Geradezu als „Staatsdenkmal” der bayerischen Geschichte wurde der sogenannte Tassilo-Liutpirc-Kelch betitelt, der momentan den Höhepunkt der bayerischen Landesausstellung „Tassilo, Korbinian und der Bär“ in Freising bildet. Dieses um 770 entstandene und einzigartige Objekt wie auch die anderen ausgestellten Werke – darunter ebenfalls künstlerisch außergewöhnliche Handschriften, Goldschmiedewerke sowie Architekturteile – dienen der Evokation, dass Bayern im 8. Jahrhundert eigentlich alle Bedingungen erfüllte, ein Königreich zu werden (wäre da nicht Karl der Große gewesen). Doch wie wird mit und durch die ausgewählten Objekte in dieser wie auch in anderen (Landes-)Ausstellungen mittelalterliche Geschichte vermittelt? Und wie kann nicht nur eine Annäherung an die Vergangenheit entstehen, sondern auch die durchaus intendierte Identitätsstiftung? Das Seminar nimmt diese Fragen zum Ausgangspunkt, betrachtet in erster Linie die mittelalterlichen Werke und analysiert dann die Strategien der Bedeutungszuschreibung wie auch des heutigen musealen Umgangs mit ihnen.
- Trainer/in: Joanna Olchawa