Seit der Antike faszinierte Rom als republikanisches Gemeinwesen, dem es gelungen war, ein hohes Maß an Stabilität im Inneren mit einer beispiellosen Expansion nach Außen zu verbinden. Zugleich galt Rom als warnendes Beispiel für den Untergang einer Republik aus sich selbst heraus. Bis in das 19. Jh. hinein konzentrierten sich Rekonstruktionen der Republik auf ihre 'Verfassung' im modernen staatsrechtlichen Sinn. Im 20. Jh. kam es dann zu zwei wichtigen Wenden der Forschungsperspektive. Zunächst nahm man, inspiriert von der neu entstehenden Sozialgeschichte, Rangverhältnisse und Patronagebeziehungen als gesellschaftliche Grundlagen politischen Handelns in den Blick. Am Ende des 20. Jhs. wiederum kam es zu einer 'kulturalistischen' Erweiterung der antiken Sozialgeschichte. Unter dem Schlagwort der 'politischen Kultur' konzentriert sich die Forschung seither auf Medien und Techniken, mit denen kollektiv bindende Entscheidungen in Rom herbeigeführt, dargestellt und gerechtfertigt wurden. Die Frage nach den Rechts- und Machtverhältnissen der Republik Rom wurde damit ergänzt um die Frage nach der politischen Dimension von Kleiderordnungen, Wohnarchitektur, Begräbnisumzügen, Familienchroniken und vieles mehr.

Der Kurs thematisiert diese Wechselverhältnisse zwischen politischer Organisation, gesellschaftlichen Ordnung und kulturellen Bedeutungssystemen in der römischen Republik (509–27 v. Chr.). Zugleich führt der Kurs am Beispiel der soziokulturellen Einbettung von Politik in die Methoden, Quellen und Fragestellungen der Alten Geschichte ein.