Im Dezember 2019 sah sich das Getty Museum (Los Angeles, USA) mit den Vorwürfen einer Falschzuschreibung konfrontiert: Forscher:innen konnten nachweisen, dass die bis dato Gaugin zugeschriebene Skulptur „Head with Horns“ nicht von diesem stammt. Hierbei zeigten sie auf, wie durch die Rezeption bisheriger Veröffentlichungen und dem fehlenden Überprüfen ursprünglicher Quellen die falsche Zuschreibung zu dem Künstler immer mehr verfestigt wurde. Dieses Fallbeispiel wollen wir als Ausgangspunkt nutzen, um unseren Blick für eine wichtige Quellengattung bei der Erforschung von Provenienzen zu schärfen und uns gemeinsam auf detektivische Spurensuche zu begeben, um gängige Narrative mit einem Blick auf die Quellen kritisch zu hinterfragen.
Karteikarten und digitale Datenbanken bilden für Kunsthistoriker:innen eine zentrale Quelle für die Analyse eines Kunstobjektes. Schwerpunktartig, aber nicht ausschließlich, wollen wir vor dem Hintergrund der Provenance Studies Karteikarten auf ihre Bedeutung für die Provenienzforschung untersuchen.
Zu Beginn werden wir uns den Dokumentationsprozess eines (Museums-)Objektes anhand des Leitfadens Dokumentation von Museumsobjekten erarbeiten. Diesen werden wir in die Entwicklungsschritte von analogen hin zu digitalen Dokumentationssystemen vor dem Hintergrund der Zugänglichkeit kontextualisieren. Hiervon ausgehend werden wir anhand einzelner Fallbeispiele untersuchen, welche Informationen und Datensätze durch die Dokumentation gewonnen werden können, wie diese erfasst werden müssen und wie diese kritisch zu interpretieren sind. Durch Exkursionen in verschiedene Münchner Einrichtungen wie das Lenbachhaus oder das Universitätsarchiv erhalten Sie Einblicke in das tägliche Arbeiten mit diesem Quellenkorpus. Ziel ist es, Ihnen hierbei beizubringen, wie Sie diese Quelle für die Provenienzforschung nutzen können. Hierbei wollen wir uns gemeinsam einem reflektierten Umgang mit historischen Quellen, aber auch digitalen Datenbanken, annähern.