Lektürekurs: Charles Baudelaire, Les fleurs du Mal

 

(Mo, 16 bis 18 Uhr, Beginn: 05.06.)

 

Baudelaires durchkomponierter Gedichtband von 1857 markiert einen literaturgeschichtlichen Wendepunkt, wie dies nur selten einem Werkt der Lyrik gelungen ist. Sein Autor avancierte mit diesem Werk zum Erfinder der Moderne – und zwar in einem umfassenden Sinn, der weit über das Feld der Lyrik, ja über das literarische Feld insgesamt hinausreicht. Die skandalösen Begleitumstände der Publikation (Gerichtsprozess, Zensur) trugen mit dazu bei, den Eindruck einer Zeitenwende zu erzeugen; doch aus heutiger Sicht wiegt schwerer, dass aus den Texten selbst ein akutes Epochenbewusstsein spricht – das Bewusstsein einer zugleich lustvollen und schrecklichen Modernität.

Das Format „Lektürekurs“ wird uns erlauben, an den 126 ‚Blumen des Bösen‘ verschiedene Modi des Lesens zu erproben: die geduldige Versenkung ebenso wie die zerstreute, fahrige Lektüre, für die sie nach Walter Benjamin eigentlich geschrieben wurden. Auch die besonderen Formensprache Baudelaires in ihrer Übergangsstellung zwischen romantischer und symbolistischer Poetik wird uns beschäftigen. Französischkenntnisse werden dringend benötigt. Zugleich wollen wir, wo es sich anbietet, auch auf Fragen der Übersetzung eingehen und einige der deutschen Baudelaire-Übersetzer seit Stefan George zu Wort kommen lassen.

Zur Anschaffung empfohlen: Charles Baudelaire, Les Fleurs du Mal / Die Blumen des Bösen, frz. u. dt., übers. v. Simon Werle, Reinbek 2017.