Das Seminar geht dem Grund auf den Grund. Malerei fand während der Frühen Neuzeit längst nicht nur auf Leinwand und Holztafel statt, sondern auf einer Vielfalt von Bildträgern. Als Malgründe dienten, auch für Protagonist:innen der Epoche, unter anderem: Tafeln aus Kupfer, Halbedelsteinen oder Elfenbein, Glasscheiben (Hinterglasmalerei), Geschirr (Majolika, Porzellanmalerei), Stoffe (‚Tüchlein‘-Malerei, Malerei auf Seide, z.B. bei Guido Reni), kleine Elfenbeinplättchen (Porträtminiaturen, z.B. von Rosalba Carriera) - ja, sogar Spinnenweben. Auch die „shaped canvas“ kannte Vorläufer, so nahmen etwa Holztafeln die Form von Schilden (Caravaggios ‚Medusa‘), Staffeleien (Gijsbrecht) oder Paravents (neuspanische ‚Biombos‘) an. Zu diskutieren wäre zudem, ob auch das Schminken oder das farbige Fassen von Skulpturen sowie von "Gebrauchs-"Gegenständen wie Möbeln oder Geschirr Grenzbereiche der Malerei sind.

Solche Objekte werfen die Grundsatzfrage auf, was Malerei überhaupt ist: Inwiefern bestimmen Material und Form(at) des Bildträgers die Aussage des Bildes mit? Wie interagieren Material und (illusionistische) Malerei miteinander? Wann ist etwas überhaupt noch Malerei und wann bloß Bemalung - wann ein Bild ein Bild, wann ein Objekt?