Indem sich Zhang Xiaoshan (张小山, Daten unbekannt) dafür entschied, seine dramatisierte Darstellung der historischen Ereignisse um die militärische Auseinandersetzung zwischen den Qoshoten und Tibetern aus der Region des heutigen Qinghai mit der Qing-Armee 1723/4 mit Elektropeitschen, Säurewerfern und päpstlicher Magie auszuschmücken, gestaltete er seinen Roman Die Befriedung Jinchuans (Ping Jinchuan 平金川, alternativ Wie General Nian den Westen befriedete [Nian dajiangjun ping Xi zhuan 年大將軍平西傳], 1899) als einen farbenfrohen Ausdruck der mannigfaltigen sozialen und epistemologischen Umbrüche des zeitgenössischen China. Angesiedelt zwischen Pulproman und Schlachtenerzählung der shenmo 神魔-Tradition bediente sich der Autor frei an Themen und Ideen aus überlieferter Tradition und aktueller Diskussion, und schuf damit einen literarischen Schmelztopf der Krisen der ausgehenden Qing-Zeit, i.e. der Fragen nach dem Verhältnis von Tradition und Moderne, Kultur und Wissenschaft, China und dem Ausland, usw.
In dieser Übung werden ausgewählte Textstücke des Originalmanuskripts von 1899 ins Deutsche übertragen, entsprechende Kenntnisse des Chinesischen werden vorausgesetzt. Sprachliche Herausforderungen stellen neben den historischen Fachausdrücken oder den fremdsprachlichen Bezeichnungen besonders die aus zeitgenössischen Quellen stammenden Neologismen und deren nahtlose Einbettung in Konventionen der Qing-zeitlichen Romanliteratur (zhanghui xiaoshuo 章回小說) dar. Diese Quellen, sowie die entsprechenden Hintergründe des urbanen China um 1900, werden begleitend vorgestellt, und deren Einflüsse auf die Übersetzungsarbeit diskutiert. Abgeschlossen wird die Übung mit einer annotierten Übersetzungsarbeit.

- Trainer/in: Sabine Weber