Baudelaires ‚Blumen‘ und das ‚Böse‘
Charles Baudelaire (1821–1867) ist mit seinen Fleurs du Mal (1857/1861) in die Weltliteratur eingegangen und bestimmt seither das literarische Feld unausweichlich. Angesehen als der Begründer der modernité revolutionierte er nicht nur die lyrische Ästhetik, sondern etablierte auch außerhalb des künstlerischen Feldes eine Ästhetik der Moderne, welche das rezente Zeit- und Geschichtsbewusstsein schonungslos artikuliert. Doch eben dieses radikale Epochenbewusstsein und seine ‚unverblümte‘ ästhetische Umsetzung in seinen Blumen des Bösen führten nach der Erstauflage zu Missinterpretationen durch die Öffentlichkeit, zur Verurteilung des Dichters und zum Verbot des Gedichtbandes: Baudelaire wurde zum (gefeierten) Skandalautor.
In diesem Proseminar sollen Baudelaires Blumen und sein Böses semantisch erforscht und seine Poetologie analysiert werden. Den Rahmen dabei bilden eine Auswahl seiner kunsttheoretischen Schriften und Essays sowie die einschlägigen Baudelaire-Lektüren von Walter Benjamin, Hugo Friedrich und Karlheinz Stierle. Neben der Zusammenführung Baudelaires literarischen und theoretischen Schriften, liegt der zentrale Fokus der (Motiv-)Analyse und Interpretation auf der Kontextualisierung der Gedichte innerhalb der präzise erarbeiteten Gesamtkomposition des Gedichtzyklus’; er selbst hat dies folgendermaßen proklamiert:
"Le seul éloge que je sollicite pour ce livre est qu’il n’est pas un pur album et qu’il a un commencement et une fin."
"Le livre doit être jugé dans son ensemble."
Zur Anschaffung wird daher empfohlen:
Charles Baudelaire, Les Fleurs du Mal / Die Blumen des Bösen, frz. u. dt., übers. v. Simon Werle, Reinbek 2017.
Zur Lektüre vorab wird empfohlen:
Walter Benjamin, Charles Baudelaire. Ein Lyriker im Zeitalter des Hochkapitalismus, Suhrkamp 2019.
Hugo Friedrich, Die Struktur der modernen Lyrik. Von Baudelaire bis zur Gegenwart, Rowohlt 1956.
Karlheinz Stierle, Der Mythos von Paris. Zeichen und Bewußtsein der Stadt, Suhrkamp 2021.
- Enseignant: David Klein
- Enseignant: Clarissa Strunz