Die Auflösung linearer Raum- und Zeitstrukturen ist ein wesentliches Element von Nabokovs Erinnerungspoetik, das häufig bzw. als grundlegendes Motiv mit einer Auflösung des Ich-Bewusstseins einhergeht („A sense of oneness with sun and stone.“, Speak, Memory: An Autobiography Revisited, 139). Dieses Einheitsbewusstsein wird landläufig als „Erleuchtung“ bezeichnet, kann aber genauer auch als nonduales Bewusstsein begriffen werden. Daraus ergeben sich einige Besonderheiten für Nabokovs Werk: Die Spezialisierung als Voraussetzung einer Erzählpoetik, die nicht auf einem „Mangel“ gründet, sondern aus dem unermesslichen Überfluss der (fiktiven) Welt hervorgeht, bedingt zugleich eine Konzentration auf die „heiligen Details“ („Caress the details, […] the divine details!“, Lectures on Literature, xxiii) und eine damit einhergehende Abstufung verschiedener Bewusstseinsgrade („Time without consciousness – lower animal world; time with consciousness – man; consciousness without time – some still higher state“, Strong Opinions, 30). Das Seminar wird sich anhand verschiedener Prosatexte mit diesem Themenkomplex auseinandersetzen und den Blick auf einen Autor schärfen, der gegenwärtig u.a. aufgrund seines Welterfolgs Lolita, aber auch aufgrund seines Briefwechsels mit Edmund Wilson, wieder als Schmierfink und pädophiles Ekel verhandelt wird (vgl. The Feud: Vladimir Nabokov, Edmund
Wilson, and the End of a Beautiful Friendship).


Russischkenntnisse sind wünschenswert, aber nicht erforderlich, da die behandelten Texte in Übersetzung vorliegen bzw. wir uns auch mit dem englischsprachigen Werk des Autors beschäftigen werden.

Die Lektüre von mindestens einem der „großen“ Romane Nabokovs, also Lolita, Ada or Ador oder Dar bzw.The Gift vor Seminarbeginn ist Teilnahmevoraussetzung.