In den letzten Jahren ist eine neue Form des autobiographischen Schreibens entstanden, die meist unter dem Begriff der Autosoziobiographie gefasst wird. Darunter versammeln sich jüngere Texte aus verschiedenen Sprachräumen, in denen die autobiographische Erzählung mit einer Analyse der bestehenden sozialen Verhältnisse verbunden ist. Die eigenen Erfahrungen werden als Erfahrungen von Gesellschaftsstrukturen und Klassenverhältnisse kenntlich gemacht. Meist handelt es sich um Erzählungen des sozialen Aufstiegs. Eine der tonangebenden Autorinnen in diesem Feld ist Annie Ernaux, die den Begriff der Autosoziobiographie 2003 in einem Interview geprägt hat.
Wir diskutieren Beispiele aus dem französischen, deutschen und englischen Sprachraum und beleuchten dabei u.a. folgende Fragen: 1) Wie entstehen eigentlich Gattungen? Wie verhält sich das autosoziobiographische zu anderen Formen des autobiographischen Schreibens? 2) Wieso kommt gerade jetzt die im gesellschaftlichen Diskurs in den Hintergrund gerückte Kategorie der Klasse wieder in den Fokus literarischer Texte? 3) Wie verhält sich in ihnen Literatur und Soziologie? 4) Wie fügt sich in die autobiographische  Erzählung des singulären Erlebens die Analyse von Fragen des Kollektiven?
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