Ziele und Schwerpunkte: Wir wollen die ganze Tragödie Oedipus lesen und vor der Frage nach den Eigenheiten des senecanischen Dramas interpretieren (Dramaturgie, Zeichnung der Figuren, Szenentypen, Redeformen, Rhetorik, Kommunikationsstrukturen, Frage der Aufführbarkeit, Frage nach Senecas ,Philosophie‘ im Drama). Ausgehend von der These, dass das Stück auch aufgeführt wurde, soll immer auch die Frage gestellt werden, wie die auftretenden (nicht nur sprechenden) Figuren im Bühnenraum agieren und durch ihr Sprechen bzw. ihre Reaktionen auf ihr Bühnen-Gegenüber und auf das zuschauende (und auch lesende) Publikum wirken.

Methode und Leistungsausweis: Im Zentrum stehen die Lektüre, Analyse und Interpretation des lat. Textes (ergänzend dazu die Lektüre von Passagen in dt. Übersetzung). In den einzelnen Sitzungsleitungen, die von den Studierenden übernommen werden, werden ausgewählte Textpartien gelesen und diskutiert, immer mit dem oben beschriebenen Fokus auf der Wirkung des Dramentexts und seiner Sprache. In Kurzreferaten werden übergreifende Themen behandelt (Biographie, Textüberlieferung, historischer Kontext, julisch-claudische Kulturpolitik, Metrik, Tradition des Oedipus-Mythos, Thebanerdramen, Gattungstradition, Tragödientheorie, Aufführungspraxis, Seneca als Philosoph, Nachwirkung u.a.).
Zum Leistungsausweis gehören die gründliche Vorbereitung auf die einzelnen Sitzungen und die aktive Teilnahme, die Übernachme einer Sitzungsleitung sowie eines Kurzreferats.
Für die Sitzungsleitung ist eine schriftliche Übersetzung einer ausgewählten Textpassage vorzubereiten, die eine Woche vorher abgegeben wird und mit Prof. Fuhrer vor der Sitzung im Rahmen des Teilmoduls "Übung zum Vertiefungsseminar") besprochen wird (Termin nach Absprache).
Die Hausarbeit soll die Interpretation des in der Sitzungsleitung vorgestellten und diskutierten Textabschnitts ins Zentrum stellen, mit Blick auf die Frage nach der Funktion in Kontext und Dramaturgie der ganzen Tragödie sowie der Bühnenwirkung.