Die Zeit um 1900 ist in Großbritannien eine Zeit des verdichteten sozialen Wandels. Bekannte Schlagworte wie Industrialisierung, Urbanisierung oder Imperialismus kratzen aber nur an der Oberfläche des Erlebens der rund 38 Millionen Britinnen und Briten, die der Zensus von 1901 erfasste – ganz zu schweigen von den fast 400 Millionen Menschen, die das British Empire insgesamt zu seiner Hochzeit umfasste.

Am Beispiel Großbritanniens führt der Basiskurs in das Feld der Sozialgeschichte. Mit Blick auf die britischen Inseln und das British Empire regt der Kurs eine Auseinandersetzung mit Forschungsfragen zu Sozialgefüge und Alltag an, befasst sich mit der Präsenz des Empires im Alltäglichen, mit Familienstrukturen, Arbeit und Freizeitgestaltung. Stets mitbedacht werden dabei zentrale Konzepte wie Gender, Race, Schicht/Class und Alter.

Die Weimarer Republik wird als kulturelles Labor der Avantgarde und als wegweisendes Experimentierfeld metropolitaner Populärkultur erinnert. Nicht selten repräsentiert Berlin das progressive Weimar. Dieses Bild ist nicht falsch, aber es ist unvollständig. Nicht weniger kulturelle Wirkmächtigkeit entfaltete eine konservative Strömung in Musik, Malerei oder Literatur, auf den Bühnen, in den Konzertsälen und auf dem Markt der Kulturzeitschriften. München war eines ihrer Zentren. Ihr ging es um die klassische Tradition, um Volksverbundenheit, um nationale Werte, um Heimat und Deutschtum oder um die Religion. Zur Avantgarde hielten die kulturkonservativen Künstlerinnen und Künstler entschiedene Distanz. Die Nationalsozialisten schöpften einerseits aus solchen kulturellen Beständen, andererseits grenzten sie sich von ihnen ab. In der jungen Bundesrepublik wurden sie revitalisiert, um kulturelle Kontinuitäts- und Diskontinuitätslinien jenseits des NS-Regimes gleichermaßen zu etablieren.

Der Vertiefungskurs erschließt die vielfältige Landschaft des Kulturkonservatismus zwischen den 1920er und den 1950er Jahren. Er schlüsselt ihre intellektuellen und kulturellen Arenen auf, beleuchtet ausgewählte Protagonistinnen und Protagonisten und fragt nach Kontinuitäts- und Diskontinuitätslinien um die Zäsuren von 1933 und 1945. Damit nähert er sich den großen Fragen der deutschen Geschichte auf dem Wege der Kulturgeschichte und fächert ein reiches Forschungsfeld auf, das zum interdisziplinären Dialog einlädt.