Migration und Mobilität sind Themen, die die Welt 2023 bewegen. Forscher haben gezeigt, dass Migration auch eine essentielle Rolle in und zwischen den Kulturen der antiken Welt spielte. Historiker, Archäologen und Sprachwissenschaftler haben Spuren von Migration in Mesopotamien, im chinesischen Altertum und in der griechisch-römischen Welt analysiert. Wie in unserer Zeit gab es auch in der Antike viele verschiedene Gründe für Menschen, um zu migrieren: es gab Migranten, die flüchten mussten vor Krieg oder Umweltkatastrophen; es gab Migranten, die als Sklaven zu einem neuen Land geführt wurden; es gab Migranten, die Arbeit suchten oder Handel trieben; und es gab Migranten, die aus Neugierde um die Welt reisten.

In diesem Seminar werden wir die spannenden Beziehungen zwischen Migration und antiken Narrativen (in Text und Bild) studieren. Die Literatur (und die bildende Kunst) erzählt Geschichten von Migration und konstruiert Geschichten und Vorstellungen von Migration. Die Literatur, die einerseits von Migranten und andererseits von Vertretern der Kulturen, in die man migriert, produziert wird, lädt die Leser ein, nachzudenken über die Herausforderungen und die Vorteile von menschlicher Mobilität. Inwiefern ist das moderne Konzept der Migrantenliteratur, das im Rahmen des Postkolonialismus entwickelt wurde, hilfreich, um antike Narrative von Migration (in Text und Bild) zu verstehen? Und wie können Geschichten der Antike uns helfen, über Migration im 21. Jahrhundert nachzudenken?

Das Seminar wird wie folgt aufgebaut sein: 1. Einleitung zur Migration (und zu interkulturellen Dialogen) in und zwischen verschiedenen Kulturen der Antike; 2. theoretische und methodische Überlegungen zum Begriff der ‘Migrationsliteratur’ und zur Sekundärliteratur; 3. Geschichten von Migration und Mobilität in den Münchener Museen (v.a. Antikensammlung, Staatliches Museum Ägyptischer Kunst, Museum Fünf Kontinente); 4. Interpretationen von ‘Migrationsliteratur’ aus der griechischen Literatur der römischen Kaiserzeit: griechische Grabinschriften in Rom, Dionysios von Halikarnassos, Lukian von Samosata u.a.; 5. mündliche Präsentationen zu einem ausgewählten Thema von den teilnehmenden Studierenden; 6. internationale Tagung mit Studierenden aus den Niederlanden (Austausch).


In dieser LMU-Cast Playlist finden Sie begleitende Tutorials zur Übungen "Digitale Bildbearbeitung für Archäologen".


Der Hellenismus, die Epoche, die die Forschung traditionell mit dem Tod Alexander des Großen 323 v. Chr. einsetzen läßt, bringt für die Gesellschaften und Menschen des Mittelmeerraums tiefgreifende Veränderungen. Mit der Formierung der Diadochenreiche im Osten und dem Erstarken Karthagos und Roms im Westen etabliert sich das Bewußtsein einer grenzenüberwindenden, weltumfassenden Zivilisation. Die Vorlesung entwirft ein synthetisches Bild der Epoche anhand von zehn übergreifenden Leitkonzepten, die Politik und Ästhetik gleichermaßen betreffen und die an ausgewählten aussagekräftigen historisch-archäologischen Quellen und Monumenten erläutert werden.

Bis heute gehören Ilias und Odyssee zu den Schlüsselwerken der europäischen Geistesgeschichte. Ihr Autor Homer hat unsere Kultur in einem Maße geprägt, dass er inzwischen selbst zum Mythos geworden ist. 

In diesem Hauptseminar möchten wir uns dem Stammvater der abendländischen Kultur aus verschiedensten bildwissenschaftlichen Perspektiven nähern. Ein Schwerpunkt wird auf der attischen Vasenmalerei liegen, die uns die Homerische Welt in atemberaubender Vielfalt vor Augen führt. Nach welchen Kriterien wurden die Mythen in der Bilderwelt rezipiert? Wann und warum weichen die Bilder von ihrem literarischen Vorbild ab? Welche Strategien wurden von den Künstlern entwickelt, um der erzählerischen Sprengkraft der Texte gerecht zu werden und/oder die dahinter liegenden Botschaften zu vermitteln?

Nach drei einführenden Sitzungen in Gruppenarbeit sollen in den Referaten ausgewählte Mythen aus Ilias und Odyssee in Wort und Bild vorgestellt werden. Ziel ist es, sowohl die spezifischen Gestaltungsmöglichkeiten und Aussageabsichten der literarischen und visuellen Zeugnisse herauszuarbeiten als auch ihre jeweiligen Interdependenzen zu berücksichtigen.

Als Vorbereitung auf das Seminar bitten wir Sie, sich Inhalt und Handlungsablauf der Ilias und Odyssee in Erinnerung zu rufen. Neben dem Œuvre des Meisters selbst soll Luca Giulianis »Bild und Mythos« als Ausgangspunkt unserer Streifzüge dienen; es schadet also nicht, auch hier schonmal reinzulesen.


Die kampanische Landstadt Pompeji ist mehr als nur eine Momentaufnahme ihres katastrophalen Untergangs im Jahr 79 n. Chr. Der Vesuv zerstörte eine Stadt, die rund 700 Jahre alt war und mehrere einschneidende kulturelle und soziale Umbrüche erlebt hatte, darunter die Gründung einer römischen colonia mit der Ansiedlung von Veteranen im Jahr 80 v. Chr. In den letzten 25 Jahren haben Archäologen die Stadtwerdung von Pompeji und die vorrömischen Phasen der Stadt systematisch untersucht. Die neuen Forschungen bilden den Ausgangspunkt dieser Vorlesung. Sie gibt einen Überblick über die verschiedenen Stadtphysiognomien Pompejis von der samnitischen Zeit bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. und diskutiert diese im Lichte des kulturellen, politischen und sozialen Wandels der Stadt und ihrer Bevölkerung. Hauptaugenmerk liegt auf den öffentlichen, kollektiv genutzten, Räumen der Stadt, den Heiligtümern, den Versammlungsorten, dem Forum sowie auf der sich verändernden Wohnkultur.


Außerhalb der zivilisierten Welt von Stadt und Kulturlandschaft, in luftigen Bergen und finsteren Wäldern, reißenden Fluten und wasserlosen Wüsten, herrscht die Natur in ihrem rohen Urzustand und stellt eine lebensbedrohliche Gefahr dar. In den ungezähmten Naturgewalten sahen die Menschen der Antike numinose Kräfte am Werk, die es durch Opfer und Votive zu besänftigen galt. Gerade als Gegenbild zur Zivilisation wurde Natur aber auch aufgrund ihrer ästhetischen Qualitäten geschätzt und in bewusst gestalteter Form in den menschlichen Lebensraum integriert. Natur hat viele Gesichter, sie ist bedrohlich, göttlich und schön. Diese verschiedenen Aspekte der Auseinandersetzung des antiken Menschen mit der Natur sollen im Zentrum des Hauptseminars stehen.


Wie kam Zeus an die Macht? Seit wann wird Athena in Athen verehrt? Was macht die Pythia in Delphi? Warum heißt Aphrodite auch Kypria? Was ist bei den Eleusinischen Mysterien passiert? Warum pilgerten die Griechen nach Epidauros? Wieso ist Hera immer so schlecht drauf?


Wer sich solche Fragen schon gestellt hat, wird in diesem interdisziplinären Kurs Antworten finden. In Referaten und Gruppenarbeiten werden wir ausgewählte Fallbeispiele zu einzelnen Gottheiten, Heiligtümern und religiösen Festen untersuchen. Dabei werden literarische Texte, Kultbilder, historische Dekrete, archäologische Befunde und vieles mehr zu Wort kommen und aus philologischer, archäologischer und althistorischer Perspektive untersucht. Ziel ist es, ein Grundverständnis für das griechische Pantheon und die Besonderheiten griechischer Kultausübung zu entwickeln.

Dabei wollen wir auch in tiefere Schichten vordringen, zum Wesenskern des griechischen Polytheismus: Im Unterschied etwa zu den monotheistischen Religionen war die griechische Religion nicht dogmatisch, sondern praxisorientiert: Tägliche Kulthandlungen und regelmäßig wiederkehrende religiöse Feste beherrschten den Alltag, gaben dem Leben Struktur. Der Glaube an Zeus und Co. konnte demgegenüber sehr individuell ausfallen. So behauptet der im 5. Jahrhundert v. Chr. tätige Historiker Herodot, „dass Homer und Hesiod den Griechen ihre Götter geschenkt haben“, und impliziert damit, dass die Götterwelt eine Schöpfung der Dichter gewesen sei. Wir werden uns also auch mit der in den Altertumswissenschaften nach wie vor kontrovers diskutierten Frage beschäftigen: (Wie) glaubten die Griechen an ihre Götter?


In der antiken Literatur finden sich an zahllosen Stellen Beschreibungen von Werken der Bildenden Kunst: Der Sänger Homer schildert, wie Hephaistos Achill den phantastischen Schild schmiedet, mit dem dieser in seinen Tod geht; der Anwalt Cicero stellt im Prozess gegen den korrupten Statthalter Verres die Schätze vor, die dieser aus griechischen Heiligtümern geraubt hat. Der Redner Lukian demonstriert seinem Publikum, wie virtuos er den Vortragssaal preisen kann, in dem er gerade auftritt, und der Architekt Vitruv zieht über Geschmacksverirrungen seiner Zeitgenossen her, die sich Mutanten und statische Albträume an ihre Wände malen lassen.

 

Das, was seit der römischen Kaiserzeit als ‚Ekphrasis‘ bezeichnet wird und als „beschreibender Text, der das Mitgeteilte anschaulich vor Augen führt“ (Theon von Smyrna) in rhetorischen Lehrbüchern auftaucht, findet sich von frühester Zeit an in ganz verschiedenen literarischen Gattungen. So unterschiedlich wie die Kontexte sind auch die Arten von Kunstwerken und Gebäuden, die beschrieben werden, sowie die Intentionen, die hinter den Texten stehen – gemeinsam ist ihnen allen, dass sie uns nicht nur Aufschluss über verlorene Kunstwerke und materielle Erzeugnisse der Antike geben, sondern vor allem auch darüber, wie diese in ihrer eigenen Zeit gesehen, gedeutet und diskutiert wurden.

 

Im Kurs werden wir verschiedene Formen antiker Kunstbeschreibungen schlaglichtartig beleuchten. Auf dieser Grundlage werden wir uns die Frage stellen, wie die antiken ‚Betrachter‘ mit den Objekten umgingen, aber auch, auf welche Weise Schriftsteller Ekphraseis als literarische Werkzeuge einsetzten, wie sie bei der Versprachlichung von Bildwerken vorgingen und welchen Zweck sie damit im Rahmen ihres jeweiligen Werks verfolgten.

 

Teilnahmevoraussetzung sind aktive Mitarbeit, die regelmäßige Lektüre von Literatur zur Vorbereitung der Sitzung und die Übernahme eines Referats. Alle antiken Texte werden in Übersetzung gelesen, aber Kenntnisse des Griechischen und Lateinischen sind höchst willkommen.


Das Proseminar beschäftigt sich mit Vor- und Darstellungen von Fremden in der griechischen und römischen Kultur. Ausgehend vom Selbstbild der jeweiligen Kernkultur werden unterschiedliche soziale Gruppen anhand von Text- und Bildquellen analysiert. Dabei werden Phänomene des Nicht-Griechischen bzw. Nicht-Römischen in verschiedenen Medien und im Hinblick auf deren jeweilige Wirkbereiche untersucht.

Im Rahmen der Übung werden anhand ausgewählter Fallbeispiele zu Heiligtümern in Attika Kenntnisse im Bereich Datenbankensysteme und GIS vermittelt. Hierfür werden zunächst im Rahmen von Gruppenarbeitseinheiten mögliche Strukturierungsvorschläge für aus dem archäologischen Befund ableitbare Informationen entwickelt. Der zweite thematische Block zielt auf die Visualisierung dieser Daten vor dem Hintergrund der Humangeographie ab.

Zusätzlich zu diesen Unterrichtseinheiten besteht die Möglichkeit, an einer einwöchigen Dokumentationskampagne im Raum Sounion mitzuwirken.