Nie zuvor genossen Jüdinnen und Juden in Deutschland so viel Freiheit, nie zuvor waren sie so vollkommen mit anderen Deutschen gleichgestellt wie in der Weimarer Republik. Die neue Demokratie, die sich aus den Trümmern des Weltkriegs und den Wirren der Revolution erhob, schien für viele Jüdinnen und Juden den ersehnten Endpunkt einer langen und von Rückschlägen begleiteten Emanzipationsgeschichte zu bilden. Es kam zu einer Blüte der jüdischen Kultur und Religion sowie einer Öffnung bisher verschlossener gesellschaftlicher Sphären. Zugleich allerdings zeigt sich Weimar im Nachhinein als der Boden, auf dem der Aufstieg Hitlers bereitet wurde. Die Vorlesung zeichnet den keineswegs zwangsläufigen und eindimensionalen Weg von der Novemberrevolution bis zum Beginn des Nationalsozialismus aus der Perspektive der jüdischen Geschichte nach.