Trotz (oder auch wegen) der stark anwachsenden Anzahl von verfügbaren Digitalisaten mittelalterlicher Handschriften und Inkunabeln bzw. Frühdrucken im Internet ist die Beschäftigung mit den Originalobjekten noch immer eine Grundvoraussetzung der Beschäftigung mit historischen Buchbeständen. Die Kodikologie (oder Handschriftenkunde) beschäftigt sich mit den physischen Aspekten des mittelalterlichen und neuzeitlichen Buches, also mit dem Beschreibstoff (Pergament, Papier etc.), dem Aufbau der Bände (Lagenformel), mit dem Einband, Benützerspuren usw.
Die Lehrveranstaltung gibt einen Einblick in den derzeitigen Stand der Kodikologie und ihrer Teilaspekte und will vor allem den angemessenen Umgang mit mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Büchern vermitteln.- Profesor: Martin Wagendorfer
Die
Veranstaltung soll in die grundlegenden Arbeitsweisen der Epigraphik einführen
und Anleitungen für die Bearbeitung von Inschriften geben, vom vorbereitenden
Literaturstudium über die praktische Arbeit am Inschriftenoriginal bis hin zur
Erstellung einer Katalognummer nach den Richtlinien des deutschen
Inschriftenunternehmens. Wir werden diverse Inschriftengattungen und
-überlieferungen kennenlernen und gängige wie ungewöhnliche Fälle behandeln.
Hinsichtlich der äußeren und inneren Merkmale einer Inschrift gilt es
Entwicklungslinien und Einschnitte in Schrift, Formular und Sprache
herauszuarbeiten. Auch wollen wir Textrekonstruktionen verlorener
Inschriftenoriginale erstellen und hierzu die verlässlichste kopiale Überlieferung auswählen. Mit
Exkursionen.
- Profesor: Franz Bornschlegel
Im Zeitalter der Informationsgesellschaft haben sich Medienlandschaft und Wissenschaft entscheidend verändert. Auch die geisteswissenschaftlichen Disziplinen ziehen in Quellen und Methoden einen entscheidenden Vorteil aus dem technologischen Fortschritt. Diese Übung zielt darauf ab, (angehenden) Historikern einen Überblick der für wissenschaftliches Arbeiten relevanten digitalen Landschaft zu vermitteln und vor dem Hintergrund der Informatik praktische Erfahrungen für Studium und Forschung zu bieten.
Beginnend mit den Grundlagen der Datenhaltung (Zeichenkodierung, Unicode, Dateiformate) und Digitalisierung von Text und Bildern (Photoshop, Tagging, OCR) sowie dem sinnvollen Einsatz von Textverarbeitung (Formatvorlagen, Register und Verzeichnisse) mit einer Einführung in LaTeX im Vergleich zu Microsoft Word, entwickeln wir Methoden und Strategien, um im Internet Quellen, Ideen und Literatur zu finden und zu verwalten. Im Bereich der Datenbanken befassen wir uns zunächst mit dem relationalen Modell (Datenstrukturierung, SQL und Tabellen), dann mit Graphdatenbanken (am Beispiel von Neo4j und Cypher), und schließlich mit der Auszeichnung von Dokumenten mit Baumstruktur (Fußnoten und Apparate am Beispiel der Edition von Urkunden oder Inschriften, mit Einführung in XML unter Beachtung von Standards wie TEI und Verwendung von Stylesheets und Transformationen). Abschließend beschäftigen wir uns mit der Präsentation von Forschungsergebnissen im Internet (mit Einführung in HTML, CSS, PHP und Javascript am Beispiel von Kartendiensten wie Google Maps) sowie der elektronischen Publikation und Druckvorstufe (PDF) von Abschlussarbeiten und Buchprojekten. Die Beispiele stammen hauptsächlich aus dem Fächerkanon der Historischen Grundwissenschaften.- Profesor: Gerhard Schön
Das spätantike Ägypten nimmt in der Forschung zum Charakter der Spätantike als Übergangs- und/oder "eigenständiger" Epoche vor allem aufgrund der Überlieferungssituation eine besondere Rolle ein:
Im Gegensatz zu anderen von den islamischen und germanischen Heeren eroberten Gebieten des Römischen Reiches haben sich aus Ägypten hunderttausende von Papyri erhalten. Diese Quellen erlauben uns ein detailliertes Bild der antiken Welt aus der Perspektive auch von Personen außerhalb einer kleinen Elite – in die Netzwerke und alltäglichen Prozesse spätrömischer Herrschaftspraxis und provinzialen Lebens. Diese Perspektive abseits hoher Politik und abstrakter theologischer Dispute bietet ein einzigartiges Fenster in die alltäglichen Lebenswelten einer Gesellschaft vor und im Gefolge einer sehr konkreten Umbruchssituation – der islamischen Eroberung Ägyptens 639–642 n. Chr. Dieses Bild wird dadurch bereichert, dass in der historisch-papyrologischen Forschung die Disziplinen der Altertumswissenschaften, Geschichtswissenschaften, der Ägyptologie/Koptologie und der Arabistik bei aller Verschiedenheit zunehmend Wege interdisziplinärer Arbeit und Instrumenta suchen. Die Wissenschaft der Papyrologie nimmt hier eine Art Mittlerinnenrolle ein und kann dieses reiche Quellenmaterial für Wissenschaftler:innen ohne papyrologische Ausbildung nutzbar machen und so werden zunehmend historische Arbeiten auf Grundlage der Papyri auch von Nicht-Papyrolog:innen verfasst.
Angesichts dieser Tendenz möchte die Übung über zwei ineinandergreifende Ansätze Studierenden den Reichtum der Papyri zugänglich machen und sie in die Lage versetzen, dieses im Bereich der Antike unvergleichlich umfangreiche und nach wie vor stetig wachsende Quellencorpus für ihre Arbeit zu nutzen:
Thematisch wird das Leben der Provinzbevölkerung v. a. unter spätrömischer, aber auch unter frühislamischer Herrschaft im Zentrum stehen. Hierbei werden Fragen nach der Herrschaftsausübung durch Verwaltung, Militär und Justiz ebenso behandelt wie solche nach dem Zusammenleben der verschiedenen Bevölkerungsgruppen und kulturellen Transferprozessen, der Beziehung zwischen staatlicher Verwaltung und Individuum, wirtschaftlichen Prozessen sowie sozialen Strukturen.
Methodisch wird die Übung vor allem die Arbeit mit den Papyri, auch im Zusammenspiel mit anderen Quellengattungen, umfassen. Zentrale Inhalte sind die Lektüre und historische Auswertung papyrologischer Quellen, der Umgang mit papyrologischen Editionen, Kommentaren und Datenbanken sowie die Diskussion historisch-papyrologischer Fachliteratur.
Die Veranstaltung ist als Präsenzveranstaltung konzipiert. Da wir jedoch auch mit Online-Datenbanken arbeiten werden, wird zu einigen Sitzungen die Mitnahme eines Laptops empfohlen.
Altsprachliche Kenntnisse werden explizit nicht vorausgesetzt, können jedoch – so vorhanden – nutzbringend angewandt werden.
Interessent:innen anderer Fachrichtungen sind herzlich willkommen! Nehmen Sie einfach Kontakt zu mir auf.

- Profesor: Matthias Stern
Datierungen
des Abendlandes von vorchristlicher Zeit bis zum 20. Jahrhundert bieten den
zeitlichen und geographischen Rahmen dieser Übung. Anhand ausgewählter
Beispiele unterschiedlicher Quellengattungen sollen Datierungen und
Datierungszusätze gelesen und gedeutet sowie die diversen Jahres-, Monats- und
Tagesbezeichnungen berechnet werden.
- Profesor: Franz Bornschlegel
Die Veranstaltung vermittelt Grundbegriffe des „deutschen“ Münzwesens vom Frühmittelalter bis ins 11. Jahrhunderts. Dabei werden die bayerischen Verhältnisse im Mittelpunkt stehen. Neben der Münzprägung selbst (Fotos und Originale) werden einschlägige schriftliche Quellen, Münzfunde und Fragen des Geldumlaufs, aber auch allgemein Forschungsstand und Forschungsmethoden behandelt.
- Profesor: Hubert Emmerig
Für
die historische Forschung an älteren Originalquellen ist das flüssige Lesen
deutscher Handschriften Voraussetzung. Die nicht einfache „Deutsche Schrift“
des 18. bis 20. Jahrhunderts üben wir am Beispiel archivalischer
Originaldokumente zu lesen. Im Mittelpunkt werden Briefe von Untertanen bzw.
Bürgern stehen, die sich bei der Obrigkeit über Missstände, Notlagen oder
Zumutungen beschweren. Zusätzlich zu Leseübungen werden wir die theoretischen
Grundzüge der archivalischen Aktenkunde besprechen und ihre Anwendung einüben.
Damit sollen Schwellenängste gegenüber dem in Archiven lagernden Grundmaterial
historischer Forschung abgebaut werden – und den Teilnehmern vielleicht sogar
Anregungen für eigenes Forschen und Recherchieren in Archiven gegeben. Vorkenntnisse
werden nicht vorausgesetzt, wohl aber regelmäßige und aktive Teilnahme.
Hybridveranstaltung (Online, mit Präsenzterminen im Staatsarchiv München, Schönfeldstr. 3)

- Profesor: Julian Holzapfl
Das
Wappenwesen Europas, das sich ab dem 12. Jahrhundert ausbildete, wird oft
populär als "Kurzschrift der Geschichte" bezeichnet. Tatsächlich
bilden Wappen in ihrer nahezu universellen Verwendung eine der wichtigsten
Chiffren der spätmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gesellschaft – im
Hochadel ebenso wie im städtischen Patriziat oder sogar in einzelnen ländlichen
Bezugsfeldern. Auswirkungen dieser Entwicklungslinien sind bis heute spürbar.
Die Übung möchte Grundlagen legen zur eigenständigen Beschäftigung mit der
Wappenkunde als ergänzende Hilfswissenschaft der Geschichtsforschung. Neben
einem Abriss der geschichtlichen Entwicklung der Wappen in Europa mit
gelegentlichen Ausblicken auf außereuropäische Gesellschaften und Kulturen
werden grundlegende Literatur besprochen sowie die Grundlagen der üblichen
Wappenbeschreibung (Blasonierung) vermittelt. Exkurse führen in die
Teildisziplinen der Vexillologie (Fahnen- und Flaggenkunde) sowie der Phaleristik (Lehre von Orden und Ehrenzeichen)
ein. Die Veranstaltung richtet sich vornehmlich an Studierende der historischen
Fächer. Vorkenntnisse werden nicht vorausgesetzt. Zeitplan, Literaturliste und
Essaythemen werden in der ersten Sitzung bekannt gegeben.
- Profesor: Friedrich Röhrer-Ertl
Die
Historischen Grund- oder Hilfswissenschaften stellen die Basis für jegliches
historisches Arbeiten dar, weil sie den richtigen Umgang mit historischen
Quellen vermitteln, ohne den eine adäquate Interpretation der Quellen nicht
möglich ist. Es handelt sich um ein Fächerbündel von sehr unterschiedlichen
Disziplinen (wie Paläographie, Diplomatik, Epigraphik, Sphragistik, Heraldik
etc.), für die jeweils ein sehr differenziertes Instrumentarium an Methoden
notwendig ist. Die Vorlesung gibt einen Überblick über die wichtigsten dieser
Disziplinen und berücksichtigt dabei in besonderer Weise auch die immer
wichtiger werdenden Ansätze der Digital Humanities in diesem Bereich.
- Profesor: Martin Wagendorfer
- Profesor: Franz Bornschlegel
- Profesor: Martin Wagendorfer
Im
Lektürekurs innerhalb des Master-Studiengangs lesen die Studierenden
selbständig wissenschaftliche Literatur, die zu den Grundlagenwerken des Faches
gehört oder einen besonderen Einfluss auf die Forschung ausgeübt hat. Die
Auswahl der Titel erfolgt in Absprache mit dem Dozenten in der ersten Sitzung;
in einer Zwischenbesprechung gegen Mitte des Semesters können etwaig
auftretende Fragen oder Probleme erörtert werden; in der mündlichen Prüfung am
Semesterende wird die Lektüre diskutiert.
- Profesor: Martin Wagendorfer
Im 8. Jahrhundert wurden die christlichen Grundlagen Europas gelegt, die noch heute nachwirken. Die herausragende Persönlichkeit, die die Christianisierung und damit auch die kulturelle Einheit Europas förderte, war Winfried-Bonifatius. Der Basiskurs führt am Beispiel der Quellen zu Leben und Wirken des Bonifatius in die Grundbegriffe, Arbeitsmethoden und Hilfsmittel der Historischen Grundwissenschaften ein und stellt deren Methoden vor. Behandelt werden dabei einerseits die Quellengattungen (Annalen, Chroniken, Urkunden, Briefe) und andererseits die grundwissenschaftlichen Disziplinen der Paläographie (Schriftkunde), Diplomatik (Urkundenlehre), Sphragistik (Siegelkunde), Chronologie (Zeitrechnung) und des mittelalterlichen Lateins.
Die Lehrveranstaltung findet statt in der Bibliothek der Monumenta Germaniae Historica. Am Ende des Semesters ist ein Besuch im Hauptstaatsarchiv geplant.
- Profesor: Stefan Petersen
Im
Aufbaukurs zur mittelalterlichen jüdischen Geschichte werden verschiedene
Quellengattungen, Editionen sowie wichtige Forschungsinstrumentarien (inklusive
Datenbanken) vorgestellt. Zudem werden einige Originalquellen an Hand von Digitalisaten gelesen, in Ausschnitten ediert
und interpretiert.
> Moodle-Kurs unter „Mittelalterliche Geschichte“
- Haverkamp-Rott: Eva Haverkamp-Rott