“Cancel Culture”, “Political Correctness”, “Meinungsdiktatur” - das Thema Meinungsfreiheit wird in der öffentlichen Debatte zunehmend diskutiert, und das teils stark polarisiert. Doch woher kommen die verschiedenen Perspektiven auf das Thema eigentlich? Häufig fällt in diesem Zusammenhang der Begriff “Identität”, verbunden mit Fragen zur Identitätsbedrohung sozialer Gruppen, Freiheitseinschränkungen und Diskriminierung. Das wollen wir uns im Sommersemester anhand eines bereits bestehenden Datensatzes einer Online-Befragung näher ansehen. Welche sozialen Gruppen nehmen die Meinungsfreiheit in Deutschland wie wahr? Bei welchen Themen halten sie ihre eigene Meinung eher zurück und wann möchten sie sogar andere zum Schweigen bringen? Und welche sozialpsychologischen und kommunikationswissenschaftlichen Hintergründe könnten diese Unterschiede erklären? |

- المعلم: Anna-Luisa Sacher
Medienvertrauen ist regelmäßig in aller Munde. Als Ursache oder Ergebnis gesellschaftlicher Krisen hält der Anstieg oder Zerfall von Medienvertrauen gerne her als Gesellschaftsdiagnose mit kommunikationswissenschaftlichem Anspruch. Das macht Medienvertrauen als Konzept natürlich spannend für uns. Gleichzeitig ist Medienvertrauen aber auch deshalb interessant, weil wir uns als Kommunikationswissenschaftler*innen, die sich mit Medienvertrauen beschäftigen, zwangsläufig von der Makro- in die Mikrosperspektive und somit auch in einen intimen Dialog mit der Gesellschaft und ihren Individuen begeben müssen. Alle Menschen nutzen Medien und alle Menschen haben Vorstellungen, Ideen und Meinungen dazu, wie Medien funktionieren, was sie leisten sollen/können und wie man „vertrauensvoll“ mit ihnen umgeht. Damit werden wir uns in diesem Kurs befassen. In semi-strukturierten Leitfadeninterviews fokussieren uns „auf die kulturell verfügbaren symbolischen Ressourcen, die Menschen nutzen, um ihre eigenen Medien- und Informationspraktiken zu verstehen“. Die eigene Lebenswelt hat selbstverständlich einen Einfluss auf die kulturell verfügbaren symbolischen Ressourcen. Deshalb machen wir das nicht allein in München, sondern im Team mit Studierenden in Berlin (Freie Universität Berlin; Leitung Gruppe Berlin: Anna Litvinenko) und Rostock (Universität Rostock; Leitung Gruppe Rostock: Ana-Nzinga Weiß). Wir adaptieren einen gemeinsamen Interviewleitfaden, üben Interviewtechniken und gehen schließlich ins Feld, d.h. wir führen Interviews durch. Die Interviews werden abschließend im Rahmen von Hausarbeiten ausgewertet.
Lernziele und Anforderungen auf einen Blick:
- Die Studierenden lernen Konzepte von Medienvertrauen und Volkstheorien kennen und verstehen diese im Kontext einer Forschungsarbeit anzuwenden.
- Die Studierenden lernen Interviewtechniken der qualitativen Sozialforschung kennen und können selbstständig Interviews durchführen.
- Die Studierenden erwerben erste Kenntnisse der Auswertung von semi-strukturierten Leitfadeninterviews im Rahmen einer „Thematic Analysis“ (Braun & Clarke) nach internationalem Standard.
- Die Studierenden erwerben Grundlagen der computergestützten Textanalyse mit MAXQDA.
- Es sind keine spezifischen Vorkenntnisse erforderlich.
- المعلم: Florian Primig
In der Forschung zu Human-Computer Interaction wurden in letzter Zeit vermehrt Alltagstheorien (folk theories) der Nutzenden in den Blick genommen, weil diese einen interessanten Einblick in deren Wahrnehmung bieten und nicht nur Nutzungserfahrungen steuern, sondern auch Lernprozesse sowie Verhalten beeinflussen können (Ytre-Arne & Moe, 2021).
Im Seminar wollen wir deshalb der Frage nachgehen, welche Alltagstheorien (Nicht-)Nutzende über KI haben und wie diese z.B. mit ihrer (Nicht-)Nutzung von sowie Einstellungen gegenüber entsprechenden Anwendungen, aber auch mit der Wahrnehmung eigener Kompetenzen im Umgang mit KI zusammenhängen.
Dazu werden wir gemeinsam ein qualitatives Forschungsprojekt durchführen und dabei die einzelnen Schritte empirischer Forschung (Überblick über relevante Theorien und Forschungsstand, Ableitung von Forschungsfragen, Konzeption und Durchführung einer Studie, Auswertung der erhobenen Daten) kennenlernen.
- المعلم: Larissa Leonhard
Der Klimawandel, seine Folgen und Maßnahmen, ihm entgegenzutreten, haben
trotz etablierter wissenschaftlicher Evidenz im Zeitverlauf
verschiedene gesellschaftliche Relevanz erfahren. Als journalistisches
Thema genießt der Klimawandel seit den 1980er Jahren Aufmerksamkeit. An
Relevanz gewonnen hat das Thema vor allem im Kontext von Klimastreiks –
es landete prominent auf politischen, medialen und öffentlichen Agenden.
Während der COVID-19 Pandemie trat es dann allerdings in den
Hintergrund. Aktuell führen mehrere Ereignisse zu einem zunehmenden
öffentlichen Klimaskeptizismus – oft vorangetrieben von
rechten/konservativen politischen Parteien (auch Trump in den USA). In
diesem Kontext werden dann häufig Desinformationen gestreut. Die
Lehrveranstaltungen wird diese Gedanken aufgreifen und möchte sich näher
im Kontext der Klimawandelkommunikation bewegen – sich dabei mit dem
Spannungsverhältnis zwischen wissenschaftlicher Evidenz, Skeptizismus
und Desinformation beschäftigen. Dazu wird die entsprechende bisherige
Literatur aufgearbeitet, ein theoretischer Rahmen gewählt und
Forschungsfragen formuliert. Diese werden dann in ein Forschungsdesign
und -instrument überführt, Daten erhoben und schließlich ausgewertet.

- المعلم: Jana Egelhofer
- المعلم: Lars Guenther
Reality-TV-Formate haben in den letzten Jahren wieder stark an Bedeutung gewonnen: Egal, ob es um die Suche nach der „echten“ Liebe geht (Bachelor, Bachelorette, Prince & Princess Charming), um Dating und Versuchung (AYTO, Temptation Island, Ex on the Beach) oder darum, die lieb gewonnen Reality-Stars in Spielen und Challenges (scheitern) zu sehen (Prominent Getrennt, Sommerhaus der Stars, #CoupleChallenge) – die Zuschauer*innen können mittlerweile aus einem ganzen Spektrum an Showformaten wählen.
Reality TV galt in Deutschland seit dem Erfolg von Big Brother (2000) und dem Dschungelcamp (2004) als besonders polarisierendes, aber zugleich besonders erfolgreiches Genre der TV-Unterhaltung. Während Kritiker*innen entsprechende Formate häufig als reines „Trash-TV“ abtun, erfreuen sie sich bei einem breiten Publikum großer Beliebtheit. War die Rezeption früher primär auf die Ausstrahlung im TV beschränkt, erstrecken sich Nutzungsprozesse durch die weite Verbreitung von Streaming-Diensten und die Allgegenwart von Social Media heute auf immer mehr Bereiche: So lässt sich das Geschehene einerseits auf den Social-Media-Profilen der Kandidat*innen nahezu in Echtzeit weiterfolgen, andererseits gibt es kommentierende und einordnende Formate wie Podcasts oder Reaction-Formate auf YouTube, die weitere Ebenen der Information, Unterhaltung und (kritischen) Auseinandersetzung ermöglichen.
Die Kommunikationswissenschaft hat gerade der jüngeren Tradition des Reality TV bislang jedoch kaum Beachtung geschenkt. Entsprechend ist nur wenig dazu bekannt, wer eigentlich (welche) Reality-Formate schaut, welche Motive die Rezeption anleiten und wie Nutzer*innen das Gesehene einordnen und verarbeiten. Auch die ‚Verlängerung‘ der Rezeption über Social-Media-Plattformen, Podcasts & Co. ist wenig untersucht. Im Rahmen des Seminars wollen wir uns daher mit Medienrezeption und -wirkung von Reality TV auseinandersetzen und eigene empirische Studien entwickeln, die aktuelle Fragestellungen in diesem Bereich adressieren. Ziel ist es, ein besseres Verständnis davon zu erlangen, warum und wie Reality TV genutzt wird und welche Wirkungen sich daraus ergeben.

- المعلم: Anna Sophie Kümpel
Künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend als Unterstützung für redaktionelle Tätigkeiten im Lokaljournalismus entwickelt und eingesetzt. Vor diesem Hintergrund ist eine Analyse der Wahrnehmung von Journalistinnen und Journalisten sowie ihrer KI-Kompetenz von entscheidender Bedeutung, nicht zuletzt aufgrund des Potenzials von KI journalistische Produktions- und Distributionsprozesse innerhalb von Redaktionen nachhaltig zu verändern (Beckett & Yaseen, 2023).
In diesem Seminar werden die Wahrnehmungen der Vor- und Nachteile von KI durch Lokaljournalistinnen und -journalisten sowie ihre Kompetenz im Umgang mit KI untersucht. Dazu sollen insbesondere Interviews in Deutschland durchgeführt werden. Einen Bezugspunkt bildet das Technology Acceptance Model (TAM) (Marangunić & Granić, 2015), um dieses bislang wenig erschlossene Forschungsfeld im Kontext des Lokaljournalismus zu analysieren.
- المعلم: Maximilian Eder
[SS25] Digital Divers. Neurodiversität, Persönlichkeit und ihre Sichtbarkeit in den digitalen Medien
Wie die Darstellung der eigenen soziale Gruppe in den (digitalen) Medien wahrgenommen wird, kann verschiedene Folgen haben für die betreffenden Personen und die demokratische Gesellschaft. Aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht wirft das einige Fragen auf, die bislang wenig Beachtung fanden: Warum nutzen Menschen mediale Inhalte (z.B. Podcasts), die ihre eigene Gruppe repräsentieren und welche Folgen hat das? Welche medialen Ereignisse sind besonders prägend für ihre wahrgenommene Repräsentation? Wie gehen Menschen damit um, wenn ihre Gruppe als zu wenig, unzutreffend oder genau richtig repräsentiert empfunden wird? Und was bringt Menschen dazu, selbst prosozialen digitalen Aktivismus zu Gunsten ihrer Gruppe zu betreiben, um deren Repräsentation in den Medien und der Gesellschaft zu erhöhen?
Im Seminar werden wir uns mit einigen dieser Fragen beschäftigen. Dabei fokussieren wir verschiedene Formen von Neurodiversität und Persönlichkeit. Dazu werden wir zunächst den relevanten Forschungsstand aufarbeiten und zentrale Fragestellungen ableiten. Darauf aufbauend werden wir ein empirisches Projekt entwickeln, durchführen und auswerten.
- المعلم: Magdalena Obermaier