Als dritte der insgesamt vier Überblicksvorlesungen zur Musikgeschichte behandelt die Vorlesung die Zeit von etwa 1700 bis zu Beethoven und Schubert, reicht also von der Zeit des Hochbarock bis zum Übergang zur Romantik. Thematisiert werden einerseits die Grundlinien der Musikästhetik, von der Nachahmungsästhetik und Ästhetik der Empfindsamkeit bis zur Romantischen Musikästhetik, andererseits – jeweils exemplarisch anhand zentraler Komponisten und Einzelwerke – die wichtigsten Gattungen und Formen der Zeit:
Concerto, Da-capo-Arie und Opera seria (Pergolesi), Opernensemble und Opera buffa (Mozart), Streichquartett (Haydn), Klaviersonate, Symphonie, Variationen und Klavierkonzert (Beethoven) sowie Streichquintett (Schubert). Dabei sollen jeweils auch verschiedene Analysemethoden werden und Grundfragen der Musik angesprochen werden. Abgeschlossen wird die Vorlesung mit der Frage nach dem „Romantischen“ in der Musik.


Semester begleitendes Tutorium

Was ist Musikwissenschaft?

Oder noch grundlegender: Was überhaupt ist Musik? Welche Musikanschauungen der Antike wirken über Jahrhunderte bis heute nach? Was macht ein Musikethnologe und wie schreibt man Musikgeschichte? Wie funktioniert musikwissenschaftliches Arbeiten? Was sind Stimmungen und Temperaturen?...

Anhand der Diskussion und Erarbeitung zentraler Fragen erhalten Sie verschiedene Einblicke in die methodische und inhaltliche Breite des Faches Musikwissenschaft, üben eine immer eigenständigere wissenschaftliche Auseinandersetzung mit Texten und Quellen und lernen die wichtigsten Techniken und verbindlichen Standards wissenschaftlichen Arbeitens kennen.

Ablauf

Der Kurs ist als reiner Online-Kurs in einer Mischung aus wöchentlichen Präsenz-Meetings via Zoom und asynchronen Kurs-Bausteinen angelegt. Unterstützend wird die Plattform moodle für die Materialsammlung und als Daitedepot verwendet. Der Zugang zu Moodle wird Ihnen nach erfolgreicher Anmeldung über LSF per Mail mitgeteilt.

Die theoretischen Blöcke des Kurses behandeln einerseits Entwicklung, Bau und Akustik der Orchesterinstrumente; außerdem die zahlreichen Vorläufer und „ausgestorbenen“ Vertreter in Grundzügen. Andererseits werden diverse übergreifende Themen behandelt, wie z. B. Partitur- und Orchestergeschichte, Notation, Fragen der Besetzung.

Ein wichtiges Augenmerk liegt auch auf der praktischen Seite des Kurses: das selbständige Erstellen von Klavierauszügen aus Partituren unterschiedlichster Komplexität; – eine Fähigkeit, die im Studium laufend benötigt wird.


Die Veranstaltung behandelt die satztechnischen Grundlagen (Pentatonik, Tonarten, Zusammenklänge, Kadenzen und Signalakkorde), den vierstimmigen Satz (Regeln, Generalbass, Modulation) und Satzmodelle (Sequenzen, Parallelismus, Oktavregel) aus unterschiedlichen theoretischen Blickwinkeln.

Zusätzlich wird regelmäßig Gehörbildung geübt (Solfège, Melodiedikate, Zusammenklänge).


Im Kurs werden die Grundlagen der Gehörbildung sowie fundamentale Aspekte der musikalischen Notation & Grammatik behandelt.

WICHTIG: Voraussetzung hierfür ist die Fähigkeit, Noten lesen und mit musikalischer Notation umgehen zu können – der Zeitrahmen des Kurses lässt eine ausführliche Wiederholung hiervon NICHT zu.

Die Themenbereiche umfassen unter anderem:

  1. Melodielehre: Die Ordnung des westlichen Tonsystems in Skalen, Klauseln, Mehrstimmigkeit
  2. Harmonielehre: Drei- und Vierklänge und deren typische Verbindungen, Modulation, Kadenz
  3. Musikalische Grammatik: Vierstimmiger Satz, Generalbass, einfache Satzmodelle
  4. Gehörbildung: Tonales vom-Blatt-Singen, Intervall-Hören, Melodie-Diktat


Wie beim Erlernen einer Sprache die grammatischen Grundlagen, so sind bei der Beschäftigung mit musikalischen Phänomenen fundierte theoretische Kenntnisse unabdingbare Voraussetzung für das Erkennen und Verstehen übergeordneter Zusammenhänge. In der "Einführung in die Satzlehre“ werden folgende Themengebiete behandelt:

  • Gehörbildung
  • Intervall- und Akkordlehre
  • Einführung in den Generalbass
  • Harmonielehre
  • zentrale Analyseverfahren.


Semester begleitendes Tutorium

Worum geht es?

Die Kategorie der "Form" ist für die musikalische Analyse essentiell und dabei sowohl ein Erkenntnisziel als auch ein Ausgangspunkt einer jeden Werkbetrachtung.

Gleichzeitig ist der Begriff der "Form" als solcher nicht unproblematisch: Kann man Kompositionen mancher Epochen nicht ohne die ihnen zugrundeliegenden, manchmal klar umrissenen Formmodelle verstehen, muss bei einer musikalischen Analyse auch immer damit gerechnet werden, dass ebensolche Formmodelle Idealgestalten sind und in der kompositorischen Praxis oft genug überwunden oder gar bewusst ignoriert werden.

In der Übung sollen die unterschiedlichsten Formmodelle der Instrumentalmusik, wie Sonatenhauptsatzform, Fuge, Rondo etc., mittels exemplarischer Werkanalysen kennengelernt werden. Dabei werden verschiedene Gattungen und Epochen Gegenstand der Betrachtung sein, so dass der Formenlehre-Kurs gleichzeitig eine Einführung in die Methodik der musikalischen Analyse darstellt und das Wissen aus dem dazugehörigen Satzlehrekurs angewendet wird.

Ablauf

Der Kurs ist als reiner Präsenz-Kurs angelegt. Die Plattform moodle wird unterstützend für die Materialsammlung und als Daitedepot verwendet. Der Zugang zu Moodle wird Ihnen nach erfolgreicher Anmeldung über LSF per Mail mitgeteilt.

In diesem Seminar zur Musikpsychologie liegen die inhaltlichen Schwerpunkte einerseits auf Forschungsergebnissen zum Musikhören (z.B. Wahrnehmung unterschiedlicher Parameter von Musik, Wahrnehmung emotionaler Qualitäten von Musik) und andererseits auf Forschungsergebnissen zum Musizieren (z.B. Abgrenzung von Theorien der Begabung und der Expertise). Methodisch liegt der Schwerpunkt auf der Betrachtung empirischer Originalstudien, die durch Sekundärliteratur ergänzt werden.

In diesem Seminar werden wir uns dem "ältesten Musikinstrument", der menschlichen Singstimme, in unterschiedlichen Fachperspektiven und mit unterschiedlichen methodischen Herangehensweisen nähern.

Was die Musikethnologie zu einem spannenden Untersuchungsfeld macht, ist ihre gegenwartsbezogene Forschung. Ausschnitte aus dem Leben derzeitiger Musikkulturen rund um den Globus werden dies in der Veranstaltung jeweils verdeutlichen. Wie aber entstehen musikethnologische Forschungen? Die Sitzungen dienen daher auch dazu, beispielhaft in die verschiedenen Methoden der Musikethnologie einzuführen und sie zu diskutieren. Im Mittelpunkt stehen die Feldforschung mit der Interviewführung, Virtuelle Feldforschung und Fragen zu audio-visuellem Datenmaterial; auf letzteres nimmt auch der Titel der Veranstaltung, „Fern_Sehen“ Bezug. Als Gäste geladen sind u.a. der ugandische Musiker Ssewa Ssewa mit der von ihm erfunden und patentierten Doppelstegharfe Janzi, der Kontrabassist und Arrangeur Martin Zenker (Jazz Institut) zusammen mit der mongolischen Sängerin Enji.


Wie funktioniert eigentlich Schall? Wieso klingen Instrumente unterschiedlich? Was sind Teiltöne und Klangfarben? Warum klingen tiefe Töne am Klavier oft unsauber? Was hören Babies im Mutterleib? Warum ist Gehörschutz so wichtig? Wieso lassen Akustiker Luftballons in Kirchen platzen? Wie baut man den perfekten Konzertsaal? Was ist ein Wirbel am Spalt? Wie funktionieren Kassetten? Wieso hat Musik so eine große Wirkung auf uns? Hat unser Musikgeschmack etwas mit unserer Persönlichkeit zutun? Warum hat eine CD einen Durchmesser von 12cm und wie kann es überhaupt sein, dass Löcher in einer Scheibe als Töne aus einer Membran kommen?

Besuchen Sie dieses Seminar und lernen Sie alles von der Entstehung eines Klangs über seine Reise durch den Raum und das Ohr bis ins Gehirn und was er dort mit uns anrichtet!


Unter der Bezeichnung Musik des Mittelalters wird eine breite Vielfalt unterschiedlichster Musikrichtungen und Kompositionsverfahren zwischen dem 9. und dem 15. Jahrhundert in einer übergeordneten Epochenbezeichnung zusammengefasst. Dabei sprechen wir von unterschiedlichen musikalischen Formen, die zu verschiedenen Zeiten, an je anderen Orten entstanden sind, sowie verschiedenartigen Funktionen entsprachen.
Zudem wurden sie in je andersartigen Systemen notiert. Je nachdem, ob wir einstimmige oder mehrstimmige Musik betrachten und je nach Überlieferungssituation lässt ein musikalisches Stück, unterschiedliche Analysemethoden und Interpretationen zu.

Diese Lehrveranstaltung ist eine Einführung in die vielen Facetten mittelalterlicher Musik und vermittelt gleichzeitig die nötigen methodischen Kompetenzen, um diese musikwissenschaftlich erfassen zu können.

Worum geht es?

Diese Übung baut auf dem Formenlehre-Kurs "Instrumentale Formen" auf und setzt das dort angeeignete Wissen um die unterschiedlichsten Formmodelle der Instrumentalmusik und erste selbständige Fertigkeiten musikalischer Analyse voraus. Daran anknüpfend wird die Kateogrie "Form" nun also um die Betrachtung vokaler Gattungen erweitert  - durch Analysen von Beispielen aus dem Bereich der Oper, des Oratoriums oder des Liedschaffens.

 

Ablauf

Der Kurs ist als reiner Präsenz-Kurs angelegt. Die Plattform moodle wird unterstützend für die Materialsammlung und als Daitedepot verwendet. Der Zugang zu Moodle wird Ihnen nach erfolgreicher Anmeldung über LSF per Mail mitgeteilt.

Dieses Seminar vermittelt zunächst Grundlagen, wie man aus moderner Sicht Töne und Intervalle exakt messen kann, wo die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung liegen und wie moderne Methoden zur Erarbeitung historischer Stimmungen eingesetzt werden können. Anschließend werden gemeinsam unterschiedliche historische Stimmungssysteme erarbeitet und kulturgeschichtlich kontextualisiert (z.B. pythagoreische Stimmung, temperierte Stimmung, reine Stimmung usw.).

Um die theoretisch erarbeiteten Stimmungen auch in der Praxis als realen Klang kennenlernen zu können, wird im Unterricht mit moderner Computer-Software gearbeitet.


Das Seminar befasst sich historisch mit Musik der „süddeutsch-österreichischen Hochromantik“ und musikanalytisch mit einigen Kompositionen Lachners, wobei der Schwerpunkt auf seinem Lied-, Sinfonie- und Suitenschaffen liegt.

Erik Satie (1866-1925) gilt als der große Außenseiter der musikalischen Moderne, als eine ungreifbare, sich allen Kategorien entziehende Figur – als Dadaist belächelt oder verachtet von den einen, als Wegbereiter der Avantgarde bewundert und verehrt von den anderen. Entsprechend ist Saties Musik zum einen völlig unbekannt, zum andern Teil der modernen Popkultur geworden (etwa durch die als Film- und werbemusik eingesetzten Gymnopédies). Das Seminar soll mit den vielen verschiedenen Facetten von Persönlichkeit und Werk innerhalb der verschiedenen Kontexte der französischen und europäischen Musik- und Kulturgeschichte zwischen 1880 und 1925 bekannt machen und ausgewählte Werke (ggf. einschließlich der Schriften) behandeln. Französisch-Kenntnisse sind von Vorteil, aber nicht Bedingung der Teilnahme.


Der irische Schriftsteller Samuel Beckett (1906–1989) galt als sehr musikalisch und spielte lebenslang leidenschaftlich Klavier. Es verwundert daher nicht, dass Musik in seinem Schaffen eine wichtige Rolle spielt: einerseits griff er in seinen Werken etwa auf Kompositionen von Beethoven oder Schubert zurück und andererseits können in seinen Texten musikalische Kompositionstechniken aufgezeigt werden, die eng mit kompositionsgeschichtlichen Entwicklungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verwoben sind.

In dem Seminar sollen, neben der „Musikalität“ der Texte, Hörspiele und Filme Becketts, seine Einflüsse auf Komponistinnen und Komponisten aufgezeigt und diskutiert werden. Die weltweite Rezeption seiner Werke führte zu sehr unterschiedlichen Auseinandersetzungen, von denen einige Kompositionen exemplarisch analysiert werden sollen.


Die französische Musikgeschichte steht zur deutschsprachigen (deutsch-österreichischen) seit langen in einem eigentümlichen Verhältnis von heftiger Konkurrenz und gegenseitiger Anziehung, aber doch in der Wahrnehmung von deutschem „Zentrum“ und französischer „Peripherie“. Mit den ersten Werken Claude Debussys, Erik Saties und Maurice Ravels im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts änderte sich dieses Verhältnis: Die Französische bzw. eigentlich Pariser Moderne erlangte eine solche Eigenständigkeit und Ausstrahlungskraft, dass sie nicht nur auf „Ohrenhöhe“ zur deutschen Musik gelangte, sondern hinsichtlich ihrer Innovationskraft diese übertraf. Die Vorlesung beleuchtet die einzelnen Stationen und Persönlichkeiten dieser Entwicklung zwischen ca. 1890 und 1945, d.h. von den ersten bahnbrechenden Werken Debussys bis hin zu Olivier Messiaens Versuch einer völligen Neubegründung von Musik schlechthin. Dabei sollen außer der Vorgeschichte (Ars Gallica, Wagnérisme etc.) auch eher unbekannte oder vernachlässigte Aspekte (wie z.B. die französische Orgeltradition, die Groupe de Six oder die Jeune France) behandelt werden.

Die Visualisierung von Klang in Form von musikalischer Notation wurde seit Jahrhunderten immer wieder aufs Neue praktisch erprobt und theoretisch verhandelt. Diese einführende Kurs befasst sich inhaltlich mit modalen sowie mensuralen Aufzeichnungsformen vom 11. bis ins 16. Jahrhundert: Die genaue Kenntnis einzelner Notationsarten, beginnend mit der ›Modalnotation‹ des Hochmittelalters über die sogenannte ›Franconische Notation‹ des Spätmittelalters bis hin zur ›Weißen Mensuralnotation‹ der Renaissance, sollen darin Grundlage für Reflexionen über historische Musiknotation als Schriftkultur, deren Quellen sowie ihre Relevanz für aktuelle schrift- und bildtheoretische Diskurse sein.

Herbert von Karajan nimmt unter den Dirigenten des 20. Jahrhunderts eine Ausnahmestellung ein, die sich auch mehr als drei Jahrzehnte nach seinem Tod in einer fast ungebrochenen medialen Präsenz und Verkaufsrekorden seiner Einspielungen zeigt. Karajan galt als „Phänomen“, und er selbst tat alles, um seine Begabung entsprechend zu inszenieren, beginnend bereits im Nationalsozialismus und bis zum Ende seiner mehr als 60 Jahre umspannenden weltweiten Künstlerlaufbahn; die enge Verbindung mit den technischen Medien bzw. Multiplikatoren und ihrem Fortschritt (Schallplatte, CD, Film, Radio Fernsehen und Video) spielt dabei eine wesentliche Rolle. Das Seminar beschäftigt sich mit der medialen (Selbst-)Inszenierung Karajans, dem dahinter stehenden Apparat, ihrer Vermarktung und der daraus resultiertenden Rezeption, ohne biographische, institutionsgeschichtliche und interpretatorische Aspekte zu vernachlässigen. Grundlage des Seminars sind ausgewählte audiovisuelle Dokumente.