Die Spätantike war trotz vieler Kontinuitäten eine Zeit massiver
soziokultureller und politischer Umwälzungen. Neue religiöse Bewegungen
wie der Manichäismus, das Christentum oder der frühe Islam prägten das
Leben der Menschen dieser Zeit, aber auch traditionelle pagane
Vorstellungen von Göttern und Schutzgeistern blieben lebendig und
existierten in Konkurrenz und Symbiose miteinander. Persönlicher Glaube,
kultische Handlungen oder religiöse Bewegungen beeinflussten alle
Menschen der spätantiken Welt – von alltäglichen Dingen bis hin zu
großen politischen Entscheidungen. Tatsächlich können wir für das
religiöse Leben in dieser Epoche auf eine erstaunliche Fülle an Quellen
zurückgreifen – von Gesetzestexten, Briefen und Predigten bis hin zu
Inschriften und Papyrusfragmenten. Wir hören von Ehedramen und
Liebeszaubern, von heiligen Narren und gewalttätigen Mönchen, von
christenverfolgenden Kaisern und Pfarrern im Bordell. Anhand einer Fülle
von Quellen wollen wir uns im Basiskurs dem Umgang mit transzendenten
Mächten während einer der Schlüsselepochen der eurasischen
Religionsgeschichte widmen.

- المعلم: Michael Hahn