Die Wittelsbacher ermöglichten während ihrer langen ununterbrochenen Herrschaft (1180-1918) die eigenständige und charakteristische Entwicklung Bayerns. Das Seminar soll einen Überblick über sie nicht nur als Herzöge von Bayern, sondern auch auf anderen Thronen erarbeiten. Über Erbfolge und Eheschließungen liefen Verbindungen in nahezu den gesamten europäischen Raum. Neben den klassischen landeshistorischen Methoden werden auch moderne Ansätze der Kulturgeschichte zu berücksichtigen sein. Das Seminar wird seinen Schwerpunkt im Mittelalter haben, greift aber auch in die Frühe Neuzeit aus.


Im Raum zwischen der Donau im Norden, der Enns im Osten, den Alpen im Süden und dem Lech im Westen vollzog sich im Laufe des 6. Jahrhunderts die Ethnogenese der Bayern. Als erbliches Herzogsgeschlecht sind in der Lex Baiuwariorum die Agilolfinger bezeugt. Im Seminar sollen die zentralen Probleme der bayerischen Frühzeit aus der allgemeinen wie der Verfassungs-, Sozial- und Kirchengeschichte behandelt werden. Zentrale Untersuchungspunkte werden auch die Christianisierung und die Kontinuitätsfrage aus der römischen Zeit bilden. Wichtige Quellen bilden das Stammesrecht und die Lebensbeschreibungen der Missionare, doch sollen auch die übrige schriftliche Überlieferung wie ansatzweise archäologische Quellen berücksichtigt werden. Ausgehend von der Arbeit an den Quellen wird eine Einführung in die Technik und Praxis der Geschichtswissenschaft vermittelt. 



Während sich weite Teile Frankens früh den Einflüssen der Reformation öffneten, entwickelte sich das zu Beginn des 16. Jahrhunderts wiedervereinigte Herzogtum Bayern unter der Regierung der Wittelsbacher zu einem katholischen Musterstaat. Die Forschungsdiskussion um den Komplex der Konfessionalisierung soll ebenso behandelt werden wie die zunehmend von Konfessionsfragen bestimmte Entwicklung der Politik bis zum Ausgang des 16. Jahrhunderts. Daneben werden auch zentrale Fragen der Geistes-, Kirchen-, Wirtschafts- und Sozialgeschichte berücksichtigt werden.


„Doing Baroque?“ Praxeologischen Ansätze sind auf den ersten Blick besonders in der Frühneuzeit-Forschung längst etabliert, von Stefanie Stockhorst wurden sie auch explizit für die Erforschung der Aufklärung stark gemacht. Beim zweiten Hinsehen jedoch entpuppt sich eine Praxeologie des Barock als eine echte Forschungslücke. „Barock“ ist eine Beschreibung, die sich als Adjektiv auf ganz unterschiedliche Bedeutungskontexte anwenden lässt: barocke Architektur, barocke Musik, barocke Frömmigkeit, barock inszeniertes Verwaltungsschriftgut, barocke Hofhaltung, barocke Literatur und Dichtung, barocke „Folianten“theologie etc. – nicht die teils fruchtlos geführte Diskussion über die Existenz des Barock als Epoche dürfte weiterführende Erkenntnisse liefern, sondern die Frage nach den Spezifika unterschiedlicher Lebenswelten, nach dem „Cluster von Charakteristika“, die sich zeitlich und inhaltlich vor der Aufklärung verorten lassen, ohne sie als reine Vorgeschichte oder Negativfolie zu betrachten. Die Übung will dem "Barock" auf Grundlage aktueller Forschungsdiskurse in praxeologischer Perspektive nachgehen.



Im Rahmen der Übung werden ausgewählte Texte in eigenständiger Lektüre (Selbststudium) gelesen. Im Zentrum stehen dabei Grundlagenwerke der Bayerischen Landesgeschichte, die gemeinsam kritisch besprochen werden. Die Auswahl der Texte erfolgt in Absprache mit den Dozierenden in der ersten Sitzung (29.04.2025).

Mit der Hinwendung zu einer kulturgeschichtlich ausgerichteten Geschichtswissenschaft in den 1970er Jahren kam die Forderung auf, auch die vermeintlich „unwichtigen“ Schichten der Gesellschaft zu beleuchten. Die Forschung zu Ego-Dokumenten und dabei vor allem zu Selbstzeugnissen floriert daher im Kontext von „Geschichte von unten“ und Alltagsgeschichte seit rund fünf Jahrzehnten. Die Überlieferungslage lässt es trotz mancher Einschränkungen in den früheren Jahrhunderten zu, auf Selbstzeugnisse aus allen Schichten zurückzugreifen, sodass vor allem auch Angehörigen von Nicht-Führungsschichten Gehör verschafft werden kann.

In der Übung sollen zunächst die Herangehensweisen der Selbstzeugnisforschung im Wandel der Zeit erarbeitet werden, um diese dann an unterschiedlichen Quellen aus dem bayerischen Raum anzuwenden.

Anfang des 19. Jahrhunderts erlebte Bayern einen geradezu revolutionären Wandel. Unter der Regierung des späteren Königs Maximilian I. und seines leitenden Ministers Montgelas gelang es nicht nur, die Selbstständigkeit zu bewahren, sondern auch das Territorium zu vergrößern und abzurunden. Zugleich wurde Bayern in seiner Verwaltung und Gesetzgebung grundlegend reformiert. Im Rahmen des Basiskurses zeichnen wir Grundlinien und Umbrüche in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur Bayerns von 1799 bis 1817 nach, die zur Entstehung des modernen Bayern führten und teilweise bis heute nachwirken.

 Das Seminar ist verbunden mit einer Tagesexkursion nach Regensburg (Haus der Bayerischen Geschichte und Landesausstellung „Ludwig I. – Bayerns größter König?“).

„Ein Museum ist eine nicht gewinnorientierte, dauerhafte Institution im Dienst der Gesellschaft, die materielles und immaterielles Erbe erforscht, sammelt, bewahrt, interpretiert und ausstellt“, so definierte der Internationale Museumsverband ICOM die Funktionen eines Museums ganz allgemein. Zunächst sollen die unterschiedlichen Ansprüche des gegenwärtigen Museumswesens als Lern- und Erfahrungsräume definiert werden. Provenienzforschung oder die Auseinandersetzung mit kolonialen Artefakten stellten in den letzten Jahrzehnten neue Herausforderungen an museale Arbeit. Dies wird in der Übung beleuchtet, zum anderen werden aber auch neue Wege der Vermittlungsarbeit in Museen diskutiert. Welche Möglichkeiten der Vermittlung historischer und kultureller Aspekte gibt es? Welche Ansätze haben sich in der musealen Vermittlungsarbeit in den letzten Jahrzehnten herausgebildet? Die Übung soll eine Übersicht unterschiedlicher Vermittlungskonzepte geben und wird dies im Rahmen von Exkursionen auch praktisch untermauern.

Bayern und das Bier – eine Symbiose, die nur zu gern als Klischee bemüht wird. Abseits der Stereotypenbildung des 19. Und 20. Jahrhunderts will das Seminar nach der Rolle des Brauwesens für die bayerische Gesellschaft in der Frühen Neuzeit fragen. Dabei werden Fragen nach den Rohstoffen, klimatischen Bedingungen und Infrastrukturen ebenso im Zentrum stehen wie die Veränderungen in der Brauwirtschaft, die Instrumentalisierung durch die Politik und die sozialen Folgen der Bierwirtschaft für die Bevölkerung. Vom bayerischen Reinheitsgebot über die Durchsetzung des Weißbiermonopols bis zu den Umbrüchen der Industrialisierung bietet der bayerische Raum – auch in vergleichender Perspektive – viele Möglichkeiten diese Phänomene quellennah zu untersuchen.

Die Seminarzeiten werden aufgrund von Exkursionen und Institutions-Besuchen teils variieren. Die genauen Absprachen finden in der ersten Sitzung statt. Der Seminartermin des 2.7. entfällt und wird am 3.7. durch eine ganztägige Exkursion ersetzt.

Das Jahr 2025 markiert ein besonderes Jubiläum: Vor 200 Jahren bestieg König Ludwig I. den bayerischen Thron und prägte eine Ära des Wandels. Seine Regierungszeit (1825-1848) war eine Periode des Aufbruchs, die von politischer Reform, gesellschaftlicher Transformation und kultureller Blüte geprägt war - aber auch von persönlichen Skandalen und Konflikten.

Seine Regentschaft prägte nicht nur die politische und kutlurelle Entwicklung Bayerns, sondern auch die europäische Geschichte. Berühmt für seine Liebe zur Kunst, seine monumentalen Bauprojekte und seine persönlichen Affären, hinterließ Ludwig ein Vermächtnis, das bis heute sichtbar ist - von der Glyptothek bis zur Walhalla.

 

Das Seminar verbunden mit einer verpflichtenden Tagesexkursion nach Regensburg.


Dass ein frühneuzeitlicher Herrscher seinem Land und den darin lebenden Leuten zugetan war, konnte man nicht unbedingt erwarten. Der bayerische Kurfürst Max Emanuel war dies nicht – ganz im Gegenteil. Wohl gerade deswegen haben die nachlebenden Bayern, insbesondere in Gestalt der öffentlichen Geschichtskultur, rückwirkend versucht, ihn für sich einzunehmen, etwa mit einer sich stets steigernden Beschwörung des Opfermythos der Sendlinger Mordweihnacht oder mit der ersten großen bayerischen Landesausstellung von 1976 mit dem zeitgeistigen Titel „Max Emanuel – Bayern und Europa“. Was dieser Kurfürst jedoch mit Sicherheit liebte, war der Ruhm. Als erfolgreicher Feldherr im „Großen Türkenkrieg“ stürzten seine Ambitionen ihn (und sein Land) in das verheerende Abenteuer des Spanischen Erbfolgekriegs.

Im Basiskurs wollen wir gemeinsam die fast ein halbes Jahrhundert andauernde – und durch lange Absenzen des Kurfürsten geprägte – Herrschaftszeit Max Emanuels in Bayern betrachten und dabei unter anderem auch Aspekte der Barockkultur beleuchten, die in diesen Jahrzehnten dem Land vielerorts ein neues Gesicht gab.

In Bayern finden sich zahlreiche Schauplätze der nationalsozialistischen Geschichte, darunter Täterorte wie München, Nürnberg und der Obersalzberg, aber auch zahlreiche Konzentrationslager in der ganzen Fläche des Landes. Der Basiskurs beschäftigt sich zunächst mit den politischen und gesellschaftlichen Kontexten der frühen 1920er Jahre, in denen die NSDAP in der Landeshauptstadt gegründet wurde und ordnet dann den Aufstieg der Partei und die Entwicklungen während der NS-Zeit ein. Dabei soll auch auf den Widerstand gegen das diktatorische Regime fokussiert werden. Abschließend wird auch der Umgang mit der nationalsozialistischen Vergangenheit nach 1945 knapp beleuchtet werden.

Die Übung vermittelt einen Überblick zu den verschiedensten digitalen Vorhaben zur Geschichte und Kultur Bayerns. Vorgestellt werden Angebote von Archiven, Bibliotheken, Museen, Landesbehörden sowie Forschungseinrichtungen. Thematisch erstreckt sich der Bogen vom großen Kulturportal bavarikon über wissenschaftliche Lexika bis hin zu spezialisierten Editionsprojekten. Dabei werden die speziellen Anforderungen von sparten- und gattungsspezifischen Angeboten genauso erläutert wie ihre praktische Nutzbarkeit sowie ihr Grenzen und Schwierigkeiten (auch in rechtlicher und ethischer Hinsicht). Angestrebt wird auch, soweit möglich einen Blick hinter die Kulissen der Angebote zu werfen. Die Übung vermittelt damit nicht nur, welche bayernspezifischen Angebote es gibt, sondern auch welche praktischen Herausforderungen die Planung, Umsetzung und Pflege digitaler Angebote mit sich bringt.