Seminarplan, Arbeitsmaterialien, Organisatorisches zu allen Sitzungen des Einführungsseminars Neuere deutsche LiteraturwissenschaftKurs G (13874), SoSe 2025

Den Einschreibeschlüssel erhalten die zum Seminar zugelassenen Teilnehmer:innen per Mail nach der ersten Sitzung, am Donnerstag, 24.04.2025.


Das Kolloquium richtet sich an jene, die sich auf das Staatsexamen für ein Lehramt an öffentlichen Schulen vorbereiten wollen. Wir widmen uns Woche für Woche jeweils einem Abschnitt der Literaturgeschichte anhand eines kanonischen Textes, und besprechen im Zuge dessen auch Grundlagen der Dramentheorie und der Dramenanalyse. Außerdem werden wir gemeinsam mögliche Antworten auf Fragen erarbeiten, die in der Vergangenheit gestellt wurden oder potentiell gestellt werden könnten.

Wie lassen sich anspruchsvolle philosophische und moralische Gedankengänge in wenigen Sätzen zuspitzen und kondensieren? Im Seminar widmen wir uns der Geschichte kleiner und pointierter Denkformen von der Frühen Neuzeit bis in die Gegenwart – von den Sentenzen der französischen Moralisten und den berühmten „Sudelbüchern” Lichtenbergs über die Maximen Goethes und die Aphorismen Nietzsches bis zu den „Minima Moralia” Adornos und aktuellen Social Media Posts.

Die Frage „Was ist ein Autor?“, die der französische Philosoph Michel Foucault formulierte, beschäftigt die Literaturwissenschaft seit über einem halben Jahrhundert. Während Foucault diese Frage noch in einem nationalkulturellen Kontext stellte, sehen wir uns heute mit einem internationalen Literaturbetrieb konfrontiert, in dem sich neue Modelle von Autorschaft entwickelt haben. Im Seminar werden wir untersuchen, ob sich in den vergangenen Jahrzehnten ein neuer Typus weltliterarisch orientierter Autorinnen und Autoren herausgebildet hat. Dabei werden wir insbesondere die Veränderungen im globalen literarischen Feld und deren Auswirkungen auf das Verständnis von Autorschaft analysieren. Ein zentraler Bestandteil des Seminars wird der intensive Austausch mit der renommierten Literatursoziologin Gisèle Sapiro (EHESS/CNRS, Paris) sein. Die Teilnahme an den dafür vorgesehenen Sitzungsterminen am 26. und 28. November ist obligatorisch.


„Aufklärung“, schreibt der Philosoph Immanuel Kant 1784 und damit beinahe schon im Rückblick auf das Zeitalter, „ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit.“ Tatsächlich ist dieses Heraus-Gehen aus der beklagten „Unmündigkeit“ vor allem ein Sich-heraus-Schreiben gewesen: In Traktaten und Essays, in Zeitschriften und Büchern, in Rezensionen und Aufsätzen, aber auch in belletristischer Literatur haben sich Autoren und Autorinnen des achtzehnten Jahrhunderts die Aufklärung im wörtlichen Sinne erschrieben. Die Vorlesung zeichnet die vielfältigen Schreibweisen der Aufklärung in ihren epistemischen, medialen und gattungstheoretischen Zusammenhängen nach und bemüht sich, gangbare Wege in das Textgebirge der Aufklärung zu erschließen. Exemplarische Lektüren einzelner Schreibweisen der Aufklärung ermöglichen einen Zugang zu dieser wichtigen Phase der Literatur- und Kulturgeschichte auch diesseits des überlieferten Höhenkammprofils der Epoche.

Literatur, auch die deutschsprachige, war und ist immer schon politisch im weiteren oder engeren Sinne: Sie kommentiert und reflektiert politische Ereignisse, greift in Debatten ein und engagiert sich, übernimmt Funktionen des kulturellen Gedächtnisses und bietet Identifikation und Orientierung. Im Seminar nehmen wir uns zunächst (und in Auszügen) drei ‚Klassiker‘ einer dezidiert linken deutschsprachigen Literatur vor: Alfred Döblins „November 1918“ (1937-1943), Hans Magnus Enzensbergers „Der kurze Sommer der Anarchie“ (1971) und Peter Weiss’ „Die Ästhetik des Widerstands“ (1975-1981). Anschließend fragen wir danach, wo sich linke Perspektiven in der Gegenwartsliteratur ausmachen lassen. Diesen letzten Teil der Leseliste beschließen wir gemeinsam, Vorschläge sind hochwillkommen. Es lohnt sich, sobald wie möglich mit der Lektüre der oben genannten Werke zu beginnen.


Bis heute erscheint die Epoche der Romantik in vielen populäreren Darstellungen als geprägt von einer antimodernen Vergangenheitssehnsucht, ja, als reaktionäre Bewegung gegen Aufklärung und gesellschaftlichen Fortschritt. Tatsächlich aber sind es insbesondere die Frühromantiker (Friedrich Schlegel, Novalis und andere) gewesen, die sich lebhaft für die Umbrüche ihrer eigenen Gegenwart interessiert haben. In der Forschung ist denn auch vielfach von einer ‚Erfindung der Gegenwart‘ um 1800 als Gegenstand des Interesses durch die Romantiker die Rede. Auf der anderen Seite wurde und wird die Romantik in ganz anderen Gegenwarten aufgegriffen und aktualisiert, so etwa in der Neuromantik um 1900 oder in bestimmten Phänomenen der Gegenwartsliteratur. Im Seminar verfolgen wir nicht nur, wie die Romantik an ihrer eigenen Gegenwart gearbeitet hat, sondern auch, in welchen anderen Gegenwarten romantische Gehalte und Denkfiguren herangezogen wurden, um die Frage nach der Gegenwart überhaupt je neu zu stellen und zu beantworten. Auf unserer Leseliste stehen Friedrich und Dorothea Schlegel, Novalis, Wilhelm Heinrich Wackenroder und mehr.


In den vergangenen Jahrzehnten haben Perspektiven der Geschlechterforschung (gender studies), der postkolonialen Theorien und andere differenzsensible Zugänge die kultur- und literaturwissenschaftliche Diskussion bereichert. Analog zu diesen Ansätzen fragen die Disability Studies nach den gesellschaftlichen Diskursen von ‚krank‘ versus ‚gesund‘, ‚behindert‘ versus ‚nichtbehindert‘ und ‚abweichend‘ versus ‚normal‘. In der Literatur finden sie hierzu umfassendes Anschauungsmaterial. Im Oberseminar erarbeiten wir uns die theoretischen Grundlagen der Disability Studies, die zunächst und vor allem im englischsprachigen Raum entstanden sind, und fragen nach ihrem Analyse- und Erkenntnispotential auch und gerade für die deutschsprachige Literaturwissenschaft. Exemplarische Lektüren literarischer Texte erweitern und vertiefen unser Verständnis der Zusammenhänge.


Das Kolloquium richtet sich an jene, die sich auf das Staatsexamen für ein Lehramt an öffentlichen Schulen vorbereiten wollen. Wir widmen uns Woche für Woche jeweils einem Abschnitt der Literaturgeschichte anhand von kanonischen Texten, und besprechen im Zuge dessen auch Grundlagen der Dramenanalyse. Außerdem werden wir gemeinsam mögliche Antworten auf Fragen erarbeiten, die in der Vergangenheit gestellt wurden oder potentiell gestellt werden könnten.


Über seine Lebzeiten hinaus ist Heinrich Heine (1797–1856) umstritten geblieben. Seinen spielerischen Umgang mit den dichterischen Konventionen der Romantik – „ich bin ihr letzter Dichter“ – hielt man ihm nicht immer zugute. Oft notgedrungen, um den Zensoren zu entwischen, hielt er sich im Ausland auf; in London und Paris hat er „Weltgeschichte mit eigenen Augen angesehen“, präzise analysiert und aufgeschrieben. Heute gilt er als ein Wegbereiter der Moderne.

Das Seminar widmet sich verschiedenen Schaffensphasen Heines anhand ausgewählter Texte, und zwar insbesondere im Hinblick auf deren oft „feindliche Wirkungsgeschichte“ (Klaus Briegleb). Inwieweit werden spätere Auseinandersetzungen seinem Schreiben und der Figur Heine gerecht? Einbezogen werden vor allem tonangebende Stimmen aus dem zwanzigsten Jahrhundert (Karl Kraus, Theodor W. Adorno, Odo Marquard).


Einschreibeschlüssel: GeschlechterdiskurseWiSe24