Der Fall Konstantinopels an den osmanischen Sultan Mehmed II. im Jahr 1453 war ein Schlüsselmoment in der Geschichte Europas und des Nahen Ostens: Er markierte das Ende des byzantinischen Reiches und den Beginn der jahrhundertelangen osmanischen Herrschaft über den östlichen Mittelmeerraum, Nordafrika und den Balkan. Zugleich begann nun eine geschichtliche Phase, in der sich vielfältige kriegerische Einfälle, neue Kreuzzugsbestrebungen und Austauschprozesse zwischen Ost und West ergaben. In dem Vertiefungskurs wollen wir sie in drei Schritten untersuchen. Erstens werden wir die Hintergründe des Niedergangs von Byzanz sowie des Aufstiegs der Osmanen in Anatolien und auf dem Balkan erörtern, wobei der Schwerpunkt auf den Hauptakteuren in der Region liegt: den Türken, den Byzantinern, dem Papsttum sowie den Genuesen und Venezianern. Die gescheiterten Kreuzzüge von Nikopolis und Varna werden ebenso behandelt wie die Thronbesteigung von Sultan Murad II. (1421-1451) und sein erfolgloser Angriff auf Konstantinopel im Jahr 1422, sowie der anschließende byzantinische Versuch, auf dem Konzil von Florenz westliche Militärhilfe zu erhalten. Zweitens werden wir die berühmte Belagerung Konstantinopels durch Murads Nachfolger Mehmed II. (1451-1481) im Spiegel der zahlreichen zeitgenössischen Berichte untersuchen. Drittens werden wir die nachfolgenden osmanischen Einfälle, die gescheiterten europäischen Versuche zur Organisation eines wirksamen Gegenangriffs und die sich mithin ergebenden kulturellen und kommerziellen Kontakte besprechen. Ein Schwerpunkt wird auf dem osmanischen Angriff auf das süditalienische Otranto 1480/81 liegen. Der Kurs steht im Zusammenhang mit einer Exkursion nach Süditalien (18. bis 27.9.2022)