Spätestens mit der Erfindung der doppelten Buchführung um 1300 kommt es – ausgehend von Norditalien – zu einer rasanten ‘Ökonomisierung’ der europäischen Kulturlandschaft. Bankwesen, Handel und Finanzadministration erfahren mit der Professionalisierung des Finanzwesens einen beispiellosen Innovationsschub. Der literarische Diskurs bleibt hiervon nicht unbenommen und richtet seine Aufmerksamkeit gerade in den populären (und ökonomisch erfolgreichen) Gattungen wie dem spanischen Schelmenroman und der comedia des Siglo de Oro auf die Frage nach dem Stellenwert des Geldes für Mensch und Gesellschaft: Bringt finanzieller Reichtum Unheil oder Segen, ist Geld sozialer Kleb- oder moralischer Sprengstoff? Wie lässt sich Reichtum im Zeichen des Katholizismus rechtmäßig erwirtschaften und sinnvoll verteilen?


Im Seminar möchten wir den Blick der Literatur auf das liebe Geld anhand einiger Beispiele der spanischen Literatur nachvollziehen. Dabei konzentrieren wir uns zunächst auf das 16. und 17. Jahrhundert, wagen dann aber den Sprung ins 19. Jahrhundert. Begleitend werden wir uns mit der Geschichte der doppelten Buchführung und den epistemologischen Auswirkungen dieser Finanztechnik beschäftigen.


Zur vorbereitenden Lektüre wird empfohlen: Anonym: El Lazarillo de Tormes (1554); Aho, James: Confession and Bookkeping (2005)