Spätestens seit der weltweiten Ausbreitung der Corona-Pandemie rückt die Kommunikation von Wissenschaftler*innen und wie über Wissenschaft kommuniziert wird verstärkt ins öffentliche Interesse. Viele Wissenschaftler*innen bevorzugen mittlerweile die Kommunikation in sozialen Netzwerken wie Twitter. Doch welche Strategien nutzen sie bei der eigenen Darstellung im öffentlichen Raum? Welche Informationen werden bereitgestellt, geteilt oder auch kommentiert? Dabei sollen in der Lehrveranstaltung verschiedene Wissenschaftsdisziplinen (Geisteswissenschaften, Sozialwissenschaften, Naturwissenschaften) und verschiedene Subgruppen (e.g., Männern und Frauen, unterschiedliche Karrierestufen) in den Blick genommen und die Inhalte öffentlicher Twitter-Profile der zugehörigen Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen analysiert werden. Dazu wird die entsprechende bisherige Literatur aufgearbeitet, ein theoretischen Rahmen gewählt und Forschungsfragen formuliert. Diese werden dann in ein Forschungsdesign und -instrument überführt (wahrscheinlich quantitative Inhaltsanalyse), Daten erhoben und schließlich ausgewertet.

Die Kommunikationswissenschaft untersucht in den letzten Jahren den Prozess der Fragmentierung der Gesellschaft hauptsächlich aus der Mikro- bzw. Makroperspektive. In diesem Kurs werden wir den Fokus auf die Mesoperspektive legen und das Potential politisch-kommunikativer Milieus (Weiß 2009) zur Beschreibung und zur Erklärung von Fragmentierungsprozessen theoretisch und empirisch analysieren. Dabei interessieren die Kommunikationspraktiken offline und online innerhalb der Milieus ebenso wie die Wahrnehmungen der Leistungen des Journalismus sowie die Einschätzung der medialen Repräsentation der in den Milieus vertretenen politischen Positionen.

Die automatisierte Verarbeitung von Daten anhand bestimmter Regeln prägt einen Großteil an Entscheidungs-, Informations- und Kommunikationssituationen – insbesondere, wenn wir uns in digitalen, vernetzten Umfeldern bewegen. Algorithmen spielen eine entscheidende Rolle bei der Auswahl, Priorisierung, Kategorisierung und Präsentation von Information und Kommunikation und haben damit einen entscheidenden Einfluss auf unsere Wahrnehmung der Welt und unser Handeln. Im Rahmen der (kommunikationswissenschaftlichen) Forschung wurden Algorithmen insbesondere mit Bezug auf ihre Auswirkungen auf öffentliche Kommunikation, Meinungsbildungsprozesse und (mögliche) Fragmentierung untersucht. Wir werden in diesem Kurs den Schwerpunkt auf die ökonomische und  regulierungsbezogene Bedeutung von Algorithmen legen: Welche Geschäftsmodelle liegen der automatisierten Analyse von Daten zugrunde liegen? Wie verändern Algorithmen bestehende Geschäftsmodelle von (Medien-)Anbietern? Welche Ansätze und Ideen gibt es für die Regulierung von Algorithmen? Können etwa „Diversity“-Algorithmen zu einer vielfältigeren Nachrichtennutzung beitragen? Und welche Positionen haben die verschiedenen politischen Akteure zum Umgang mit Algorithmen in der Gesellschaft?

Im Rahmen des Seminars werden wir uns sowohl literaturbasiert als auch in einzelnen Forschungsprojekten mit diesen und weiteren Fragestellungen beschäftigen. Sie sollten deshalb die Bereitschaft mitbringen, sich auch in empirischer Hinsicht (Leitfadeninterviews, Experimentalstudien, Surveys, Dokumentenanalyse) mit der Analyse der Ökonomie und Regulierung von Algorithmen zu befassen.