Von Hermann Paul kommen wichtige und gewichtige Beiträge zur historischen Sprachwissenschaft sowie zur germanistischen Mediävistik. Er ist der ursprüngliche Autor der Mittelhochdeutschen Grammatik (1. Auflage 1881), die mittlerweile in die 25. Auflage gekommen ist und nach wie vor dás Handbuch zu dieser Sprachstufe darstellt (Paul et al. 2007). Mit Wilhelm Braune zusammen begründete er die Zeitschrift Beiträge zur Geschichte der deutschen Sprache und Literatur (noch heute unter der Sigle PBB geführt, d.h. „Pauls und Braunes Beiträge“), ein traditionsreiches und prestigeträchtiges Publikationsorgan im Bereich der Germanistik.

Wie alle Großen ihres Faches teilt Paul das Schicksal, dass er oft zitiert, noch öfter erwähnt, aber nur selten gelesen wird. Dies betrifft insbesondere sein einflussreiches Werk Principien der Sprachgeschichte (Paul 1920 [1880]), das nichts von seiner Aktualität eingebüßt hat. Im Seminar werden wir uns mit diesem Buch auseinandersetzen, es in seinem wissenschaftsgeschichtlichen Kontext einordnen und verschiedene Konzepte genauer betrachten, die die weitere sprachwissenschaftliche Diskussion nachhaltig beeinflusst haben, z.B. Analogie, Reanalyse oder Fokus als Frage-Antwort-Kohärenz.