Wenn Angela Merkel bei ihrem Festspiel-Besuch in Bayreuth Schweißflecken auf ihrem Abendkleid hat, geht ein Aufschrei durch die deutsche Presse. Der letzte Teil der dänischen Politserie Borgen zeigt die Spitzenpolitikerin Brigitte Nyborg zwar am Zenit ihrer Macht, doch auch geplagt von den Symptomen ihrer Wechseljahre. In der gegenwärtigen europäischen Kultur gibt es zwar zahlreiche Frauen in Machtpositionen, jedoch wird ihre spezifische weibliche Körperlichkeit als problematisch und störend für ihre repräsentativen wie exekutiven Funktionen angesehen.
Das Seminar stellt diese Gegenwartsdiagnose und spiegelt sie in historischem Material. Ist der „Körper der Königin“ auch in der frühen Neuzeit Gegenstand ähnlicher Projektionen. Gilt die berühmte von dem Historiker Ernst Kantorowicz gestellt Diagnose von den zwei Körpern des Königs auf gleiche Weise für Königinnen? Welche Projektionen werden auf weibliche Körper, die Macht tragen, vorgenommen, und wie werden sie als „weiblich“ konstituiert? Das Seminar konzentriert sich bei diesen Fragen auf Malerei und Theater der Frühen Neuzeit (etwa Porträts von Elizabeth I. u. Calderón: La hija del aire und Shakespeare: Antony and Cleopatra) sowie Literatur, Film, Serie und Fotografie der Gegenwart. Wir erweitern die Diskussionen im Seminarraum um Besuche in der Alten Pinakothek sowie im Residenz- und im Volkstheater.
In diesem Moodle finden Sie alle Informationen und Textdateien zum Seminar.