Überblick:
Im frühen 18. Jahrhundert siedelte sich erstmals seit der spätmittelalterlichen Vertreibung wieder eine jüdische Familie in München an, aus der in den folgenden Jahrzehnten die erste kleine neuzeitliche jüdische Gemeinde entstand. Erst mit den umfassenden staatspolitischen Reformen am Beginn des 19. Jahrhunderts jedoch durften Juden in München sich auch formell als Gemeinde konstituieren, sodass sich erst 1815 die »Israelitische Kultusgemeinde München« offiziell gründete. Einige Jahre später wurde auch die erste neuzeitliche Synagoge in der Westenriederstraße errichtet. Trotzdem blieb die bayerische Politik gegenüber den Juden noch lange Zeit restriktiv und zielte vor allem darauf ab, die jüdische Ansiedlung zu begrenzen. Erst mit der rechtlichen Gleichstellung infolge der Einführung der Reichsverfassung 1871 entspannte sich die Lage. München wurde zur Heimat einer bedeutenden jüdischen Gemeinde, die zahlreiche Künstler, Wissenschaftler und Politiker hervorbringen sollte und durch den Zuzug aus Osteuropa auch eine immer größere religiöse und kulturelle Vielfalt aufwies. In der Weimarer Republik avancierte München dann nach einer kurzen Phase des demokratischen Aufbruchs zur konterrevolutionären »Ordnungszelle« der extremen Rechten. Der Antisemitismus nahm zu und erwies sich als Vorspiel zum Aufstieg des Nationalsozialismus. Dem Holocaust fiel der größte Teil derjenigen Münchner Juden, die nicht rechtzeitig hatten emigrieren können, zum Opfer. Als sich im Sommer 1945 die Kultusgemeinde nach der Katastrophe neu gründete, setzte sich die jüdische Gemeinschaft überwiegend aus osteuropäischen Holocaust-Überlebenden zusammen, die als »Displaced Persons« in der amerikanischen Besatzungszone Zuflucht gefunden hatten. Es war eine gewaltige Herausforderung, unter den Bedingungen der Nachkriegszeit eine neue jüdische Gemeinde aufzubauen und zu etablieren.
Der Vertiefungskurs widmet sich der neuzeitlichen Geschichte der Münchner Jüdinnen und Juden von den Anfängen bis in die jüngere Vergangenheit. Im Zentrum wird dabei die Arbeit mit Primärquellen stehen, teilweise auch in Zusammenarbeit mit dem Münchner Stadtarchiv.
Kursanforderungen:
Von den Student:innen wird die regelmäßige und aktive Teilnahme am Kurs sowie pünktliches Erscheinen erwartet. Außerdem ist die gründliche Vorbereitung des für die Sitzung vorgesehenen Textes obligatorisch. Als Prüfungsleistung ist eine Hausarbeit vorgesehen, die im Laufe des Semesters durch eine Kurzpräsentation mit Thesenpapier sowie eine Bibliographie vorbereitet wird. Benotet wird nur die Hausarbeit, die aber auf den vorbereitenden Arbeiten aufbaut, die über das Semester verteilt sind. Studierende, die während des Semesters mehr als zwei Mal ohne triftigen Grund fehlen, werden es daher schwer haben, den Kurs erfolgreich abschließen können.

- Викладач: Lenhard Philipp