Durch den seit Mitte des 20. Jahrhunderts immer mehr wachsenden Einfluss digitaler
Informationstechnologien auf Gesellschaft, Wirtschaft und Wissenschaft sehen sich Historiker
in ihrer Arbeit zunehmend mit dem überragenden Einfluss des Computers auf alle Bereiche
des politischen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Lebens konfrontiert. Die Übung
gibt einen Überblick über die schon im 19. Jahrhundert einsetzende Entwicklung der
„Information Society“ und den Einfluss der Computertechnologie auf diese Entwicklung.
Prüfungsform: KL
- Lehrperson: Ulf Hashagen
In diesem Kurs fragen wir nach globalen und transnationalen Perspektiven in der Wissenschaftsgeschichte: Wie sieht Wissenschaftsgeschichte jenseits rein nationaler Kontexte aus? In den letzten Jahren gewannen globalgeschichtliche Ansätze auch in der Wissenschaftsgeschichte an Relevanz. Dieser jüngste „global turn“ fragt nach der transnationalen Generation und Zirkulation von Wissen, erforscht koloniale und post-koloniale Dynamiken und diskutiert, wie indigene und andere Formen des Wissens erfasst werden können. Von der Kartierung der Welt bis zur Erschließung des Weltalls – dieser Kurs gibt einen Überblick in die vielseitige Geschichte der Wissenschaft in globalen Kontexten. Darüber hinaus bietet der Kurs eine Einführung in das wissenschaftliche Arbeiten.
Sachkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, wohl aber die Bereitschaft, englischsprachige Quellen und Literatur zu lesen und zu diskutieren.
Prüfungsformen im BA und LA (Studienbeginn bis SOSE 2020): KL + RE + HA
Achtung NEU!
Prüfungsformen im BA und LA (Studienbeginn ab WISE 2020/21): RE + HA
Prüfungsform im Didaktikfach - Mittelschule und Sonderpädagogik (Studienbeginn ab WISE 2015/16): RE + HA
- Lehrperson: Cora Stuhrmann
Wer wird eigentlich kriminell und warum? Gibt es einen angeborenen Instinkt, aggressiv und territorial zu sein? Und konkurrieren evolutionär betrachtet Männer um Frauen oder war es doch andersherum? Ob Schädelform, Hormone, Instinkte oder Gene – seit Darwins Theorie einer gemeinsamen Abstammung von Mensch und Tier sind es oft biologische Faktoren, die das menschliche Verhalten erklären sollen und die in Gesellschaft, Politik und Wissenschaft kontrovers diskutiert werden. In dieser Übung analysieren wir die zugrundeliegenden biologischen Theorien, entschlüsseln ihre Argumentationsmuster und ordnen sie historisch ein.
Sachkenntnisse werden nicht vorausgesetzt, wohl aber die Fähigkeit und Bereitschaft, auch längere und komplexe englischsprachige Quellen und Literatur zu lesen und zu diskutieren.
Prüfungsformen im BA und mod. LA: ES
- Lehrperson: Cora Stuhrmann
Spätestens seit dem Film „Holy Shit: Can poop save the world?” (2023) hat die Kunst der Abwasserentsorgung sowie der Mehrwert von Fäkalien als Ressource die Debatten der Gegenwart erreicht. Menschliche wie tierische Ausscheidungen sind unvermeidbar Teil unserer leiblichen, kulturellen und gesellschaftlichen Existenz; und sie dienten seit jeher wichtigen Funktionen in Landwirtschaft, Gewerbe, Industrie und Medizin. Trotzdem bleibt die Diskussion darüber emotional geprägt durch Ekel, Abscheu und Scham.
Ausgehend von diesen Beobachtungen beleuchtet die Übung anhand textlicher, bildlicher und gegenständlicher Quellen die Bedeutung von Fäkalien in Wissenschaft und Medizin: in einem langen überepochalen Bogen, stets eingebettet in den historischen Kontext. Latrinen, Abwasser und Hygienekonzepte spielen dabei ebenso eine Rolle wie die symbolische und medizinische Bedeutung von Fäkalien und wie man das delikate Problem des Stuhlgangs im Weltraum löste. Schließlich geht es auch um die archäologische, paläontologische und archäogenetische Erforschung des Themas und damit um die Frage, wie naturwissenschaftliche Methoden das geisteswissenschaftliche Arbeiten bereichern.
Die Übung findet statt in enger Abstimmung mit einer Übung ähnlichen Titels in der mittelalterlichen Geschichte. Einzelne Sitzungen sowie Exkursionen werden gemeinsam durchgeführt
Prüfungsform: MP
- Lehrperson: Kärin Nickelsen
Psychiatrie, die Lehre der Krankheiten von Geist und Seele, war von Beginn an epistemisch und gesellschaftlich umkämpft: die Implikationen der Festlegung einer Grenze zwischen Normalität und Abweichung wurden hier besonders virulent. Im Aufbaukurs wollen wir uns diesem Thema lokalgeschichtlich widmen, mit Blick auf die ersten Jahrzehnte des 20. Jh. München war damals ein zentraler Standort der Psychiatrie: hier waren wesentliche Institutionen angesiedelt; hier wurden Konzepte zur Klassifikation und Behandlung psychischer Störungen entwickelt; und hier wurde die Assoziation dieser Störungen mit Vorstellungen erblicher „Degeneration“ maßgeblich vorangetrieben.
Wie sich dies in die ärztliche Praxis übersetzte, wie man auf Patient:innen blickte, Behandlungen definierte und wie die Behandelten sich selbst beschrieben; welche Einblicke dies gibt in zeitgenössische Vorstellungen von Gesundheit und Normalität, Geschlechterbilder, Klassendifferenzen und den Umgang mit Devianz: um all dies geht es in diesem Kurs. Besondere Aufmerksamkeit liegt dabei auf der Frage nach (Dis-)Kontinuitäten über die politischen Zäsur 1933 hinweg.
Zentrales Element im Kurs ist die Arbeit mit archivalischen Originalen: Patient:innenakten der Psychiatrischen Klinik in München aus den Beständen des Universitätsarchivs der LMU. Diese bisher wenig beachteten Quellen dokumentieren Diagnosen, Behandlungen und Krankheitsverläufe, ergänzt durch Lebensläufe, Gutachten und andere Dokumente. Wir werden uns anhand von Forschungsliteratur in Thema und Genre einarbeiten, methodische Fertigkeiten vertiefen und kleine studentische Projekte definieren, die dann im Semester vorangetrieben werden. Zur Arbeit im Archiv werden einige Termine in Blöcken gebündelt. Die Ergebnisse werden am Ende in Form einer Ausstellung präsentiert.
Der Aufbaukurs findet statt in enger Abstimmung mit einer Übung zum gleichen Gegenstand. Einzelne Sitzungen sowie Exkursionen werden gemeinsam durchgeführt.
Arbeitsform: Aufbaukurs
Prüfungsformen: RE + HA
- Lehrperson: Kärin Nickelsen
Im Lektürekurs werden methodisch grundlegende oder inhaltlich impulsgebende Monographien aus dem Feld der Wissenschaftsgeschichte gelesen und diskutiert. Die Auswahl der Texte erfolgt in der ersten Semesterwoche in Abstimmung mit den Teilnehmenden. Während des Semesters gibt es Gelegenheit, sich an insgesamt drei Treffen über die Lektüre auszutauschen.
- Trainer/in: Kärin Nickelsen