Während des gesamten Mittelalters waren Urkunden ein zentrales Mittel zur Ausübung von Herrschaft. Mit Urkunden konnte der Herrscher beispielsweise seinen Untergebenen Rechte und Privilegien gewähren, ihnen Befehle erteilen, Gerichtsurteile fällen oder Erklärungen über geltendes Recht abgeben. Dafür bot sich vor allem im Spätmittelalter eine Vielzahl an verschiedenen Formen an: Vom reich verzierten feierlichen Privileg auf kostbarem Pergament bis hin zum fast schmucklosen Brief auf einem Papierzettel. Die Diplomatik (Urkundenlehre) ist daher ein unerlässliches Instrument zur Entschlüsselung und Interpretation herrscherlicher Politik. Mit ihrer Hilfe lassen sich nicht zuletzt auch gefälschte Urkunden aufspüren. In der Übung sollen daher Grundfertigkeiten in der Arbeit mit spätmittelalterlichen Urkunden, wie etwa das Lesen der mittelalterlichen Schriften oder das Interpretieren der äußeren und inneren Merkmale und Formalia vermittelt werden, wobei ein Schwerpunkt auf das frühe 15. Jahrhundert gelegt wird.

Auf der Handschriftenkunde ruhen Editionen, sie liefert der Wissenschaft neue Quellen und und Erkenntnisse. Doch die wissenschaftliche Beschreibung einer Handschrift stellt mancherlei Anforderungen an den Bearbeiter, denn in kaum einem Bereich der historischen Grundlagenforschung fließen so viele Teildisziplinen zusammen wie dort. Dazu gehören neben Kenntnissen in Paläographie, Kodikologie und Einbandkunde vor allem auch fundierte sprachliche Kenntnisse, um die (mehrheitlich lateinischen) Texte entziffern, verstehen und identifizieren zu können. Die Übung möchte eine praxisorientierte Einführung in die verschiedenen Schritte und Aspekte der Handschriftenerschließung geben, Grundlagen der Paläographie und Kodikologie vermitteln und dabei vor allem Gelegenheit zu eigenem Lesen, Transkribieren und Nachforschen bieten. Für die Teilnahme sind Grundkenntnisse des Lateinischen empfehlenswert.


Im Rahmen des Historikertags 2021 in München sollen in Form einer Vitrinenausstellung die bekanntesten Stücke (insbesondere Handschriften, aber auch Karten) aus der Sammlung der Münchener Universitätsbibliothek präsentiert werden. Die Lehrveranstaltung dient der Gestaltung dieser Ausstellung: Ziel ist, zunächst die Bedeutung und die Wirkungsgeschichte der betreffenden Objekte zu erschließen, ehe in einem zweiten Schritt überlegt werden soll, wie das jeweilige Exponat in der Ausstellung am wirkungsvollsten präsentiert und mit welchen Begleittexten es einer breiteren Öffentlichkeit erschlossen werden kann.

Die lateinische Sprache, in der die meisten mittelalterlichen und auch viele neuzeitliche Quellen abgefasst sind, stellt erfahrungsgemäß eine gewisse Hemmschwelle bzw. Eingangshürde bei der Beschäftigung mit diesen Quellen dar, zumal typisch mittelalterliche Quellen wie Urkunden oder hagiographische Texte auch eine eigene Herangehensweise verlangen. Die Lehrveranstaltung hat das Ziel, diese Hemmschwelle abzubauen und in den adäquaten Umgang mit diesen Quellen einzuführen. Zunächst soll ein kurzer Überblick über die Geschichte der Disziplin Mittel- und Neulatein gegeben werden, anschließend werden die wichtigsten Hilfsmittel für die Übersetzung lateinischer Quellen sowie ihre richtige Benützung vorgestellt. Im Hauptteil der Veranstaltung sollen dann gemeinsam exemplarische Texte gelesen werden, an denen die Eigenheiten des mittelalterlichen und neuzeitlichen Latein sowie bestimmter Quellengattungen aufgezeigt werden sollen.

Im Oberseminar wird über den Stand der laufenden Bachelorarbeiten, Master-/Magister-arbeiten und Dissertationen berichtet; zudem stellen Mitarbeiter und auswärtige Kollegen ihre Projekte vor.

Im Lektürekurs innerhalb des Master-Studiengangs lesen die Studierenden selbständig wissenschaftliche Literatur, die zu den Grundlagenwerken des Faches gehört oder einen besonderen Einfluss auf die Forschung ausgeübt hat. Die Auswahl der Titel erfolgt in Absprache mit dem Dozenten in der ersten Sitzung; in einer Zwischenbesprechung gegen Mitte des Semesters können etwaig auftretende Fragen oder Probleme erörtert werden; in der mündlichen Abschlussbesprechung am Semesterende wird die Lektüre diskutiert.

Handschriften gehören zu den faszinierendsten Objekten, die sich aus dem Mittelalter erhalten haben. Die Vorlesung stellt berühmte Codices aus der Zeit vom 10. bis zum 13. Jahrhundert vor und erläutert, warum sie für die grundwissenschaftliche und auch generell für die mediävistische Forschung so wichtig sind und worauf ihre Bekanntheit fußt (Buchschmuck, Inhalt, Besitzgeschichte und spätere Verwendung der Handschrift etc.). Auf diese Art und Weise sollen bestimmte Aspekte der mittelalterlichen Kultur anhand dieser Objekte exemplarisch behandelt werden.

Wissentlich verbreitete Falschmeldungen dienen der politischen Propaganda, sind gezielte Strategie der Desinformation und beeinflussen politische Entscheidungen. Nicht nur die Gegenwart, auch das Mittelalter bietet zahllose Beispiele für den manipulativen Umgang des Menschen mit dem Wahrheitsbegriff. Wie lässt sich mit Hilfe der grundwissenschaftlichen Disziplinen der Diplomatik, Paläografie, Sphragistik und Chronologie die Authentizität historischer Quellen überprüfen? Was war die Motivation der mittelalterlichen Fälscher? Und was passierte mit Fälschern, sofern deren Tun überhaupt zeitnah entdeckt wurde? Die Übung bietet unter anderem die Möglichkeit, anhand der Erkenntnisse der großen Regesten-Werke (Regesta Imperii) und kritischen Urkunden-Editionen (MGH) Fälschungsmerkmale an vorgeblichen Kaiser- und Königsurkunden nachzuvollziehen. Die Ritualmordlegende, die immer wieder Vorwand für die Unterdrückung und Verfolgung von Juden war, bietet ein Beispiel für die politische Propaganda verantwortlicher Stadt- bzw. Landesherren, die durch Textquellen entlarvt werden kann.

Die noch junge Wissenschaft der mittelalterlichen und neuzeitlichen Epigraphik hat innerhalb der letzten 25 bis 30 Jahre eine rasante Entwicklung erfahren, die sich im eifrigen Ausbau der europaweiten Editionen der Quelle Inschrift in nationalen Inschriftencorpora sowie in zahlreichen schrift- und formularkundlichen Untersuchungen niederschlug. Trotz vielfältiger in- und ausländischer Aktivitäten bleibt die Erstellung einer gesamteuropäischen Epigraphik für viele Inschriftenarten weiterhin ein Desiderat der Forschung. Die Vorstellung eines einheitlichen Entwicklungsverlaufes von Schrift und Formular, wie er über weite Strecken im deutschen Sprachraum nachzuvollziehen ist, muss aus gesamteuropäischer Sicht nicht selten modifiziert und korrigiert werden. Die an epigraphisch Fortgeschrittene gerichtete Veranstaltung beschäftigt sich mit den „Brennpunkten“ der epigraphischen Forschung und den Möglichkeiten und Grenzen der regionalen und zeitlichen Einordnung von Inschriftendenkmälern anhand epigraphischer Methoden.

Die Veranstaltung vermittelt einen Überblick über die gebräuchlichen Schriftformen der Inschriften von der römischen Antike bis in die frühe Neuzeit, wobei auch wichtige regionale wie materialspezifische Sonderentwicklungen der Schrift berücksichtigt werden. Den Schwerpunkt bildet Zentraleuropa, insbesondere der deutsche Sprachraum. Eine bedeutende Rolle spielen zu gewissen Zeiten auch randeuropäische Schriftphänomene, die wir ebenfalls in den Blick nehmen wollen. Im Rahmen von Referaten sollen Sie ausgewählte Inschriften vorstellen, die formalen Merkmale beschreiben und die Schrift entwicklungsgeschichtlich einbetten.

Die Veranstaltung dient zur Einführung in die Grundbegriffe, Arbeitsmethoden und Hilfsmittel der Historischen Grundwissenschaften, die sich aus etwa einem Dutzend unterschiedlicher, etablierter wie junger Forschungszweige zusammensetzen. Jedes Fach ist für sich autonom und erfordert eigene Fragestellungen und Methoden. Zu den klassischen Gebieten der Geschichtlichen Hilfswissenschaften zählen die Diplomatik (Urkundenlehre) und die Paläographie (Lehre der Entwicklung der lateinischen Schrift), die den Schwerpunkt der Veranstaltungen bilden. Ferner gilt die Betrachtung den eng in Zusammenhang mit diesen Kernfächern stehenden Forschungsbereichen Chronologie (Zeitrechnungslehre) und Sphragistik (Siegelkunde) sowie der an der hiesigen Abteilung besonders gepflegten, jungen Disziplin der Epigraphik (Inschriftenkunde) des Mittelalters und der Neuzeit.  

Grundkenntnisse in Latein von Vorteil!