Was bedeutet eine postkoloniale Perspektivierung für die Empirische Kulturwissenschaft_Europäische Ethnologie? Eine Auseinandersetzung mit postkolonialer Theorie blieb in deutschsprachigen Fachkontexten lange Zeit aus. Dies ist auch auf die bis heute anhaltende Unsichtbarmachung von Deutschlands Rolle im Kolonialismus zurückzuführen. Trotz der traditionellen Ausrichtung des Faches auf europäische Gesellschaften bedarf es jedoch einer postkolonialen Reflexion, geht es dabei doch auch immer um die eigene Involviertheit in globale Verhältnisse sowie darum, Europa als einen transnationalen, postkolonialen Verflechtungsraum zu begreifen. Die koloniale Vergangenheit sowie aktuelle neokoloniale Verstrickungen prägen gesellschaftliche Verhältnisse, Alltagswelten, Politiken sowie Bewegungen bis heute, besonders auch zwischen Europa und Afrika.
In diesem Seminar werden wir uns mit unterschiedlichen postkolonialen Perspektiven auf Europa und kulturwissenschaftliche Forschungsfelder auseinandersetzen. Zunächst soll es um verschiedene postkoloniale Theorien sowie deren wichtigste Vertreter_innen und Denker_innen gehen. Anschließend werden wir uns mit dem Verhältnis von Postkolonialer Theorie und Europäischer Ethnologie_Kulturanthropologie beschäftigen und der Frage nachgehen, inwiefern europäische auch immer zum Beispiel afrikanische Geschichte ist. Im zweiten Teil des Seminars soll es um konkrete Forschungsfelder der Empirischen Kulturwissenschaft_Kulturanthropologie_Europäischen Ethnologie gehen wie Migration und Grenzregime, Geschlecht und Sexualpolitiken, Stadt, Arbeit und Tourismus. Was bringt eine postkoloniale Reflexion für diese kulturwissenschaftlichen Forschungsfelder mit sich? Welche neuen Impulse können postkoloniale Perspektiven und Theorien für die Konzeption von Forschungsprojekten, die Analyse und Theoretisierung von empirischem Material sowie das Verständnis der eigenen Rolle der Forscherin im Feld geben?
- Enseignant: Miriam Gutekunst
- Enseignant: Paul Hempel