Das Propädeutikum soll Philosophie-Hauptfachstudierenden einige grundlegende Methoden und Arbeitstechniken vermitteln, die im Philosophiestudium Anwendung finden. Dazu gehören insbesondere Zitations- und Recherchemethoden, sowie das Lesen, Entwickeln, Schreiben und Präsentieren von Philosophie. Der Kurs führt exemplarisch in die philosophische Analyse von Texten ein. Dabei steht die Rekonstruktion von und kritische Auseinandersetzung mit philosophischen Argumenten im Fokus. Die Bereitschaft zur Lektüre und Diskussion von englischsprachigen Texten wird vorausgesetzt. Das Formulieren und Strukturieren philosophischer Texte wird nach und nach anhand kleiner Schreibübungen erarbeitet. Dabei wird auch der Schreibprozess als solcher beleuchtet und mögliche Hilfestellungen gegeben. In den letzten Sitzungen werden die so entstandenen philosophischen Texte den anderen Teilnehmenden in Form von Kurzvorträgen präsentiert. Zum einen soll dies für die Teilnehmenden eine Möglichkeit sein, Feedback zu Präsentation und Inhalt ihrer Arbeiten zu erhalten. Zum anderen sollen die Teilnehmenden auf diese Weise lernen, konstruktives Feedback zu geben. Dies wird auch im Rahmen der abschließenden Essays relevant sein. Bevor die Teilnehmenden ihre abschließenden Essays einreichen, müssen sie sich in vorab festgelegten Tandems gegenseitig Feedback zu ihren Arbeiten geben. Die Teilnehmenden lernen hier nicht nur vom Feedback, das sie erhalten, sondern auch vom Feedback, das sie selbst geben.


Die Analyse unserer Sprache ist ein altbekannter Teil der philosophischen Forschung. Und auch außerhalb des philosophischen Klassenzimmers ist es häufig lohnenswert darüber nachzudenken, was wir mit bestimmten Wörtern eigentlich meinen. Mit der Beantwortung deskriptiver begrifflicher Fragen scheint es jedoch nicht getan. So stellt sich in neuerer Zeit zunehmend die normative Frage, wie wir sprechen sollen; nicht zuletzt im Zuge der Debatten zu inklusiver und Gendergerechter Sprache. Sollte man bestimmte Wörter überhaupt noch verwenden? Und wenn nein, welche sollte man anstelle dessen verwenden? Oder sollten wir bestimmten Wörtern einfach eine neue (weniger problematische) Bedeutung geben?

Fragen wie diese stehen im Zentrum des sich seit kurzem rasant entwickelnden Forschungsfelds der Begriffsethik und des sog. Conceptual Engineering. Sie betreffen dabei unsere Alltagssprache genauso wie die Bedeutung philosophischer Termini. So denken Begriffsethiker:innen u.a. detailliert darüber nach, ob die Bedeutung von „Frau“ zur Erreichung von Geschlechtergerechtigkeit nicht besser eine andere sein sollte. Und sie diskutieren, ob es nicht besser wäre, unseren Begriff der Wahrheit angesichts der Lügnerparadoxie durch zwei neue Begriffe zu ersetzen. Unter welchen Annahmen wäre das überhaupt möglich? Und welchen philosophischen Schwierigkeiten könnten solche Projekte ausgesetzt sein?

Dieses Seminar will einen Überblick über die noch junge Debatte zur Begriffsethik und dem Conceptual Engineering geben. Dazu lesen und diskutieren wir (englischsprachige) Texte von Carnap bis heute. Ziel ist es, dass die Studierenden lernen, sich mit den wichtigsten Positionen kritisch auseinanderzusetzen. Es besteht die Möglichkeit anstelle einer Hausarbeit von ca. 12 Seiten zwei Essays von ca. 6 Seiten zu schreiben.


Bei der Frage nach der Relevanz philosophischer Überlegungen und Theorien für gesellschaftlich relevante Probleme denkt man in erster Linie an die philosophische Behandlung moralisch-ethischer Fragen. In den letzten 20 Jahren haben sich Philosoph:innen jedoch zunehmend mit der Frage beschäftigt, inwieweit Philosophie über moralisch-ethische Fragen hinaus von gesellschaftlicher Relevanz sein kann. Gibt es Angewandte Philosophie, die über die Anwendung ethischer Theorien hinausgeht? Dabei wird die Frage von Vielen mit einem klaren Ja beantwortet. In diesem Seminar werden wir uns deshalb ganz allgemein mit Angewandter Philosophie beschäftigen; von Angewandter Ethik und Politischer Philosophie bis hin zu Angewandter Theoretischer Philosophie (Feministischer Sprachphilosophie und Erkenntnistheorie, Sozialer Erkenntnistheorie etc.). Als Grundlage dient dabei der Sammelband ''A Companion to Applied Philosophy''.

Hassreden und politische Reden können weitreichende Folgen haben. So gehen Experten davon aus, dass die Rede von Donald Trump vom 6. Januar 2021 entscheidend dazu beigetragen hat, dass dessen Anhänger später am Tag das Kapitol in Washington stürmten. Ähnlich hatte die Propaganda gegen die jüdische Bevölkerung in Nazi-Deutschland zum Ziel, antisemitische Einstellungen zu befördern, welche zu zunehmender Diskriminierung und Gewalt gegen die jüdische Bevölkerung und letztlich zu deren Völkermord geführt haben. In der analytischen Sprachphilosophie hat dies in den letzten 20 Jahren zur Beschäftigung mit der Frage geführt, wie politische Reden und Hassreden diese Veränderungen im Denken, Fühlen und Tun von Menschen herbeiführen. Ziel dieses Seminars ist es, die Studierenden anhand der Lektüre von zentralen Arbeiten in die aktuelle Diskussion dieser Frage einzuführen. Dabei sollen die Studierenden lernen, sich mit den wichtigsten Positionen kritisch auseinanderzusetzen.

Während Ethik zunehmend in öffentlichen, politischen, wissenschaftlichen und ökonomischen Kontexten eine Rolle spielt, ist die dortige Teilnahme von professionellen, philosophisch ausgebildeten Ethiker/innen eher die Ausnahme. Dies liegt auch daran, dass die Praxisorientierung in der philosophischen Ausbildung bisher kaum eine Rolle spielt. Das Ziel dieses Kurses ist es, diese Lacuna zu füllen und grundsätzliche Fragen über die Beteiligung philosophischer Ethiker/innen in außerakademischen Kontexten zu diskutieren. Diese Frage wurde bisher in der akademischen Philosophie nicht oder nur unzureichend behandelt. Anschließend an unsere Arbeit im Münchner Kolleg für Ethik in der Praxis - wollen wir gemeinsam mit außerakademischen Praktikern/innen Fälle ethisch analysieren und bewerten, die sie uns im Seminar vorstellen.

Das Seminar besteht aus vier Teilen: im ersten Teil wird die Rolle ethischer Theorien für die außerakademische Praxis diskutiert. Im zweiten Teil wird im Gespräch mit zwei einschlägigen Ethikberatern (Jean-Daniel Strub und Lisa Schmalzried) methodisch vertieft, wie ethische Theorien auf konkrete Handlungsfelder angewandt werden können. Im dritten Teil werden uns ausgewählte Referent/innen ethische Herausforderungen ihrer Bereiche vorstellen, die wir dann gemeinsam mit ihnen einordnen, analysieren und diskutieren. Im abschließenden vierten Teil werden die Ergebnisse reflektiert und Themen für Arbeiten der Studierenden gemeinsam diskutiert. Aufgrund der verschiedenen Ausrichtung der externen Referent/innen leistet das Seminar zusätzlich einen wichtigen Beitrag zur Partizipation philosophischer Expertise in inter- und transdisziplinären Diskursen.


Willkommen im Kurs "Ein anspruchsvolleres Autonomiekonzept für die Medizinethik"

In diesem Kurs wollen wir uns durch die Lektüre einschlägiger Texte aus Medizinethik und Philosophie gemeinsam Gedanken zu einem anspruchsvolleren Autonomiekonzept für die Medizinethik machen. Vor dem Hintergrund der 'Standardsicht' auf Autonomie in der Medizinethik und paradigmatischen Fallbeispielen aus dem klinischen Alltag soll die Praxistauglichkeit verschiedener philosophischer Theorien der Autonomie analysiert werden. Die Ergebnissicherung erfolgt insbesondere im Hinblick auf den medizinethischen Konflikt zwischen den Prinzipien des Respekts der Autonomie und der Fürsorge. Sie soll ergänzend zu den Referaten und Diskussionen via Zoom durch die gemeinsame Erarbeitung eines Kriterienkatalogs und eines Glossars auf Moodle erfolgen.