Wie kaum eine andere Bildgattung der Frühen Neuzeit bezieht die Skulptur
ihre Betrachter:innen interaktiv ein und verwischt die Grenzen zwischen
Bild und Faktum, zwischen lebendigem Körper und unbelebter Materie.
Anekdoten erzählen von Betrachter:innen, die auf eine Skulptur reagieren
wie auf ein menschliches Gegenüber – etwa mit Liebe, Angst oder Zorn.
Das Seminar widmet sich figurativen Bildwerken der Zeit ca. 1400-1800
und rückt ihre Betrachter:innen in den Fokus: Kann man historische
Wahrnehmung rekonstruieren? Und wie sehr kommt diese mit unserer
heutigen Wahrnehmung der entsprechenden Objekte zur Deckung?
An ausgewählten Objekten erproben wir verschiedene kunsthistorische
Arbeitsweisen und lernen unterschiedliche Gattungen und Funktionen der
Skulptur kennen (Monument, Sammlungsobjekt, Porträt, Grabmal, …). Das
Thema gibt uns zudem Gelegenheit, einführend „agency“-Theorien zu
diskutieren, die in der jüngeren kunsthistorischen Forschung an
Konjunktur gewonnen haben und welche die Macht von Artefakten, uns zu
bestimmten Handlungen anzustiften, in den Mittelpunkt rücken.
- Учитель: Ulrike Keuper