Die Moderne präsentiert sich als Umbruchszeit, in der im Zuge von politischen, sozialen, technologischen und epistemologischen Umwälzungen auch Fragen des Körpers neu verhandelt werden. Das Seminar widmet sich literarischen Darstellungen von Körpern und Körperlichkeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Anhand der Lektüre literarischer Texte von u.a. Rilke, Keun, Kafka und Hennings werden wir untersuchen, inwiefern der – zunehmend entstellte und fragmentierte – Körper zum Schauplatz wird, an dem die Infragestellung des bürgerlichen Subjekts und seiner Repräsentationsformen (Sprachkrise um 1900) exemplarisch verhandelt wird. Im Fokus der Lektüren steht dabei die theatrale Dimension der Darstellung von Körpern. Wie bringen die unterschiedlichen Texte den Körper performativ hervor? Wie gestaltet sich das Verhältnis von Körper, Schrift und Szene? Welche Wahrnehmungsräume und medialen Rahmungen gehen mit den Auftritten von Körpern einher? 

Im Laufe des Semesters beschäftigt uns die Verbindung von Körper und neuen Medien, der bewegte Körper, die Hervorbringung des Körpers durch Körpertechniken und Disziplinarmacht (Foucault), die performative Dimension von Gender sowie das ‚Schauspiel‘ des hysterischen Körpers. Zum Abschluss wenden wir uns den Manifesten und Sprachexperimenten der historischen Avantgarden zu, deren literarische Praktiken die Materialität und den Ereignischarakter von Sprache selbst in Szene setzen.