Zu Ende des 20. Jahrhunderts war ein „wiedererwachtes“ Interesse am Orient zu verzeichnen. Bemerkbar machte sich dieses in einer Reihe von großangelegten Ausstellungen in der die „question d’Orient“ neu gestellt wurde – so u.a. in Marseille 1975 („L’Orient en question 1825-1875“), in Stuttgart 1987 (Exotische Welten, Europäische Phantasien) und in Berlin 1989 (Europa und der Orient. 800-1900“). Im Kontext dieser „Wiederentdeckung“ des Orients steht die kritische Reflexion des europäischen Orientalismus. Zentral hierfür steht bis heute Edward W. Saids Buch „Orientalism“ (London 1978). Im Mittelpunkt von dessen Kritik steht der Orientalismus als „westliche Herrschaft (...) und Autorität über den Orient“, als „systematische Disziplin der europäischen Kultur, den Orient politisch, soziologisch, militärisch, ideologisch, wissenschaftlich und imaginativ zu benutzen und zu erzeugen“. Die Malerei wie auch die Fotografie und Architektur der Orientalisten bedeutete die ästhetische Aufbereitung der Fremde - was sich sowohl in den Bildmotiven wie den materiellen und stilistischen Entwicklungen der Künste vergegenständlichte. In der Vorlesung werden die verschiedenen künstlerischen Artikulationen des Orientalismus in Malerei, Fotografie und Architektur (wobei die Malerei im Vordergrund stehen wird) sowie ihr historischer wie kunsthistorischer Kontext vorgestellt.