlichen Analyse unterschiedlicher Veranstaltungsformate und -programme (in Case Studies sowie online-Gesprächen mit geladenen Gästen).