Die Originalität und stilistische Pluralität, durch die sich Bildkünste und Architektur seit der anbrechenden Frühen Neuzeit auszeichnen, steht in einem direkten Zusammenhang mit neuen Formen der Rezeption und des Kunstdiskurses. Die vergleichende Besprechung konkurrierender Modelle reagiert aber nicht nur auf diese Entwicklung, sondern sie befördert sie ganz entschieden, indem nun sukzessiv Auftragsvergaben von der Beurteilung eingereichter Entwürfe abhängig gemacht werden und die Ausschreibung von Wettbewerben als neuer sozioökonomischer Faktor eingeführt wird.

Ziel des Seminars ist es, diese Dynamik anhand aussagekräftiger (vorwiegend italienischer) Fallbeispiele nachzuvollziehen und dabei u.a. Fragen der Einbeziehung der Öffentlichkeit oder des Verhältnisses tatsächlicher Ausschreibungen zu Initiativbewerbungen von Künstlern gemeinsam zu erarbeiten. Auf einer generelleren Ebene untersucht das Seminar aber auch den Zusammenhang dieser Praktiken mit älteren kunsthistorischen Paradigmen einer von 'Individualität' und 'Fortschritt' gekennzeichneten Renaissance sowie neueren Überlegungen zum Wettstreit als Epochensignatur der Frühen Neuzeit.