FS: Wie lässt sich das Verhältnis von (Theater-)kunst und Gesellschaft sinnvoll beschreiben? (D.h. wenn man die abgenutze Spiegel-Metapher beiseite lässt) – Im Seminar schauen wir uns neuere (und ältere) Ansätze der Kunstsoziologie an und zwar aus einer kunstwissenschaftlichen Perspektive. Welche Überlegungen in den Gesellschaftswissenschaften helfen uns beim Verständnis des Theaters und der Künste weiter? Und wo helfen vielleicht umgekehrt Begrifflichkeiten aus den Künsten um Gesesellschaften besser zu verstehen? Im Seminar werden wir die unterschiedlichen theoretischen Modelle vergleichend besprechen und in der Anwendung auf konkrete Fallstudien überprüfen. Eine Projektübung "Qualitative Methoden in den Kunstwissenschaften", die zusätzlich belegt werden kann, führt ergänzend in zugehörige Methoden ein.

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PÜ: Wie stellt sich die szenischen Künste, Theater und Film, aus der Sicht des täglichen Betriebes dar? Und wie begegnen sich Kunst und Gesellschaft im alltäglichen Tun? Die Übung interessiert sich für die wissenschaftliche Beschreibung der unterschiedlichen Praktiken und Positionen aus denen Theater heraus entsteht, der Produktion, nicht des Produktes. Dafür wird in ethnographische Erkenntnisstrategien der teilnehmenden Beobachtung und der narrativen Interviews eingeführt und deren Anwendung im Kontext der Kunstwissenschaften praktisch erprobt. Die Übung ergänzt das Forschungsseminar "Neue Soziologie der (szenischen) Künste", kann jedoch auch einzeln belegt werden. 

Eine Szene ist immer schon die Artikulation eines medientechnischen Apparats: Kameras und Scheinwerfer, Flugwerke und Rundhorizonte, aber auch Druckerpressen, Schreibmaschinen und Algorithmen sind an ihrer Entstehung beteiligt. Ausgehend von unserer digitalen Situation wirft die Vorlesung einen Rückblick auf die Mediengeschichte der szenischen Künste: behandelt werden u.a. die Verbindungen von Alphabetisierung und Tragödiendichtung, Dramenform und Buchdruck, Fotografie und Naturalismus, Kybernetik und Performance. Die Veranstaltung versteht sich als Einführung in die Medientheorie und Mediengeschichte und will den Blick auf die technische Bedingtheit der szenischen Kultur schärfen.

Ausgehend von der vorletzten Spielzeitpremiere des Balletts des Staatstheaters am Gärtnerplatz, „Troja“ von Adonis Foniadakis am Freitag, 28. Juni, möchten wir uns praktisch und theoretisch mit verschiedenen dramaturgischen und theaterpädagogischen Vermittlungskonzepten beschäftigen. 

Wie erreicht man unterschiedliche Zielgruppen? Wie kommt Euripides auf die Tanzbühne? Wie kommt das Wort zur Bewegung? Als Kooperationsveranstaltung mit dem Gärtnerplatz sind gemeinsame Proben- und Vorstellungsbesuche sowie Gespräche mit beteiligten Künstlerinnen und Künstlern geplant.

Bitte beachten: dieser Kurs findet nicht wöchentlich statt, sondern an folgenden Terminen:

Donnerstag, 2 Mai, 16-19h Wiss. Reflexion (Oettingenstr. 67 - 165)

Donnerstag, 16. Mai, 16-19h Wiss. Reflexion (Oettingenstr. 67 - 165)

Mo-Fr 3.-7. Juni, täglich jeweils 11-14h Studiobühne: Wiss Reflexion. Nachmittags und

Abends Aufführungsbesuche so wie eigene kreative Arbeit in gemischten Teams.

(Erster Aufführungsbesuch am 2. Juni um 17 Uhr und ggfs. um 20h). Das genaue Programm folgt spätestens zu Semesterbeginn!)

Donnerstag, 20. Juni, 16-19h Wiss. Reflexion (Oettingenstr. 67 - 165)

Donnerstag, 27 Juni, 16-19h Wiss. Reflexion (Oettingenstr. 67 - 165)

Die Münchener Biennale für Neues Musiktheater ist das wichtigste Uraufführungsfestival im Bereich des Musiktheaters in Europa. Unter der Leitung von Daniel Ott und Manos Tsangaris hat es in den letzten Jahren eine Erweiterung und Öffnung der Musiksprachen und szenischen Formate durchgemacht und bietet eine bestens geeignetes Prisma um über aktuelle Theaterformen  und  bei aller Diversität der gezeigten Produktionen einen roten Faden darin, dass durchgehend das Verhältnis verschiedener Elemente wie Text, Licht, Ton, Geste, Video, Stimme, Raum experimentell und jenseits von Konventionen ausgehandelt wurde.

Das Thema des Campus lautet: „On the way“ – Aufbrüche, Fahrpläne und Reisegruppen im neuen Musiktheater. Das Thema ist analog zum Festivalmotto gewählt. Menschen und Gesellschaften sind stets auf dem Weg, auf Reisen, unterwegs „ins Offene. Sie entwickeln sich, legen Stationen zurück - nicht immer freiwillig, oft unter Schmerzen und großen Widerständen. Das alles erleben wir gerade jetzt. Wir, die Spätmodernen, leben in einer Epoche des Übergangs, einer Schwellenzeit. Die alles beherrschende Digitalisierung bedeutet permanente Störung der Verhältnisse und extrem beschleunigte Transformation. Klimawandel und Globalisierung vertreiben Millionen Menschen aus ihren Heimatgebieten, migrantische Ströme sind so groß wie nie zuvor. Viele dieser Reisen sind nicht freiwillig, doch sie verheißen die größten Veränderungen für die Gehenden wie die Ankommenden.

Die „Münchener Biennale für neues Musiktheater“ ist als Uraufführungsfestival naturgemäß immer auf dem Weg, sucht und begleitet Veränderungen und fragt in der kommenden Ausgabe gezielt nach gegenwärtigen Formen von Bewegungen und Wandel. Indem die Biennale den Transformationen und Veränderungen in der Gesellschaft, in der Familie und in den Körpern und Gehirnen der Einzelnen nachspürt, wird Bewegung als komplexer Zusammenhang kenntlich, als ein aus Highways, Einbahnstraßen, Sackgassen, Baustellen und Werkstätten bestehendes Netzwerk sozialer und geographischer Verschiebungen. „On the way“ plädiert für eine Mitwirkung des Musiktheaters an den sich ausbildenden Bewegungsmustern der Gegenwart und nahen Zukunft. 

Im Zentrum des Campus stehen Aufführungsbesuche sowie ein reger Austausch darüber im Kreis der interdisziplinären Teilnehmer*innengruppe und ihrer Dozent*innen. Außerdem sind Impulsreferate der begleitenden Dozent*innen als auch Gespräche und ggfs. Workshops mit Künstler*innen der Biennale-Produktionen geplant. Kreativ-diskursive Beiträge, die im Rahmen des Campus erarbeitet werden, können an einem Abend der Biennale einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert werden.

 

Lektüre (Auswahl):

Cook, Nicholas. 1998. Analysing Musical Multimedia (Clarendon Press: Oxford).

Hiekel, Jörn Peter, und David Roesner, Hg. Gegenwart und Zukunft des Musiktheaters. Theorien, Analysen, Positionen. Bielefeld: transcript, 2018.

Goebbels, Heiner. 2002. 'Gegen das Gesamtkunstwerk. Zur Differenz der Künste.' in Wolfgang Sandner (ed.), Heiner Goebbels. Komposition als Inszenierung (Henschel: Berlin).

Goebbels, Heiner 2012. Ästhetik der Abwesenheit: Texte zum Theater (Theater der Zeit: Berlin).

Novak, Jelena. 2015. Postopera: reinventing the voice-body (Ashgate: Farnham, Surrey ; Burlington, VT).

Rebstock, Matthias. 2003. “Analyse im neuen Musiktheater - Diskussion interdisziplinärer Ansätze”, Diskussion Musikpädagogik, 18: 26-31.

Rebstock, Matthias, and David Roesner, Hg. Composed Theatre. Aesthetics, Practices, Processes. Bristol: Intellect, 2012.

Till, Nicholas. 2006. 'Investigating the Entrails: Post-operatic Music Theatre in Europe.' in Joe Kelleher/Nicholas Ridout (ed.), Contemporary Theatres in Europe. A Critical Companion (Routledge: London / New York).