Bei der besonderen Konstellation, in die Leben und Erzählen in den Erzählungen von 1001 Nacht getreten sind, handelt es sich nicht um eine akademische Debatte. Es geht buchstäblich ums Überleben durchs Erzählen – das Überleben der Erzählerin Schahrasad, die Nacht für Nacht den ihr drohenden Tod abwendet; um das Überleben ihrer Geschlechtsgenossinnen, die Tag für Tag getötet wurden, bevor Scharazad für sie einspringt; aber auch um das psychische Überleben eines traumatisierten Regenten, der unfähig wurde, eine stabile Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen und zu halten. Es ist das Zeitregime der über 1001 Nächte sich hinziehenden Erzählens, das diese therapeutisch-lebensdienliche Wirkung entfaltet und sich in diesem Prozess selbst verändert und reflektiert. Dieses Zeitregime soll anhand ausgewählter Stationen rekonstruiert und auf seine Aktualität hin befragt werden.

Das Seminar findet in drei Blöcken statt. Gearbeitet wird mit der mittlerweile in drei Bänden erschienenen Übersetzung von Claudia Ott. Der ausgewählten Texte werden in einem Reader zur Verfügung gestellt. Über die Anforderungen für einen Schein werde ich vor Semesterbeginn per Mail informieren.