- Lehrer: Denise Bolton
- Lehrer: Arndt Brendecke
- Trainer/in: Denise Bolton
- Trainer/in: Sam Kennerley
- Lehrer: Denise Bolton
- Lehrer: Brendan Röder
- Lehrer: Denise Bolton
- Lehrer: Arndt Brendecke
- Lehrer: Brendan Röder
- Lehrer: Katharina Beiergrößlein
- Lehrer: Denise Bolton
- Lehrer: Denise Bolton
- Lehrer: Mark Hengerer
- Lehrer: Denise Bolton
- Lehrer: Mark Hengerer
Frankreich stand am Beginn der Neuzeit vor großen Herausforderungen. Die
herrschende Valois-Dynastie war aus dem Hundertjährigen Krieg mit
England gestärkt hervorgegangen. Der König von Frankreich war so in der
Lage, seinen Anspruch auf den Thron von Neapel mit militärischen Mitteln
durchzusetzen. Die Intervention löste die Italienischen Kriege
(1494-1559) aus, die den Habsburgisch-französischen Konflikt in Europa
verschärfte, aber auch die kulturellen Errungenschaften der
italienischen Renaissance in Frankreich verbreiten half. Unter Franz I.
erlebte das Land so eine kulturelle Blüte, die nicht nur Leonardos Mona
Lisa aus Italien in die königliche Gemäldesammlung brachte. Auch die
Architektur, Kunst, Literatur und Gelehrsamkeit erlebten eine
Erneuerung. Die Krone und Angehörige des Adels förderten
Erkundungsfahrten und Kolonialprojekte in der atlantischen Welt (Kanada,
Brasilien). Gleichwohl war die französische Monarchie noch nicht so
gefestigt, dass sie sich gegen die Machtkonkurrenz aus dem Adel, der
Kirche und dem aufstrebenden städtischen Bürgertum behaupten konnte.
Zudem verschärfte die konfessionelle Spaltung durch die Reformation die
politischen Gegensätze so sehr, dass Frankreich ab 1562 in die blutigen
Auseinandersetzungen der Religionskriege stürzte. Als es 1572 zu einem
Massaker an Protestanten durch Katholiken bei der Pariser Bluthochzeit
kam, erlebte die Monarchie ihre schwerste Krise. Erst Heinrich IV.
konnte nach seinem Übertritt zum Katholizismus das Land wieder einen und
durch die Ausrufung des Toleranzedikts von Nantes 1598 den Frieden im
Land halbwegs wieder herstellen. Der Basiskurs thematisiert insbesondere
die Herausbildung des Staatswesens, die Etablierung der Monarchie, die
Rolle des Adels, aber auch die Entstehung neuer kirchlicher,
juristischer, fiskalischer und kultureller Institutionen. Für den Besuch
des Kurses ist die passive Beherrschung der englischen Sprache
vorausgesetzt, die der französischen nicht obligatorisch,
aber hilfreich.
- Lehrer: Denise Bolton
- Lehrer: Benjamin Steiner
Das Seminar befasst sich mit der Idee der Aufklärung in einem
europäischen Rahmen. Wir beginnen und enden mit der Frage, was "die"
Aufklärung eigentlich ist/war. Diskutiert werden zentrale Texte,
Manifeste und Ausdrucksweisen dessen, was der europäischen Aufklärung
zugerechnet wird. Neben einer ideengeschichtlichen Perspektive auf
zentrale Gedanken der Aufklärung richtet sich das Seminar auch auf
politik-, sozial-, medien- und wirtschaftshistorische Zusammenhänge.
Daneben diskutieren wir die Relevanz der Aufklärung für das moderne
Europa und für die Gegenwart.
- Lehrer: Denise Bolton
- Lehrer: Hannes Ziegler
Die Vorlesung bietet einen Überblick über die Geschichte
frühneuzeitlicher Städte von ca. 1500 bis 1750. Ziel ist eine Einführung
in die Themen, welche die Stadtgeschichte prägen und zugleich auch eine
allgemeine Einführung in die Geschichte der Frühen Neuzeit anzubieten.
Dabei werden sowohl die eher klassischen Aspekte behandelt (u. a.
Stadtplanung, Organisation der Verteidigung, der Gesundheitsfürsorge und
des Handels) als auch jene, die in jüngerer Zeit die Aufmerksamkeit der
Wissenschaftler:innen auf sich gezogen haben (z. B. die Faktoren, die
von den "sensory studies" untersucht werden und daher der Aspekt des
Hörens, des Riechens usw.) sollen zur Sprache kommen. Die
Untersuchungsräume der Vorlesung erstrecken sich sowohl auf den
bayerischen und deutschen als auch den europäischen und
außereuropäischen Kontext, wodurch eine vergleichende geografische
Perspektive ermöglicht wird.
- Lehrer: Denise Bolton
- Lehrer: Riccarda Suitner
Philipp II. von Spanien gilt als Symbol eines strengen, düsteren
Katholizismus und zugleich des Beginns rationaler, aktengestützter
Herrschaft. Im Seminar wird die Herrschaftstechnik Philipps II. von
Spanien untersucht, und zwar sowohl in Hinsicht auf die Außenseite von
Macht (Architektur, höfische Repräsentation, Kunst) als auch in Hinsicht
auf die konkreten Praktiken, mit denen es einem Herrscher wie Philipp
II. möglich war, ein weltumspannendes Reich zu verstehen, zu verwalten
und zu regieren (Ämter, Schriftlichkeit, Kartographie etc.). Insgesamt
sollen so die Bedingungen und auch Grenzen frühneuzeitlicher Herrschaft
herausgearbeitet werden. Das Seminar dient auch dazu, Einblicke in die
weitere Thematik der iberischen und lateinamerikanischen Geschichte der
Frühen Neuzeit zu eröffnen.
- Lehrer: Denise Bolton
- Lehrer: Arndt Brendecke
Die erste Phase der Globalisierung fällt in die Frühe Neuzeit. Zu ihren
wichtigsten Akteuren gehören die großen privatwirtschaftlich
finanzierten Handelskompanien, wie sie in England, den Niederlanden,
Frankreich, Dänemark oder Schweden gegründet wurden. Ihre Handelsnetze
umspannten rasch alle bekannten Ozeane. Unter ihnen sind die ersten
Aktiengesellschaften, sie transferierten völlig neue Konsumgüter und das
zugehörige Wissen, sie verschifften Sklaven, eroberten Kolonien und
ruinierten ganze Wirtschaftszweige. Wie also kann man diese Kompanien
charakterisieren? Wie waren sie organisiert? Was passierte, wenn diese
Wirtschaftsriesen aufeinandertrafen? Was bewirkte die zunehmende
Vernetzung der Welt in den davon betroffenen Regionen? Die Fragen sind
so zahlreich, wie die Antworten auf sie komplex. Neben wirtschaftlichen,
machtpolitischen und gesellschaftlichen gilt es juristische, religiöse,
kommunikations- und wissenshistorische Aspekte miteinander in Beziehung
zu setzen. Und genau das werden wir im Kurs anhand der Lektüre neuerer
Forschungsansätze und eines intensiven Quellenstudiums tun.
- Dozentin: Susanne Friedrich
Die Nachbarschaft war in der Frühen Neuzeit mehr als ein Leben Tür an Tür. Nachbarschaften waren in Stadt und Land auch Selbstverwaltungsorganisationen. Es handelte sich um Sozial- und Friedensgemeinschaften, die zum Teil auch Gerichtsrechte und die Verfügungsgewalt über Gemeineigentum innehatten. Nachbar-sein brachte somit Pflichten und Ansprüche mit sich. Die Nachbarn waren die ersten, die einen Brand zu löschen hatten, diejenigen, die über die Einhaltung von Zucht und Ordnung wachten, die gemeinschaftlich Arbeiten für die Gemeinde verrichteten oder die einen auffangen sollten, wenn man in Not geraten war. Der Nachbar war aber auch diejenige Person, die einem einen Misthaufen vor die Tür setze, die zur Unzeit Lärm machte, durch Anbauten das Licht nahm oder Gespräche belauschte. Diesen Formen der Nachbarschaft wird sich der Kurs sowohl von der Ebene der normativen Vorschriften als auch von ihren alltagsweltlichen Leistungen und den Konflikten her nähern. Ziel ist, die bislang wenig beachtete Organisations- und Sozialformation näher zu untersuchen, indem nicht nur einschlägige Literaturtitel gelesen, sondern auch konkrete Beispiele aus den Quellen (ggf. auch im Archiv) erforscht werden. Die Bereitschaft, sich mit frühneuzeitlichen Handschriften auseinanderzusetzen ist erwünscht. |
- Dozentin: Susanne Friedrich
In der Lehrveranstaltung wird zunächst die Geschichte der Entwicklung der Künstilichen Intelligenz betrachtet. Dabei werden sowohl die symbolische KI als auch das Maschinelle Lernen vorgestellt.
Ausgewählte Verfahren, insbesondere Künstliche Neuronale Netze werden im Detail vorgestellt. Die einzelnen Verfahren werden möglichen Anwendungen gegenüber gestellt.
In den Übungen sollen die Studenten sich mit den Verfahren vertraut machen und kleine Anwendungen im Bereich der Geschichtswissenschaften entwickeln. Die Studenten sollen in die Lage versetzt werden den Nutzen und die Wirksamkeit einzelner KI Verfahren einzuschätzen und selbst einzuordnen.
- Dozent: Christian Hummert
Im Verfassungsartikel des Instrumentum Pacis Osnabrugensis wurde die Verfassung des Alten Reiches 1648 (teil-)fixiert und damit auch die Rollen des Kaisers und der Reichsstände. So steht es zumindest in den Lehrbüchern. Tatsächlich jedoch war das Jahrhundert nach dem Westfälischen Frieden durch eine hohe politische und verfassungsrechtliche Dynamik charakterisiert. Die Institutionen des Reichs wie der Reichstag, die obersten Gerichte oder die Reichskreise mussten sich in einem sich beständig verändernden Umfeld immer wieder aufs Neue erfinden und dabei doch dem Schein nach die alten bleiben. Neue Konzepte wie die ‚Souveränität‘ und der Ausbau von territorialer Staatlichkeit brachten zusätzliche Schärfe in das sowieso nicht einfache Verhältnis von Kaiser und Ständen. Immer wieder mussten Fragen verhandelt werden wie die, ob der Kaiser einen Fürsten absetzen konnte? Welchen Zugriff hatte er auf die Untertanen der Stände? Konnte der Reichstag vom Kaiser Information fordern oder ihm Vorschriften machen? Es wurde immer wieder darum gerungen, was dieses Reich nun eigentlich war, wer es war und wieviel an Experimenten es vertrug. Diesen Prozessen wird der Kurs über die Lektüre neuerer Forschungsliteratur und Quellen nachspüren.
- Trainer/in: Susanne Friedrich
Die historische Forschung über Emotionen steht vor einem Dilemma: In vormodernen Quellen ist zwar von Gefühlen die Rede, aber diese sind weder psychologisch noch physiologisch nachprüfbar. Man kann auf historische Emotionen nur kulturwissenschaftlich zugreifen, indem man der Frage nachgeht, wie Emotionen in bestimmten sozialen Gruppen beschrieben wurden. Dabei hilft, dass historische Emotionskulturen wesentlich nach sozialem Geschlecht strukturiert waren. Mit Blick auf „Frauen“ oder „Männer“ erwartete die soziale Gruppe unterschiedliche Beschreibungen von Emotionen.
In der Übung werden wir wichtige Begriffe wie Emotion, Affekt usw. klären und der Geschichte unseres Faches selbst auf den Grund gehen, indem wir uns ansehen, wann und wie sich die Geschichtswissenschaft mit Emotionen und dem sozialen Geschlecht zu befassen begann. Auch wenden wir uns wichtigen Paradigmen wie etwa dem Poststrukturalismus und der „emotional community“ (B. Rosenwein) zu. Danach widmen wir uns ausgewählten Quellen und emotionenhistorischen Forschungsarbeiten, indem wir sie intensiv auf Bezüge zum sozialen Geschlecht befragen.
Die Bereitschaft zum Lesen englischer Forschungsliteratur ist erforderlich.
- Lehrer: Leonard Horsch
Zwischen 1300 und 1800 gab es in Europa über tausend Revolten. Eine davon war der Bauernkrieg 1525 – ein kurzer, aber flächenhafter und äußerst einschneidender Gewaltausbruch, nach dem Menschen noch Ende des 16. Jahrhunderts ihr Geburtsjahr berechneten. Entsprechend vielgestaltig sind die Bewertungen dieses Ereignisses sowohl bei den Zeitgenossen als auch in der Forschung: Luther verdammte die Teilnehmer am Bauernkrieg. Liberale sahen sich in der Forderung mancher Aufständischer wieder, die Zölle abzuschaffen und das Münzwesen zu vereinheitlichen. Marxisten interpretieren den Bauernkrieg als „frühbürgerliche Revolution“. Ein jüngerer Lexikon-Artikel (2005) geht von einem „Verteilungskonflikt innerhalb enger gewordener Grenzen“ (W. Trossbach) aus.
Unser Ziel ist es, den Bauernkrieg in seiner ganzen Vielgestaltigkeit zu untersuchen und ihn chronologisch, geographisch und historiographisch einzuordnen, wobei wir ebenso frühere wie spätere Revolten mit in den Blick nehmen. Es soll darum gehen, soziale, wirtschaftliche, politische und religiöse Faktoren jeweils ortsbedingt und in einer Langzeitperspektive als Teil einer vormodernen Kultur der Revolte zu beleuchten. Auf diesem Weg werden auch grundlegende Paradigmen und staatsexamensrelevante Themen der Forschung zur Vormoderne durchgenommen.
- Lehrer: Leonard Horsch
"Haelb Europa bin ich durchtzoegen und in den beruembsten Steten der welt gewesen, aber in keiner habe ich mererley broets gesen als man hie fast teglich tzu markte bringt, das auch fast ein ider fremder seiner landart brott, struetzel, seemel, kuchen, und wie es mag genent werden, findet. [...] In dieser Statt ist kein wunder wie tzue Venedig, auf ihrem Marktae, alle tage auch aus aller welt örtter folk beyderr pershoen in ihres landes kleidunge tzusehen [...].“ Mit diesen Reisetagebuchaufzeichnungen entwirft der Kaufmann und Dominikanermönch Martin Gruneweg (1562-1618) ein beinah babylonisch anmutendes Bild der Stadt Lemberg, in der er sowohl Andersartigkeit als auch Vertrautes findet. Reiseberichte und Reisen durch das Europa der Frühen Neuzeit wie diese stehen im Fokus des Basiskurses. Ziel ist es erstens, Europareisen dieser Zeit systematisch als Kulturpraktik in den Blick zu nehmen. Zweitens soll es darum gehen, Reiseberichte als Quellengattung der Frühneuzeitforschung zu studieren und zu fragen, welche Auskunft sie uns über die Konstruktion von Fremdheit, über das Selbstverständnis der frühneuzeitlichen Europäer sowie über Verflechtungen in dieser Region geben können. |
- Lehrerin: Iryna Klymenko
In der Lehrveranstaltung sollen kryptographische Verfahren vom Altertum bis zur Neuzeit beleuchtet werden. Zunächst werden die manuellen Kryptoverfahren aus dem Altertum, wie Skytale, Cäsar Chiffre erläutert. Es wird zwischen Transpositionschiffren und Substitutionschiffren unterschieden. Aus dem Mittelalter werden verschlüsselte Handschiften wie das Isruna-Traktat vorgestellt. Dabei werden auch frühe statistische Verfahren der Kryptoanalyse diskutiert. Mit dem Beginn der Renaissance erlebte die Kryptographie einen erheblichen Aufschwung. Die Techniken der Chiffrierscheiben und Chiffrierschieber bis zu den Saint-Cyr-Schiebern wird beschrieben. Es folgt die Erläuterung der Viginere Chiffre und dem Kasiski-Verfahren zum Brechen der Chiffre. Die Chiffren werden in die Geschichte eingeordnet und an Beispielen wie dem Babington-Komplott oder der Beale-Chiffre erläutert. Danach wird auf Maschinenchiffren wie die Machina deciphratoria bis hin zur Enigma eingegangen. Im Folgenden wird auf Computerverschlüsselung eingegangen und zwischen symmetrischen und asymmetrischen Chiffren, sowie zwischen Block- und Stromchiffren unterschieden. Kerckhoffs’ Prinzip wird erläutert und diskutiert. Angriffe auf moderne Chiffren werden dargestellt und eingeordnet. Es folgt ein Ausblick auf moderne Anwendungen der Kryptologie bis hin zur Blockchain.
Neben der Kryptographie sollen auch steganografische Verfahren beschrieben und am Beispiel gezeigt werden. Auch hier werden bekannt Beispiele aus der Geschichte gezeigt und Methoden zum Auffinden erläutert.
In den Übungen sollen die Studenten sich mit den Verfahren vertraut machen und selbst Texte dechiffrieren. Dazu soll das Crypt-Tool als Werkzeug und statistische Verfahren erlernt werden. Die Studenten sollen in die Lage versetzt werden die Sicherheit von Verfahren einzuschätzen und selbst unbekannte Kryptotexte zu untersuchen.
Prüfungsform im BA und modularisierten LA: KL
- Dozent: Christian Hummert
- Dozentin: Susanne Friedrich
- Dozentin: Susanne Friedrich
- Trainer/in: Jonathan Barry
- Trainer/in: Denise Bolton
Eines der herausragenden und grundlegenden Charakteristika der Vormoderne ist die hierarchische Ordnung einer Gesellschaft, die ihren Ausdruck in einer ständischen Ungleichheit findet, die den Alltag vormoderner Zeitgenossen dominieren konnte. Je nach Zugehörigkeit (qua Geburt, Herkunft, Besitz, im Laufe der FNZ vermehrt auch durch Bildung) zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe definierte sich nämlich die gesellschaftliche Position, der Rechtsstand, Besitz- und Erwerbsmöglichkeiten; es limitierten bzw. eröffneten sich Handlungsmöglichkeiten oder ergaben sich Freiheiten.
Was die ständische Gesellschaft ausmachte – besonders auch in den Überseegebieten des Spanischen Imperiums –, wie darüber in der Zeit selbst gedacht wurde, wie sich die Forschung damit auseinandergesetzt hat, ist Inhalt des Seminars. Zudem gilt es herauszuarbeiten und kritisch zu reflektieren, dass diese Großkategorie der Forschung auch dynamische Entwicklungsprozesse und soziale Mobilitäten beinhalten konnte.
Bewusst wird ein Großkonzept und Terminus der geschichtswissenschaftlichen Forschung herausgegriffen, um sowohl Grundlagenwissen über die Vormoderne zu legen und vergleichend über epochale und räumliche Grenzen zu schauen als auch mit Blick auf neuere Forschungen hergebrachte Forschungsbegrifflichkeiten zu hinterfragen.
- Trainer/in: Maria Weber
Die sogenannten Bürgermeisterrechnungen, bestehend aus Rechnungsbänden und Beilagen, spiegeln alle Arten von Einnahmen und Ausgaben der frühneuzeitlichen Stadt wider. Dadurch treten in ihnen nicht nur Amtsträger namentlich in Erscheinung, sondern auch einfache Bedienstete oder Supplikanten. Auch der stets geldbedürftige – in diesem Fall württembergische – Herzog bzw. dessen Beamte hinterließen in den Rechnungen ihre Spuren.
Für die Analyse und Interpretation der Rechnungen ist die ganze Bandbreite grundwissenschaftlicher Skills nötig. Neben Paläographie und Chronologie kommen auch Numismatik, Diplomatik, Heraldik und Sphragistik zum Einsatz. Die Übung verfolgt somit ein zweifaches Ziel: Neben Einblicken in die Funktionsweise der Verwaltung einer frühneuzeitlichen Residenzstadt sollen anhand der Stuttgarter Bürgermeisterrechnungen auch grundwissenschaftliche Techniken kennengelernt und eingeübt werden.
- Trainer/in: Katharina Beiergrößlein
- Dozentin: Susanne Friedrich
Wie können wir die Ordnungsbildung der vormodernen Gesellschaften besser verstehen, wenn wir diese nicht, wie gewohnt, durch die Brille der Politik, der Religion oder des Staates, sondern anhand der materiellen Kultur (etwa Dinge) oder der Körperpraktiken (etwa Essen und Kleiden) untersuchen? Die Übung setzt bei dieser Frage an und bietet einen systematischen Einblick in die aktuellen Grundkategorien, Begriffe und Perspektiven zweier in den Geistes- und Sozialwissenschaften prominent gewordener Ansätze: der material turn und der bodily turn. Das Ziel ist, anhand gemeinsamer Lektüre geschichtswissenschaftlicher und soziologischer Texte das methodische Instrumentarium der beiden Ansätze differenziert herauszuarbeiten und seine forschungsgebundene Anwendung an ausgewählten Beispielen der aktuellen Forschung zu diskutieren. Die Kursteilnehmenden werden gegebenenfalls auch dabei unterstützt, ihre eigenen Forschungsinteressen und -themen in diesem methodischen Feld zu erproben.
Vorkenntnisse sind nicht notwendig, lediglich die Neugierde auf Fragen der Geschichtstheorie und eine entsprechende Bereitschaft, sich auf komplexe Lektüre einzulassen.
- Trainer/in: Iryna Klymenko
Europa erlebte vom 14. bis zum 18. Jahrhundert zahlreiche Wellen der Pest und anderer Infektionskrankheiten. Das Seminar erarbeitet verschiedene Herangehensweisen an die Geschichte vormoderner Seuchen, von der klassischen Medizingeschichte über die Demographie, die Sozial- und Kulturgeschichte bis zur DNA-Analyse. Anhand eines breiten Spektrums von Quellen beleuchtet es medizinische und religiöse Vorstellungen über die Pest und unterschiedliche Verhaltensweisen, mit denen Menschen der Ansteckungsgefahr begegneten. Damit kommen nicht zuletzt die Ursprünge von Maßnahmen wie Isolation, Quarantäne und Abstandhalten in den Blick und es lassen sich Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur aktuellen Pandemie sowie Chancen und Risiken des transepochalen Vergleichs diskutieren.
- Trainer/in: Brendan Röder
In der Lehrveranstaltung sollen kryptographische Verfahren vom Altertum bis zur Neuzeit beleuchtet werden. Zunächst werden die manuellen Kryptoverfahren aus dem Altertum, wie Skytale, Cäsar Chiffre erläutert. Es wird zwischen Transpositionschiffren und Substitutionschiffren unterschieden. Aus dem Mittelalter werden verschlüsselte Handschiften wie das Isruna-Traktat vorgestellt. Dabei werden auch frühe statistische Verfahren der Kryptoanalyse diskutiert. Mit dem Beginn der Renaissance erlebte die Kryptographie einen erheblichen Aufschwung. Die Techniken der Chiffrierscheiben und Chiffrierschieber bis zu den Saint-Cyr-Schiebern wird beschrieben. Es folgt die Erläuterung der Viginere Chiffre und dem Kasiski-Verfahren zum Brechen der Chiffre. Die Chiffren werden in die Geschichte eingeordnet und an Beispielen wie dem Babington-Komplott oder der Beale-Chiffre erläutert. Danach wird auf Maschinenchiffren wie die Machina deciphratoria bis hin zur Enigma eingegangen. Im Folgenden wird auf Computerverschlüsselung eingegangen und zwischen symmetrischen und asymmetrischen Chiffren, sowie zwischen Block- und Stromchiffren unterschieden. Kerckhoffs’ Prinzip wird erläutert und diskutiert. Angriffe auf moderne Chiffren werden dargestellt und eingeordnet. Es folgt ein Ausblick auf moderne Anwendungen der Kryptologie bis hin zur Blockchain.
Neben der Kryptographie sollen auch steganografische Verfahren beschrieben und am Beispiel gezeigt werden. Auch hier werden bekannt Beispiele aus der Geschichte gezeigt und Methoden zum Auffinden erläutert.
In den Übungen sollen die Studenten sich mit den Verfahren vertraut machen und selbst Texte dechiffrieren. Dazu soll das Crypt-Tool als Werkzeug und statistische Verfahren erlernt werden. Die Studenten sollen in die Lage versetzt werden die Sicherheit von Verfahren einzuschätzen und selbst unbekannte Kryptotexte zu untersuchen.
Prüfungsform im BA und modularisierten LA: KL
- Trainer/in: Christian Hummert
- Trainer/in: Maria Weber
Im Laufe der Frühen Neuzeit prägten Goldmacher beziehungsweise die sogenannte Goldmacherei verstärkt das Bild der Alchemie, insbesondere einige spektakuläre Betrugsfälle des 16. und 17. Jahrhunderts, trugen dazu bei, die Alchemie nachhaltig in Verruf zu bringen.
Der Goldmacher Christian Wilhelm von Krohnemann stand fast ein Jahrzehnt in Diensten des Markgrafen Christian Ernst von Brandenburg-Bayreuth; freilich ohne je den ersehnten Goldregen produzieren zu können, nicht aber ohne die markgräflichen Finanzen und Nerven in erheblichem Maße zu strapazieren.
Am Beginn von Krohnemanns Bayreuther Karriere, die im April 1686 mit der Hinrichtung des Goldmachers ein jähes Ende fand, stand ein der Markgräfin Sophie Louise gewidmetes Traktat mit dem Titel „Von der Universal-Tinctur“. In diesem ‚Bewerbungsschreiben‘ für den Bayreuther Hof legt Krohnemann seine Vorstellungen von der Herstellung des Steins der Weisen sowie der Transmutation unedler Stoffe in Gold dar.
Anhand dieses
alchemischen Traktats, dessen weitere Transkription, Lektüre und Interpretation
im Mittelpunkt steht, möchte die Übung einen Einblick in die Themenfelder
Alchemie und Goldmacherei bieten.
- Trainer/in: Katharina Beiergrößlein
Schlagworte wie „Vernunft“, „rationales Denken“ und „Reform“,
„Absolutismus“, „Souveränität“ und „Revolution“ finden sich der
Forschungsliteratur und Populärkultur zahlreich, um im „Zeitalter der
Aufklärung“ den europäischen „Beginn der Moderne“ zu verorten. Das
Seminar setzt sich vertiefend mit der Frage auseinander, wie sich dieses
europäische Phänomen in den Gesellschaften Englands, Frankreichs und
Deutschlands bilden konnte, welche Wirkmacht es entfaltete und welche
Prozesse es angestoßen hat. Besonderes Augenmerk im Seminar liegt
darauf, Aufklärung als europäisches Phänomen zu erforschen, einen
Überblick über die Entwicklungen zu gewinnen, Hauptakteure
kennenzulernen sowie die politische und gesellschaftliche Dimension der
Aufklärung näher zu charakterisieren. Anhand von Forschungsliteratur und
Quellenarbeit wird dies in Feldern wie Wissenschaft, Religion und
Kommunikation vertiefend behandelt werden.
- Trainer/in: Maria Weber
Die Nacht war ein ambivalentes Phänomen. Einerseits: Dunkelheit und Stille konnten sie zum Ort des Unheimlichen machen, religiöses Denken machte sie zum Ort der Transzedenz, Policeyordnungen reglementierten gesellschaftliches nächtliches Leben, um Ordnung und Sicherheit in dieser obskuren Tageszeit zu ermöglichen, Nachtwächter patroullierten durch die Gassen. Andererseits und vermehrt ab dem 17. Jahrhundert wurde die Nacht besonders durch die Höfische Gesellschaft neu funktionalisiet: Feste wurden gefeiert, Wachsamkeit propagiert, Beleuchtung ermöglichte Zusammenkünfte. Kurzum die Gesellschaft unterlag - laut Craig Koslofsky - einer "nocturnalization". Wie die Menschen des 18. Jahrhunderts, besonders die Höfische Gesellschaft, die Nacht nutzten, welche technischen Entwicklungen und politisch-gesellschaftliche Veränderungen damit einhergingen, wie sich die nocturnalization auf Raum und Zeit, Politik und Gesellschaft auswirkten untersucht das Seminar. Spezifisches Vorhaben des Seminars ist es, diese Entwicklungen in einen forschungspraktischen, methodischen Rahmen einzubinden (Schloss und spatial turn; Höfische Gesellschaft und Praktiken; Vergesellschaftungsthese usw.).
- Trainer/in: Maria Weber
Die Frühe Neuzeit gilt als das Zeitalter
der europäischen Expansion, aber welche Auswirkungen hatte sie auf
Europa und die Welt? Mit den ‚Entdeckungen‘ begannen sich Kolonialreiche
zu bilden, doch was beherrschten sie? Durch freiwillige und erzwungene
Migration wurden Abertausende Menschen in Bewegung gesetzt. Was
bedeutete dies für Herkunfts- und Ankunftsregionen? Handelsnetze
überspannten beinahe alle Ozeane, doch ab wann kann man von einer
globalen Vernetzung sprechen? Missionare bereisten die Welt im Auftrag
der Kirchen, aber was erreichten sie? Welche neuen Lebensmittel landeten
auf wessen Teller und was haben indische Baumwollstoffe mit der
Industriellen Revolution zu tun? Die Fragen sind so zahlreich, wie die
Antworten auf sie komplex. Neben machtpolitischen und gesellschaftlichen
gilt es wirtschaftliche, juristische, religiöse, kommunikations- und
wissenshistorische Auswirkungen miteinander in Beziehung zu setzen. Je
nach betrachteter Region waren die Folgen des Ausgreifens der Europäer
in die Welt von unterschiedlicher Tragweite und die Prozesse, welche die
europäische Expansion auslöste, veränderten auch Europa massiv. Die
Übung wird sich durch die Lektüre neuerer Forschungsliteratur mit diesen
Fragen und den damit verbundenen Forschungsansätzen auseinandersetzen,
sie diskutieren und miteinander konfrontieren.
- Dozentin: Susanne Friedrich
Die Zeit zwischen ca. 1500 und 1800 ist uns nahe und fremd zugleich. Es war eine Zeit voller Spannung und tiefgreifenden Wandels, in der sich das Weltbild der Europäer enorm weitete, sich ihr ganzes Denken transformierte, ihre Lebensumstände umformten und sich ihr Speisezettel änderte. Wenn wir die Frühe Neuzeit als Epoche betrachten, richtet sich der Blick auf fundamentale Prozesse wie die Ausformung des Staats, die Entstehung der Konfessionen, die europäische Expansion und ihre Folgen, die Vervielfachung der Kommunikationsmöglichkeiten und den gesellschaftlichen Wandel. Zu fragen ist dabei aber auch, wie die Menschen lebten und arbeiteten, wie sie dachten, was sie glaubten und was sie fühlten, wie sich das Verhältnis zwischen Mann und Frau sowie den Großen und den Kleinen gestaltete. Die Übung legt den Schwerpunkt auf Vorgänge, Entwicklungen und Formationen, deren Bedeutung über die Epoche hinausweisen. Ziel ist, dass wir uns über vorlesungsartige Beiträge und gemeinsame Lektüre einen Überblick über die Epoche der Frühen Neuzeit erarbeiten. |
- Dozentin: Susanne Friedrich
- Trainer/in: Maria Weber
Kernbestandteil des Historischen Arbeitens liegt darin, Quellen zu lesen, sie zu verstehen und für eine eigene, übergeordnete Fragestellung nutzbar zu machen. Quellentexte aus der Vormoderne aber sind oftmals sperrig, sprachlich herausfordernd (Frühneuhochdeutsch) und schwer zu verstehen. In dieser Übung wenden wir uns diesen Problematiken zu und werden anhand unterschiedlicher Methoden (Geschichte, Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft) kennenlernen, mit diesen Quellen umzugehen und sie für das eigene Studium in angemessenem Zeitaufwand nutzbar zu machen. Methoden, die in allen Teilbereichen der Geschichtswissenschaft Anwendung finden können.
Das Seminar besteht aus online stattfindenden synchronen Arbeits- und Diskussionssitzungen sowie aus asynchronen, individuellen Arbeitsphasen.
- Trainer/in: Maria Weber
Wer setzte die Regeln vor Ort und wer achtete darauf, dass sie
umgesetzt wurden? Wie funktionierte die lokale Politik? Gab es
Unterschiede zwischen Stadt und Land? Diese Fragen sind für die Frühe
Neuzeit gar nicht so eindeutig zu beantworten – und manche der Antworten
sind letztlich gar überraschend. Herrschaft wurde in der Frühen Neuzeit
nicht nur auf einer Ebene ausgeübt: Sie reichte von der Gemeinde über
den Grundherrn zum Landesherrn und von dort ggf. bis zu den
Reichsinstitutionen. Gemeinden regulierten viele Fragen selbst,
Nachbarschaften übernahmen Selbstverwaltungsaufgaben und kontrollierten,
ob sich jeder an die Regeln hielt. Die Landesherren dagegen hatten
lange wenig Zugriffsmöglichkeiten, dennoch erließen sie Ordnungen und
sorgten sich um die 'Gute Policey'. Das Seminar wird sich mit
Organisationsformen von der Selbstverwaltung bis zur landesherrlichen
Verwaltung vor Ort befassen und dabei nicht nur die Grenzen
obrigkeitlicher Machtentfaltung ausloten, sondern auch die Vorstellungen
thematisieren, die die Untertanen von guter Ordnung hatten, und über
welche Möglichkeiten sie verfügten, diese einzubringen. Unter
Einbeziehung neuerer Forschungsliteratur, von Quellen und verschiedener
historiographischer Konzepte soll so ein differenziertes Bild der
politischen Kultur der Frühen Neuzeit erarbeitet werden.
- Dozentin: Susanne Friedrich
Natur- und Umweltkatastrophen – die Grafiken der Munich Re, einer weltweit agierenden Müncher Versicherungsgesellschaft unserer Tage, scheinen eine eindeutige Tendenz zu belegen, Katastrophen werden beziffert und bewertet, der öffentliche Diskurs der letzten Jahre ist geprägt von climate change und global warming, von Gletscherschmelze und arctic ice minimum, von extremen Naturereignissen, die der Mensch teilweise selbst zu verantworten hat.
Natur- und Umweltkatastrophen sind verstärkt Teil unseres Lebensalltages. Wie aber gingen die Menschen in der Vormoderne mit derartigen Ereignissen um? Welche Natur- und Umweltkatastrophen lassen sich fassen? Wer berichtete wie darüber? Welche Maßnahmen zur Absicherung wurden getroffen, und spielten Risiko- und Zukunftsplanung eine Rolle, wie es u.a. durch die Munich Re heutzutage vorgenommen wird?
Diese und weitere Fragen werden in diesem Kurs an ausgewählten Beispielen thematisiert, die Quellen hierzu gelesen und kontextualisiert. Kleine Eiszeit und climate change, Hochwasser und Dürre, Erdbeben und Plagen sind nur einige Aspekte von vielen anderen, die wir uns für die Vormoderne näher anschauen werden!
- Trainer/in: Maria Weber
Der Münsteraner Sonderforschungsbereich 231 "Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit" hat enormes, nicht nur für die Mittelalterliche Geschichte, geleistet: pragmatische, also zielgerichtet entstandene Schriftlichkeit im Verwaltungskontext wurde aus theoretischer, methodischer und analysierender Perspektive zum "Instrumentarium zweckgerichteter menschlicher Lebenspraxis" erhoben, zum Kristallisationspunkt, anhand dessen sich Vergangenheit auf unterschiedlichste Weise, in unterschiedlichsten Kontexten erforschen lässt.
Listen und Inventare sind Teil des pragmatischen Schrifguts und gewähren uns vielfach Einblicke in den lebenweltlichen Mikrokosmos, der oftmals hinter den 'großen Meistererzählungen' verschwindet. Anhand der Inventare zu vertriebenen Anhängern Thomas Müntzers aus Mühlhausen sollen
1. grundlegende paläographische Kenntnisse und Fähigkeiten vermittelt werden
2. die Inventare anhand von squirrel transkribiert und digital aufbereitet werden
3. die Inventare und Listen in das Forschungsfeld der pragmatischen Schriftlichkeit integriert werden; die aufgelisteten Gegenstände und Objekte verortet, Muster und Ähnlichkeiten herausgearbeitet und in den Kontext der Mühlhausener Unruhen 1525 gesetzt werden.
Das Seminar erarbeitet dies in Kooperation mit dem Stadtarchiv Mühlhausen (Thüringen). Frau Dr. Antje Schloms, Mitarbeiterin im Stadtarchiv Mühlhausen, wird uns als Expertin den Bestand und seine Überlieferungsgeschichte erläutern.
Lehrform: Online
Prüfungsformen im BA und mod. LA: RE
- Trainer/in: Maria Weber
Konversionen sind ein Grundphänomen, das mit zahlreichen Aspekten der frühneuzeitlichen Gesellschaft verbunden ist (wie die Konkurrenz der Konfessionen, die politische Ordnung, der Umgang mit Migranten und Minderheiten, der Einsatz von Medien oder die Beziehung der Geschlechter).
Das Ziel des Seminars ist es, andhand von Quellenbeispielen und Sekundärtexten einen Überblick über die große Vielfalt frühneuzeitlicher Konversionspraktiken zu gewinnen. Welche Rolle spielten in Konversionen Glaubensüberzeugungen und opportunistisches Verhalten, der obrigkeitliche Zwang und die gesellschaftlichen Erwartungen? Die ausgewählten Beispiele umfassen Fürstenkonversionen, Konversionen von Klerikern und Universitätsprofessoren, die sich in das Territorium des konfessionellen Rivalen absetzten, Zwangskonversionen von Kriegsgefangenen oder anderer Minderheiten (z.B. „Türkentaufen“, „Judentaufen“) bishin zu Mehrfach-Konversionen und vorgetäuschten Konversionen.
Prüfungsformen im BA und LA (Studienbeginn bis SOSE 2020): Angaben folgen
Achtung NEU!
Prüfungsformen im BA und LA (Studienbeginn ab WISE 2020/21): RE + HA
Prüfungsform im Didaktikfach - Mittelschule und Sonderpädagogik (Studienbeginn ab WISE 2015/16): RE + HA
- Trainer/in: Stefano Saracino
Seit ihren Anfängen charakterisiert die moderne Geschichtswissenschaft die Reformation als ein Schlüsselmoment der europäischen Geschichte. Herrschaft, Politik, Religion und Alltag, ja die Gesellschaftsstrukturen selbst scheinen sich im Zuge der Reformation zu verändern. Als common sense gilt: Die Reformation als Prozess schuf Neues, polarisierte, beseitigte, konkurrierte, trennte und verband, wurde angeeignet, umgedeutet, eingebettet. Zentrales Anliegen des Seminars ist es, aus der Perspektive von Ost- und Westeuropäischer Geschichtsforschung diese Prozesse zu untersuchen. Wie die Gesellschaften Europas mit verschiedenen Formen und Medialitäten von Reformation sowie ihre Folgen beeinflusst wurden und wie sich die Meisternarrative dadurch hinterfragen lassen, ist ein weiteres Ziel des Seminars. Dabei werden wir auf Differenzen, aber vor allem auch Verflechtungen stoßen, die uns helfen, das Denken und Forschen in Fachgrenzen zu überwinden, gemeinsam zu diskutieren und 'über den Tellerrand' der westeuropäisch/osteuropäisch konstruierten Zugriffe hinauszuschauen.
Das Seminar lädt alle Studierende zur Teilnahmen ein, die sich für Ost- und/oder Westeuropageschichte der Vormoderne sowie/oder für Fragen der Geschichtstheorie und Methoden historischer Forschung interessieren.
Seminarform: online (synchron und asynchron)
Prüfungsformen im BA und LA (Studienbeginn bis SOSE 2020):
Achtung NEU!
Prüfungsformen im BA und LA (Studienbeginn ab WISE 2020/21): RE + HA
Prüfungsform im Didaktikfach - Mittelschule und Sonderpädagogik (Studienbeginn ab WISE 2015/16): RE + HA
- Trainer/in: Iryna Klymenko
- Trainer/in: Maria Weber
Die Staatsbildung ist eines der ältesten
Themen der Geschichtsforschung überhaupt. Was sollte man dazu noch Neues
sagen können? Eine ganze Menge! Jüngere Forschungsansätze und –fragen
verändern auch den Blick auf 'alte' Themen und stellen sicher geglaubte
Erklärungen in Frage. So macht der globalhistorische Ansatz das
spezifisch europäische der Staatsbildung sichtbar, aber auch das, was so
einzigartig gar nicht ist. Welchen Einfluss hatten die Kolonien auf den
sich entwickelnden Staat? Durch die Erforschung der frühneuzeitlichen
Expansionen tauchen zudem Akteure auf, mit denen man bislang in der
Geschichte der Staatsbildung nicht rechnete – Handelskompanien zum
Beispiel. Waren sie Helfer oder als company-states Konkurrenten
der entstehenden Staatsgewalt? Welche Rolle spielten die Untertanen?
Eine größere als erwartet, denn Staatsbildung wird seit einigen Jahren
nicht mehr nur als top-down, sondern auch als bottom-up Prozess
verstanden. Kulturhistorische und praxeologische Ansätze rückten die
Rolle der Verwaltung und ihrer Beschäftigten in ein neues Licht. Kurz:
nach neueren Forschungen wird der Staat gemacht – und nicht
gebildet. Die Übung wird sich durch die Lektüre neuerer
Forschungsliteratur mit diesen Ansätzen auseinandersetzen, sie mit den
Klassikern zur Staatsbildung konfrontieren und dabei beide diskutieren.
- Dozentin: Susanne Friedrich
"Wasser (H2O) ist eine chemische
Verbindung aus […] Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H)." (Wikipedia, Art.
'Wasser'). So trocken kann man das nasse Element beschreiben. Die Übung
setzt anders an, denn sie fragt nach der Bedeutung, die Wasser für die
Menschen der Frühen Neuzeit hatte und danach, wie sie mit ihm umgingen.
Es war Lebensgrundlage und lebensbedrohlich zugleich. Eine ausreichende
Wasserversorgung war zentral für das Überleben von Mensch und Vieh sowie
das Gedeihen der Ernte. Seen und Flüsse bereicherten den Speisezettel
mit Fischen und Krebsen. Obrigkeiten und Gemeinden sorgen sich daher
früh um die Reinhaltung von Wasser und die Zuteilung von Rechten am
Wasser und seinen Bewohnern. Städte und Fürsten wetteiferten darum, eine
gute Wasserversorgung zu gewährleisten, und nutzten Wasser in
kunstvoller Fassung zur Selbstdarstellung. Ausgeklügelte Be- und
Entwässerungssysteme prägten Landschaften und Gesellschaften. Auf dem
Wasser wurden Güter transportiert und die Wasserkraft bildete eine
wichtige Energiequelle für das Handwerk. Das Wasser hatte jedoch immer
auch eine bedrohliche Seite. Überschwemmungen ruinierten
Lebensgrundlagen, mäandrierende Flüsse bedrohten das Eigentum, brechende
Deiche sorgten für Katastrophen. Wasserbauten manipulierten den Lauf
des Wassers so nicht nur, sie sollten es auch zähmen. Die Übung will
sich diesen Themenfeldern durch die Lektüre und Diskussion von
einschlägigen Literaturtiteln und Quellen nähern. Die Bereitschaft, sich
mit frühneuzeitlichen Handschriften auseinanderzusetzen ist erwünscht.
- Dozentin: Susanne Friedrich
Fake News und Shitstorms, der Tod des gedruckten Wortes und das Ende des kritischen Journalismus – dies sind nur einige der Schlagworte, die in Diskussionen um die digitale Medienrevolution unserer Gegenwart immer wieder auftauchen. Dabei wird die historische Tiefendimension des Themas oft übersehen. „Kommunikationsrevolutionen“ sind in der Geschichte nichts Neues, sie werden mit schöner Regelmäßigkeit und oftmals zweifelhafter Begründung ausgerufen. Und persönliche Schmähung in Druckwerken jeglicher Art, falsche bzw. irreführende Berichterstattung oder Klagen über das Verschwinden traditioneller Medien kennt die Epoche der Frühen Neuzeit zur Genüge.
Die Übung wird die Mediengeschichte vom 15. Jahrhundert bis zur Umbruchszeit um 1800 auf solche Ähnlichkeiten befragen, aber auch die spezifischen Unterschiede zwischen heute und damals herausarbeiten. Anhand einer Reihe von Fallstudien möchte sie zunächst einen Überblick über die zentralen Medientypen der Zeit, von Flugblatt und Kalender bis zu Zeitung und Zeitschrift, geben und in zentrale Forschungsdebatten der letzten Jahrzehnte, z.B. um Manuskriptkultur und Buchdruck, Mündlichkeit und Schriftlichkeit oder Öffentlichkeit und Geheimnis, einführen. Daneben wollen wir aber auch Fragen stellen, die jüngste Ansätze der Forschung aufgreifen: Gab es in der Frühen Neuzeit Werbung und Marketing? Wieso wurden um 1700 Zeitungen noch handschriftlich vervielfältigt, obwohl es schon eine gedruckte Presse gab? Was verbirgt sich hinter dem Begriff Invektivität?
Die Übung wird nicht bei theoretischer Diskussion stehen bleiben, sondern auch praktischen Anschauungsunterricht bieten. Die beiden Sitzungen am 19. Juni und 3. Juli werden in der Abt. Alte Drucke der Universitätsbibliothek stattfinden. Dort haben wir Gelegenheit, mit Originalen zu arbeiten und unsere Erkenntnisse am Objekt zu überprüfen.
- Lehrender: Michael Schaich
- Lehrender: Esteban Mauerer
"Wenn du am morgen leicht aufwachst, weißt du, dass du gut geschlafen hast. (...)" Mit Sätzen wie diesem leitet IKEA seinen Ratgeber zum "perfekten Schlaf" ein, um - im Mantel des Informierens und - anhand von Schwerpunkten wie Gesundheit, Belastbarkeit und Intelligenz (!) Themen der angemessenen Schlafenszeit oder eines perfekten "Schlafklimas" darzulegen und eigene Produkte hierfür anzubieten.
Nicht nur IKEA: Die Werbung ist voll von Angeboten für den guten Schlaf bzw. gegen Schlaflosigkeit. Ja, auch Ernst Adalbert von Harrach, seines Zeichens Kardinal in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, zeigte sich in seinem Tagebuch erfreut darüber "wohl geschlafen" zu haben - gleichzeitig aber zu tiefst betrübt "2 Nacht wenig geschlafen" zu haben.
Diese Ambivalenz und scheinbare Konstante des menschlichen Lebens möchte die Übung thematisieren. Anhand verschiedener Forschungsfelder (Medizingeschichte, Bildwissenschaften, Theologie, Literaturwissenschaft usw.) sollen Zugänge zum Forschungsthema "Schlaflosigkeit" entwickelt werden. Wer darf schlafen, wer muss wachen? Was führt zu Schlaflosigkeit, wie wird darüber gesprochen und wie lässt sich Schlaflosigkeit erforschen?
Achtung, Covid-19! Die Übung wird kontaktfrei über einen Moodlekurs stattfinden, der die Bereitstellung von Materialien und die asynchrone Diskussion von Inhalten ermöglicht. Zentrale Ausgangspunkte der Erarbeitung dieses Forschungsfeldes bilden medizingeschichtliche, kunstgeschichtliche, theologische und literaturgeschichtliche Studien, die sich dem Phänomen Schlaf in der Frühen Neuzeit widmen. In einer Kombination aus eigenverantwortlicher und angeleiteter Erarbeitung von Themenschwerpunkten sowie Quellen- und Literaturlektüre soll das Forschungsfeld systematisch erschlossen werden. Der Austausch wird über Online-Konferenzen (Zoom), Moodle und E-Mail stattfinden.Ziel des Kurses ist die strukturierte Zusammenstellung möglicher Zugänge zur Erforschung von Schlaf und Schlaflosigkeit und der im Seminar erarbeiteten ersten Forschungserkenntnisse über diese Phänomene.
Die Ausgestaltung der Online-Konferenzsitzungen sowie der konkrete Aufbau des Seminars wird in der ersten Sitzung besprochen und bekannt gegeben (20.4., 14 Uhr s.t.).
Bitte machen Sie sich rechtzeitig mit beiden Plattformen (Moodle und Zoom) vertraut und beachten Sie Informationen per Mail.
- Trainer/in: Maria Weber
Die Epoche zwischen 1500 und 1800 wurde vielfach als eine Epoche der Kriege und militärischer Konflikte gekennzeichnet. Das Seminar möchte aus einer sozialgeschichtlichen Mikroperspektive heraus diese Kennzeichnung nutzen und danach fragen, welche Mechanismen hinter der Regulierung von sozialen Konflikten standen, welche Handlungsoptionen den Menschen zur Verfügung standen, um sich ihr Recht zu erkämpfen bzw. Konflikte zu kanalsieren und zu befrieden. Welche Rolle spielten dabei Aushandlungsprozesse, Gerichte, der Kaiser, die Obrigkeiten, die Kommune? Welche Folgen hatte die Gefangennahme? Ging sie einher mit dem Verlust der sozialen Auffangnetze? Welche Entwicklungen lassen sich feststellen?
Achtung, Covid-19! Die Übung wird kontaktfrei über einen Moodlekurs stattfinden, der die Bereitstellung von Materialien und die asynchrone Diskussion von Inhalten ermöglicht. Darüber hinaus wird das Seminarthema, aufgeteilt in fünf Schwerpunkten, die in der ersten Online-Konferenzsitzung (Zoom) am 21.04 um 13 Uhr s.t. bekannt gegeben werden, in eigenverantwortlichen Expertengruppen bearbeitet. Über Moodle, Zoom und E-Mail wird der regelmäßige inhaltliche Austausch der Gruppen und aller SeminarteilnehmerInnen sichergestellt. Die Erarbeitung der Themenfelder wird sich auf die online verfügbare Forschungsliteratur und Quellen beschränken. Die konkrete Ausgestaltung der Online-Konferenzsitzungen wird in der ersten Sitzung besprochen und bekannt gegeben.
Bitte machen Sie sich rechtzeitig mit beiden Plattformen (Moodle und Zoom) vertraut und beachten Sie Informationen per Mail.
- Trainer/in: Maria Weber
Die frühneuzeitliche europäische Expansion nach Asien wurde von ‚long-distance corporations‘ getragen. Neben den entstehenden Staaten waren dies vor allem die großen privatwirtschaftlich finanzierten Handelskompanien. Wie aber lassen sich diese mit Souveränitätsrechten ausgestattete Aktiengesellschaften konzeptionell fassen? Die größten unter ihnen, die englische East India Company und die niederländische Vereenigde Oostindische Compagnie, kombinierten Handel und Kolonialherrschaft. Ihre Repräsentanten traten je nach lokalem Kontext entweder als einfache Händler oder als selbstbewusste Herrschende auf. In der Forschungsliteratur erscheinen die Kompanien jedoch so unbeschreiblich wie unvergleichlich: mal werden sie als ‚quasi-staatliche Mächte‘, dann als ‚Wirtschaftsgiganten‘ bezeichnet, hier sind sie der verlängerte Arm ihrer Heimatländer, dort ‚Staaten im Staat‘, mal Element eines ‚federal-brokerage state‘, mal selbst ‚Company-states‘. Das Seminar wird sich mit den jüngst verstärkt geführten Diskussionen um die adäquate Beschreibung der beiden Kompanien auseinandersetzten. Diese selbst werden dabei vergleichend und aus wirtschaftshistorischer, politischer, organisatorischer und institutioneller Perspektive unter die Lupe genommen.
- Lehrende: Susanne Friedrich
Wer ist zuständig, wenn die Straßen voller Löcher sind
oder der Bach zugewachsen ist, und wer verhindert, dass die Kühe des größten
Bauern alles Gras auf der gemeinschaftlich genutzten Weide abfressen? Diese
Fragen stellen sich umso mehr in einer Zeit, in der der Staat solche Aufgaben kaum
übernahm und die Gemeinden über Fluren und Rechte verfügten, die es gemeinschaftlich
zu verwalten galt. Die Übung wird sich mit den von Selbstverwaltung bis zu
herrschaftlicher Verwaltung reichenden Organisationsformen auf der lokalen und
regionalen Ebene auseinandersetzen, und dabei fragen, wie sich im Alltag
Probleme und Aufgaben lösen ließen, die die Kooperation mit den Nachbarn
erforderten. Wie aber veränderten sich sowohl die Probleme als auch ihre
Lösungen, als Medien und Obrigkeiten neue Wirtschaftsformen propagierten, und
sich ein verändertes Verständnis vom ökonomisch ‚richtigen‘ Umgang mit
natürlichen Ressourcen ausprägte?
- Lehrende: Susanne Friedrich