In dieser LV werden wir uns dem Thema "Datenjournalismus" mittels sozialwissenschaftlicher Forschungsmethoden annähern. Der Fokus liegt dabei auf der Sekundärdatenanalyse der "Austrian Corona Panel" Befragungsdaten. Ziel soll es sein das Grundverständnis für quantitative sozialwissenschaftliche Daten zu verfestigen. Dabei geht es sowohl um deren Analyse, als auch um deren Interpretation und Dissemination.

Mit der wachsenden Bedeutung von Gesundheit und Krankheit für Wirtschaft, Politik und Bevölkerung – und nicht erst seit der COVID19-Pandemie – sind Gesundheits- und Krankheitsthemen zu einem zentralen öffentlichen Thema geworden und prominenter Gegenstand journalistischer Berichterstattung. Gleichzeitig sind traditionelle und digitale massenmediale Angebote eine zentrale Quelle für Informationen über Gesundheitsthemen. Der medialen Berichterstattung und den Kommunikator:innen kommt daher bei der Vermittlung von Gesundheitsthemen eine zentrale Rolle zu. Die Forschung zum Gesundheitsjournalismus befasst sich mit einem breiten Spektrum an Fragen: von den Einstellungen der Kommunikator:innen über Selektionsmechanismen bis hin zu Qualität und Evidenzbasierung der Berichterstattung. Das Seminar wird sich zunächst theoretisch mit den zentralen Theorien und Erkenntnissen des Gesundheitsjournalismus auseinandersetzen. Im zweiten Schritt werden empirische Projekte entwickelt und umgesetzt, um spezifische Fragen des Gesundheitsjournalismus empirisch zu beantworten. Hauptseminar und Seminar sind gemeinsam zu besuchen und zu belegen. 


Unlängst ging ein Foto um die Welt, das einen im Rio Grand ertrunkenen Vater mit seiner kleinen Tochter zeigte und von vielen Medien aufgegriffen wurde. Die Frage, ob man solche schockierenden Bilder zeigen dürfte, bejahten viele Journalist*innen mit dem Verweis auf ihre emotionalisierende Wirkung: Sie rütteln auf, machen betroffen, erzeugen Empathie und Mitleid, mitunter vielleicht sogar Wut über die aktuelle Lage. Eine solche Emotionalisierung der Öffentlichkeit und des öffentlichen Diskurses kann in letzter Zeit verstärkt beobachtet werden, etwa bei Themen wie Flucht/Migration oder Klimaschutz. Sie steht damit zunächst im Widerspruch zum Habermas’schen Ideal, wonach gesellschaftliche Diskurse möglichst sachlich und rational ablaufen sollten und entsprechende Anforderungen auch an journalistische Berichterstattung gestellt werden. In diesem Kurs wollen wir der Frage nachgehen, welche Rolle der Journalismus bei der Emotionalisierung von öffentlichen Diskursen einnimmt.

Wir werden uns eingangs der Frage widmen, wie Emotionalisierung im Journalismus normativ zu bewerten ist und welche Mittel dabei erlaubt sind. Vertiefend werden wir uns dann genau diesen Mitteln widmen, über die Emotionalisierung erfolgen kann, also zum Beispiel die Schilderung von Leidensgeschichten Betroffener oder die Verwendung von emotionalen Bildern. In einem empirischen Forschungsprojekt wollen wir dann untersuchen, wie und vor allem wann solche Mittel von Journalist*innen angewendet werden, wie sie diese auswählen und welche Wirkung sie sich davon erwarten und welche ethischen Überlegungen sie dabei anstellen.


Wenn wir von dem Journalismus reden, dann gerät schnell aus dem Blick, dass hinter diesem Begriff Personen mit unterschiedlichsten Berufsverständnissen stehen, die bei Medien mit hoch diversen journalistischen Kulturen arbeiten. Neben den klassischen Qualitätsmedien sind das z.B. Boulevardmedien, Medien des konstruktiven Journalismus oder die sogenannten alternativen Medien. Während einige journalistische Normen, Werte und Ziele geteilt werden, offenbaren sich an anderer Stelle Abweichungen oder sogar unvereinbare Gegensätze. Ganz besonders ist das bei der Frage der Emotionalisierung zu erwarten. Während der Anspruch der Objektivität bei Qualitätsmedien ein eher zurückhaltendes Verhältnis zur Emotionalisierung nahelegt, gehört die Emotionalisierung bei Boulevardmedien zum Tagesgeschäft. Beim konstruktiven Journalismus hingegen könnte Emotionalisierung bedeutsam für die Motivation von Leser*innen sein sich für Lösungen einzusetzen, während rechte alternative Medien Emotionalisierung dafür nutzen, Angst vor vermeintlichen Verschwörungen und politischen Gegner zu schüren.

Wie die unterschiedlichen Sichtweisen auf Emotionalisierung aber wirklich ausfallen und welche Überzeugungen dahinterstehen, das soll in diesem Seminar erforscht werden. Dabei wird zu berücksichtigen sein, dass Emotionalisierung durch Verrohungstendenzen der Kommunikation im Internet neue Brisanz erhalten hat. Daher gilt es zu klären, inwiefern Journalist*innen in ihrer Arbeit dafür sensibilisiert worden sind, dass auch sie durch Emotionalisierung in ihrer Arbeit eine entschärfende oder befeuernde Rolle in Diskursen einnehmen. Konkret wird in einem empirischen Forschungsprojekt der Frage nachgegangen, wie sich der Umgang mit und Bewertungen von Emotionalisierung unter Journalist*innen abhängig vom Berufsverständnis und Medium unterscheiden.