Eine ‚afrikanische‘ Literatur gibt es natürlich genauso wenig wie eine ‚europäische‘. Ist es vor diesem Hintergrund überhaupt sinnvoll, von ‚afrikanischer Weltliteratur‘ zu sprechen? Es gibt natürlich vieles, was an diesem Konzept zu beanstanden wäre. Fakt ist aber auch, dass sich eine ganze Reihe zeitgenössischer Romane aus Afrika auf die ‚Welt‘ und angrenzende globale sowie Globalisierungsdiskurse bezieht – ein Phänomen, das Eileen Julien 2006 prägend als „extroverted African novel“ beschrieben hat. Die Themen, stilistischen Besonderheiten und theoretischen sowie historischen Kontexte dieser Art von afrikanischer Literatur genauer zu erkunden macht sich dieses Seminar zur Aufgabe. Dabei sollen keinesfalls nur zeitgenössische Romane unter die Lupe genommen werden, sondern das Konzept afrikanischer Weltliteratur durch entsprechende Texte historisiert werden. Wie Alexander Fyfe und Madhu Krishnan schreiben: „African literature does and has always registered a sense of worldliness, not in the common-sense definition of cosmopolitanism or ist cognates but through its own function as asite of world-building, world-fashioning and world-projection.“ (Fyfe und Krishnan 2022, 2)