Das Hethitische ist die älteste verschriftete indoeuropäische Sprache und zugleich eine der drei Großcorpussprachen des Alten Orients, die in keilschriftlicher Überlieferung vorliegen. Nachdem im vorangehenden Semester durch die Lektüre einfacher Textabschnitte die Grundzüge der hethitischen Grammatik sowie ein Einstieg in die hethitische Variante der Keilschrift vermittelt wurden, werden in dieser Übung anhand der Lektüre von weiteren ausgewählten Texten verschiedener Gattungen die bereits erworbenen Grammatikkenntnisse ergänzt und vertieft.

Der Kurs dient zusätzlich zur Erweiterung des erworbenen Wortschatzes und der Keilschriftzeichenkenntnis sowie zur Einführung in die diachrone Entwicklung der Sprache und der Schrift.

Voraussetzungen: erfolgreicher Abschluss von Hethitisch I

Prüfung: Klausur


Das babylonische Weltschöpfungsepos (Enūma eliš) erzählt von der Beförderung des Gottes Marduk zum Oberhaupt des mesopotamischen Pantheons infolge seines Sieges über das Urmonsters Tiamat und die Verwendung seiner Leiche, um ein Universum zu erschaffen, dessen Nabel Babylon, Marduks Stadt, sein würde. Im Kurs wird das Epos unter Berücksichtigung neuer, noch unveröffentlichter Manuskripte gelesen. Besonderes Augenmerk wird auf die poetische Sprache und die metrische Struktur des Textes gelegt.

Da das Studium der altorientalischen Philologie auf der Arbeit mit und am Text beruht, sind zum Einstieg die sprachlichen Grundlagen zu erwerben. Das Modul führt in das Akkadische ein und soll die Grundkenntnisse der Grammatik dieser Sprache in ihrer altbabylonischen Stufe vermitteln. Darüber hinaus werden erste Schritte zum Erlernen der Keilschrift sowie ein Grundwortschatz angeeignet.

Altorientalische Sprachen können bisweilen eine Herausforderung darstellen. Diese Einführung bietet eine Vorbereitung für Studierende der Altorientalistik. Folgende Themen werden behandelt: das Entziffern von Keilschriftzeichen, der Gebrauch von Zeichenlisten, die Anwendung der Grammatik inklusive Diskussion über eventuelle Zweifel und Identifizierung von Formen sowie die Benutzung von Lexika und Wörterbüchern. Die Vorarbeiten für Hausaufgaben werden auch insbesondere durch die Verwendung von Sekundärliteratur unterstützt: Wie bereitet man sich richtig auf die nächste Unterrichtsstunde vor? Wie besteht man erfolgreich die Abschlussprüfung?
Voraussetzungen: Die Einführung richtet sich an BA- und MA-Studierende von allen altorientalischen Kursen (Vorlesungen, Lektüren von Akkadisch, Sumerisch und Hethitisch). Es geht vor allem um individuelle Betreuung bei Lektürekursen – alle sind eingeladen, dieses einmalige Angebot anzunehmen!

Die Briefe und Urkunden der mittelassyrischen Zeit, die hauptsächlich in den Archiven von Assur gefunden wurden, belegen eine wichtige Phase des Aufstiegs des assyrischen Reichs sowie wesentliche politische und historische Entwicklungen. Dieses kleine Korpus von ungefähr 3.000 Tafeln zeigt sowohl die zentrale Verwaltungsstruktur von Assur als auch die Administration der Peripherie (z. B. Sheh Hamad, Abi Sabiyad, Khuera). Texte aus verschiedenen Textfunden werden analysiert, die unterschiedlichen Lebenskontexten entsprechen: von den offiziellen Gesetzen des Königshofs bis zum Alltag der Briefe.
Nach der neuen Publikation der Grammatik des Mittelassyrischen (s. Literatur) ist jetzt der Einstieg in diesen Dialekt noch zugänglicher. Im Kurs werden die wichtigsten Textgattungen – Briefe, Urkunden, Gesetze – gelesen, diskutiert, miteinander verglichen und in einen größeren historischen und sprachlichen Zusammenhang gesetzt.

Voraussetzungen: Erfolgreicher Abschluss von Akkadisch II

Literatur:
• de Ridder, Jacob Jan, Descriptive Grammar of Middle Assyrian. LAOS 8. Leipzig, 2018.
• Jakob, Stefan, Mittelassyrische Verwaltung und Sozialstruktur. Untersuchungen. CM 29. Leiden/Boston, 2003

Der Kurs dient dem Vertiefen der im Wintersemester erworbenen Kenntnisse der sumerischen Sprache anhand ausgewählter neusumerischer Texte. Dabei werden die Texte in Keilschrift erarbeitet, zudem beschäftigen wir uns mit dem charakteristischen Vokabular und dem Aufbau der verschiedenen Genres und lernen die wichtigsten Fundorte der Zeit kennen. Die Textlektüre folgt dem Lehrbuch von Colonna d’Istria/Sallaberger (in Vorbereitung), doch sollen die Studierenden darüber hinaus an die sumerologische Sekundärliteratur herangeführt werden.
Teilnahmevoraussetzung: Erfolgreicher Abschluss von Sumerisch I

Im altorientalischen Schrifttum sind Texte divinatorischen und magischen Inhalts in großer Zahl und Vielfalt vertreten. Darin spiegelt sich der hohe Stellenwert wider, der der Divination und Magie in den altorientalischen Kulturen zukam. Beide Verfahren spielten sowohl im Alltagsleben der Menschen als auch im politischen Handeln eine große Rolle und standen zueinander in enger Verbindung.

Durch Orakel, Omina und Traumdeutung versuchte man Aufschluss über den Willen und das Handeln der Götter zu erlangen. Darauf aufbauend versuchte man durch magische Rituale Einfluss auf die Götter zu nehmen, um gegenwärtiges und zukünftiges Unheil abzuwenden und Wohlergehen zu erlangen.

In der Lehrveranstaltung werden wir uns mit verschiedenen divinatorischen und magischen Praktiken und ihrer Überlieferung auseinandersetzen. Der Schwerpunkt wird auf der mesopotamischen und hethitischen Überlieferung liegen. Wir werden aber auch Vergleiche zu anderen Regionen ziehen und traditionsgeschichtlichen Bezügen nachgehen. Ein besonderes Augenmerk werden wir auf den Stellenwert der Divination und Beschwörungskunst in der Politik richten.

Kenntnisse altorientalischer Sprachen sind zum Besuch der Übung nicht erforderlich. Wichtig sind jedoch das Interesse an den altorientalischen Kulturen und die Bereitschaft, sich mit der Überlieferung und ihren historischen und kulturhistorischen Hintergründen intensiv zu befassen.



Musik war ein wichtiger und allgegenwärtiger Aspekt der Gesellschaft des alten Mesopotamien (heutiges Irak/Syrien). Keilschriftliche Quellen aus dem 2.–1. Jahrtausend v. Chr. offenbaren ein komplexes, voll entwickeltes System des Musikwissens, welches von Generation zu Generation weitergegeben wurde und sogar älter ist als die bekanntere Musiktheorie des antiken Griechenlands. Die Berufsmusiker Mesopotamiens spielten ihre Musikstücke auf allerlei Instrumenten, Leiern, Harfen, Trommeln, Becken und mehr, welche vielfältige Liedtypen begleiteten, je nach Anlass und Zielsetzung. Auch andere Berufsgruppen, z.B. Hirten mit ihrer „Pfeife“, konnten über musikalische Fähigkeiten verfügen.

In dieser Übung wollen wir uns einen Überblick über die Praxis und die Theorie der Musik in Mesopotamien während des 3.–1. Jts. v. Chr. verschaffen. Unter anderen werden wir uns mit folgenden Themen beschäftigen: die aus Archäologie, Bildkunst und schriftlichen Quellen bekannten Musikinstrumente, die mesopotamische Musikwissenschaft, d. h. Tonsystem, Modi, musikalische Anweisungen usw.; Liedtypen, Liedtexte und musikalische Anlässe, mit besonderem Fokus auf Wirkung der Musik im mesopotamischen Kult; und schließlich die Tätigkeit, Ausbildung und Ansehen von Berufsmusikern im Laufe der mesopotamischen Geschichte.

Aus der altbabylonischen Zeit (ca. 2000–1600 v. Chr.) sind acht sumerische „Rangstreitgespräche“ bekannt, die sich durch die Verwendung des sumerischen Terminus adamin auszeichnen. In jedem dieser Literaturwerken disputieren zwei meist nicht-menschliche Kontrahenten aus dem Alltagsleben, z. B. Getreide und Mutterschaff, Vogel und Fisch, Hacke und Pflug, über ihre jeweiligen Werte. Im Laufe des verbalen Schlagabtausches erweist sich einer der beiden Kontrahenten als rhetorisch geschickter als der andere und wird am Ende des Werkes zum Sieger erklärt. In diesem Lektürekurs werden wir eine Auswahl von Auszügen aus den erhaltenen sumerischen Rangstreitgesprächen lesen und bestimmte Aspekte der Werke wie Struktur und rhetorische Technik besprechen.

Keilschriftliche Quellen aus dem 2.–1. Jahrtausend v.Chr. offenbaren ein komplexes System des Musikwissens und der -praxis, welches sich im Laufe der Jahrhunderte in Mesopotamien weiterentwickelt hat. In diesem Lektürekurs werden wir eine Auswahl sumerischer und akkadischer Texte, die die Musikkenntnisse der Mesopotamier darstellen bzw. widerspiegeln, genau betrachten. Im Rahmen der Untersuchung von drei Hauptthemen – der allgemeine und fachliche Umgang mit Musik und Instrumenten, die mesopotamischen Tonsysteme, Gesänge und Gesangsweisen – werden wir Texte aus mehreren Textarten lesen. Dazu gehören lexikalische Listen und Preisgedichte mit „Stimmanweisungen“ und anderen technischen Hinweisen sowie liturgische Texte mit performativen Anweisungen.