Die mimetische Nachbildung von Natur hat in der Kunst eine lange Tradition. Dabei ist nicht immer nur das bloß verdoppelnde Abbilden, sondern ein darüber hinausgehendes Feld der Repräsentation bestimmter Eigenschaften gemeint. Der Künstler ist eben nicht nur Nachahmer, sondern gleichermaßen „Schöpfer“ einer Welt in seinen Werken. 

Die digitale Kunst bietet seit den 60er Jahren eine enorme Erweiterung dieser Möglichkeiten durch die Simulation ganzer Welten, das Anlegen von emergenten (also herausbildenden) Eigenschaften in einer virtuellen "Technosphere" oder einen vom Künstler gelösten Schaffensprozess mithilfe evolutionärer Mechanismen. Künstliche Intelligenz oder die sog. Computational Biology bieten auch in Zukunft spannende Perspektiven und Forschungsfelder dieser artifiziellen Kreationen.

In dem Seminar versuchen wir mit einer kunsthistorischen Herangehensweise von Nachbildung und Mimesis das Aufkommen von Artificial Life Art in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert bis heute zu analysieren und einzuordnen. Dabei werden wir auch Blicke in benachbarte Genres wie Bioart und Game Studies werfen und nach Möglichkeit ein Künstlergespräch im Seminar organisieren.