Die kampanische Landstadt Pompeji ist mehr als nur eine Momentaufnahme ihres katastrophalen Untergangs im Jahr 79 n. Chr. Der Vesuv zerstörte eine Stadt, die rund 700 Jahre alt war und mehrere einschneidende kulturelle und soziale Umbrüche erlebt hatte, darunter die Gründung einer römischen colonia mit der Ansiedlung von Veteranen im Jahr 80 v. Chr. In den letzten 25 Jahren haben Archäologen die Stadtwerdung von Pompeji und die vorrömischen Phasen der Stadt systematisch untersucht. Die neuen Forschungen bilden den Ausgangspunkt dieser Vorlesung. Sie gibt einen Überblick über die verschiedenen Stadtphysiognomien Pompejis von der samnitischen Zeit bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. und diskutiert diese im Lichte des kulturellen, politischen und sozialen Wandels der Stadt und ihrer Bevölkerung. Hauptaugenmerk liegt auf den öffentlichen, kollektiv genutzten, Räumen der Stadt, den Heiligtümern, den Versammlungsorten, dem Forum sowie auf der sich verändernden Wohnkultur.


Außerhalb der zivilisierten Welt von Stadt und Kulturlandschaft, in luftigen Bergen und finsteren Wäldern, reißenden Fluten und wasserlosen Wüsten, herrscht die Natur in ihrem rohen Urzustand und stellt eine lebensbedrohliche Gefahr dar. In den ungezähmten Naturgewalten sahen die Menschen der Antike numinose Kräfte am Werk, die es durch Opfer und Votive zu besänftigen galt. Gerade als Gegenbild zur Zivilisation wurde Natur aber auch aufgrund ihrer ästhetischen Qualitäten geschätzt und in bewusst gestalteter Form in den menschlichen Lebensraum integriert. Natur hat viele Gesichter, sie ist bedrohlich, göttlich und schön. Diese verschiedenen Aspekte der Auseinandersetzung des antiken Menschen mit der Natur sollen im Zentrum des Hauptseminars stehen.


Wie kam Zeus an die Macht? Seit wann wird Athena in Athen verehrt? Was macht die Pythia in Delphi? Warum heißt Aphrodite auch Kypria? Was ist bei den Eleusinischen Mysterien passiert? Warum pilgerten die Griechen nach Epidauros? Wieso ist Hera immer so schlecht drauf?


Wer sich solche Fragen schon gestellt hat, wird in diesem interdisziplinären Kurs Antworten finden. In Referaten und Gruppenarbeiten werden wir ausgewählte Fallbeispiele zu einzelnen Gottheiten, Heiligtümern und religiösen Festen untersuchen. Dabei werden literarische Texte, Kultbilder, historische Dekrete, archäologische Befunde und vieles mehr zu Wort kommen und aus philologischer, archäologischer und althistorischer Perspektive untersucht. Ziel ist es, ein Grundverständnis für das griechische Pantheon und die Besonderheiten griechischer Kultausübung zu entwickeln.

Dabei wollen wir auch in tiefere Schichten vordringen, zum Wesenskern des griechischen Polytheismus: Im Unterschied etwa zu den monotheistischen Religionen war die griechische Religion nicht dogmatisch, sondern praxisorientiert: Tägliche Kulthandlungen und regelmäßig wiederkehrende religiöse Feste beherrschten den Alltag, gaben dem Leben Struktur. Der Glaube an Zeus und Co. konnte demgegenüber sehr individuell ausfallen. So behauptet der im 5. Jahrhundert v. Chr. tätige Historiker Herodot, „dass Homer und Hesiod den Griechen ihre Götter geschenkt haben“, und impliziert damit, dass die Götterwelt eine Schöpfung der Dichter gewesen sei. Wir werden uns also auch mit der in den Altertumswissenschaften nach wie vor kontrovers diskutierten Frage beschäftigen: (Wie) glaubten die Griechen an ihre Götter?


In der antiken Literatur finden sich an zahllosen Stellen Beschreibungen von Werken der Bildenden Kunst: Der Sänger Homer schildert, wie Hephaistos Achill den phantastischen Schild schmiedet, mit dem dieser in seinen Tod geht; der Anwalt Cicero stellt im Prozess gegen den korrupten Statthalter Verres die Schätze vor, die dieser aus griechischen Heiligtümern geraubt hat. Der Redner Lukian demonstriert seinem Publikum, wie virtuos er den Vortragssaal preisen kann, in dem er gerade auftritt, und der Architekt Vitruv zieht über Geschmacksverirrungen seiner Zeitgenossen her, die sich Mutanten und statische Albträume an ihre Wände malen lassen.

 

Das, was seit der römischen Kaiserzeit als ‚Ekphrasis‘ bezeichnet wird und als „beschreibender Text, der das Mitgeteilte anschaulich vor Augen führt“ (Theon von Smyrna) in rhetorischen Lehrbüchern auftaucht, findet sich von frühester Zeit an in ganz verschiedenen literarischen Gattungen. So unterschiedlich wie die Kontexte sind auch die Arten von Kunstwerken und Gebäuden, die beschrieben werden, sowie die Intentionen, die hinter den Texten stehen – gemeinsam ist ihnen allen, dass sie uns nicht nur Aufschluss über verlorene Kunstwerke und materielle Erzeugnisse der Antike geben, sondern vor allem auch darüber, wie diese in ihrer eigenen Zeit gesehen, gedeutet und diskutiert wurden.

 

Im Kurs werden wir verschiedene Formen antiker Kunstbeschreibungen schlaglichtartig beleuchten. Auf dieser Grundlage werden wir uns die Frage stellen, wie die antiken ‚Betrachter‘ mit den Objekten umgingen, aber auch, auf welche Weise Schriftsteller Ekphraseis als literarische Werkzeuge einsetzten, wie sie bei der Versprachlichung von Bildwerken vorgingen und welchen Zweck sie damit im Rahmen ihres jeweiligen Werks verfolgten.

 

Teilnahmevoraussetzung sind aktive Mitarbeit, die regelmäßige Lektüre von Literatur zur Vorbereitung der Sitzung und die Übernahme eines Referats. Alle antiken Texte werden in Übersetzung gelesen, aber Kenntnisse des Griechischen und Lateinischen sind höchst willkommen.


Das Proseminar beschäftigt sich mit Vor- und Darstellungen von Fremden in der griechischen und römischen Kultur. Ausgehend vom Selbstbild der jeweiligen Kernkultur werden unterschiedliche soziale Gruppen anhand von Text- und Bildquellen analysiert. Dabei werden Phänomene des Nicht-Griechischen bzw. Nicht-Römischen in verschiedenen Medien und im Hinblick auf deren jeweilige Wirkbereiche untersucht.

Im Rahmen der Übung werden anhand ausgewählter Fallbeispiele zu Heiligtümern in Attika Kenntnisse im Bereich Datenbankensysteme und GIS vermittelt. Hierfür werden zunächst im Rahmen von Gruppenarbeitseinheiten mögliche Strukturierungsvorschläge für aus dem archäologischen Befund ableitbare Informationen entwickelt. Der zweite thematische Block zielt auf die Visualisierung dieser Daten vor dem Hintergrund der Humangeographie ab.

Zusätzlich zu diesen Unterrichtseinheiten besteht die Möglichkeit, an einer einwöchigen Dokumentationskampagne im Raum Sounion mitzuwirken.