„Ich weiß nicht, warum man immer von einer abgesonderten Menschheit spricht. Gehören Tiere, Pflanzen und Steine, Gestirne und Lüfte nicht auch zur Menschheit und ist sie nicht ein bloßer Nervenknoten, in den unendlich verschiedenlaufende Fäden sich kreuzen?“ (Novalis; Randbemerkungen zu Friedrich Schlegels „Ideen“ 1799).

Eigentlich ist es ein Ereignis für unsere Disziplin, dass ein angestaubter religionsethnologischer Schlüsselbegriff heutzutage wieder einen romantischen, ja utopistischen Beiklang annimmt und weit über die Grenzen des Fachs hinaus Wirkung zeigt. Der Animismus, also das Leben in einem intersubjektiven und personalisierten Universum, wurde von dem französischen Anthropologen Philippe Descola wieder in die Diskussion eingebracht und gilt heutzutage vielen als Gegenpol zur hegemonialen Kosmologie der Moderne. Das Seminar setzt sich kritisch mit der Position des neuen Animismus in der Theoriebildung innerhalb der Ethnologie, sowie mit seiner Rolle als Heilsweg aus der planetarischen Umweltkrise hinaus auseinander. Es geht um die Frage, ob die „Great Symmetrization“ (Pierre Charbonnier), also die Begegnung vor-moderner und moderner Ontologien auf Augenhöhe, den transfomatorischen Hoffnungen, die in sie gesetzt werden, gerecht werden kann.


In diesem Seminar werden wir aktuelle Texte aus verschiedenen Bereichen der Ethnologie in gemeinsamer Lektüre und Diskussion erschließen. Die Textauswahl orientiert sich u.a. an den Forschungsschwerpunkten der Masterstudierenden. In einer kritischen Reflexion werden wir die Texte hinsichtlich theoretischer Prämissen, Perspektiven und Paradigmen analysieren und ein reflexives Wissenschaftsverständnis einüben. In einem weiteren Schritt prüfen wir die konkrete Anwendbarkeit ausgewählter Beiträge auf unsere jeweiligen Forschungsvorhaben. Die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Forschungsperspektive sowie die Bewusstwerdung eigener Forschungsaxiome ist Ziel des Seminars. Darüber hinaus werden wir auch versuchen, Querverbindungen zwischen unterschiedlichen Betrachtungsweisen aufzuzeigen.


This course will cover key debates in the discipline of anthropology with a special emphasis on long-standing, current and emerging conceptual frameworks that have significantly shaped the course of the discipline. Concepts covered in the course include decoloniality, gender and feminism, Anthropocene, the digital, “dark anthropology” and anthropology of the good, media and mediation, right-wing populism and multimodal anthropology. The sessions will also cover methodological debates surrounding ethics and interdisciplinarity. In addition, the course will actively incorporate student inputs in the choice of concepts based on different research studies that course participants are currently pursuing and have an interest in. 

Prerequisite

Readiness to engage with and analyze complex texts is expected. 

Grading and participation

Students are encouraged to read the texts assigned to each class, and prepare responses and questions to participate in classroom discussions. Students will post two guiding questions or summaries for discussion based on the week’s readings on Moodle at least two days before the class meets. The grading will be determined by preparing essays in response to two questions on the final day of the course, which will be based on the readings that have been covered.


Das Seminar schließt an die Forschungsvorbereitung aus dem Wintersemester an.
Nachdem die Teilnehmenden in den Semesterferien ihre Forschungsprojekte
durchgeführt haben, geht es nun um die Auswertung der Forschungen. Zunächst
werden wir Vorgehen und Methoden der Auswertung besprechen, anschließend
werden die Forschungsergebnisse vor und zur Diskussion gestellt und in Form von
Forschungsberichten festgehalten.

Der Grundkurs Politikethnologie ist Teil des Aufbaumoduls „Ethnologie systematisch“ und gibt einen Überblick über die Politikethnologie als zentralen Sachbereich der Ethnologie. Die Teilnahme ist für BA-Hauptfachstudierende im zweiten Semester verpflichtend.

Politikethnologie ist als die Untersuchung politischer Strukturen in nichtstaatlichen Gesellschaften entstanden. Für die Politikwissenschaft war das ein Paradox, war für sie doch Politik ohne Staat nicht denkbar. Ethnologen haben jedoch untersucht, wie auch ohne Staat gesellschaftliche Ordnung etabliert wird, Machtverhältnisse bestehen, Konflikte entstehen und gelöst werden. Inzwischen beschäftigt sich die Politikethnologie jedoch auch längst mit dem Staat. Aus ethnologischer Perspektive geht es dabei weniger um die staatliche Ordnung an sich, um Verfassungen und Regelwerke, als um politische Praxis im Rahmen des Staates und um all das, was in den „Zwischenräumen“ staatlicher politischer Ordnung geschieht.

Die Lehrveranstaltung beginnt mit der Diskussion von Grundbegriffen (Was ist Politik? Macht? Gewalt?) und zeichnet die Geschichte der Politikethnologie nach. Zu den Themen, die danach besprochen werden, gehören auch Ethnologie und Kolonialismus, Ethnizität und Nationalismus, transnationale Politik, Widerstand und soziale Bewegungen sowie die Politik von Naturkatastrophen und Humanitarismus.

Bei den Themen ist jeweils obligatorische Lektüre angegeben, die auch klausurrelevant ist.

Zum Grundkurs wird ein Tutorium angeboten; Tutorin ist Lea Schönheit.

Lektüre zur Einführung:

Lewellen, Ted (2003). Political Anthropology. Westport.


Zum Kernbereich sozialethnologischer Studien gehört seit jeher die Beschäftigung mit Verwandtschaft. Dies gilt insbesondere für die Untersuchung indigener Gesellschaften. Hier erwies sich die Analyse von Verwandtschaftssystemen als klassischer Zugangsweg zu einer Vielzahl sozialethnologischer Themenfelder. Verwandtschaftliche Beziehungen regeln nicht selten so disparate Bereiche wie Land- und Erbrecht, Dorfanlage und Haushalt, Krieg und Kult, Freundschaft und Feindschaft und vieles andere mehr. Zwar war das Interesse an verwandtschaftsethnologischen Fragestellungen während der 70er und 80er Jahre kurzfristig in den Hintergrund gerückt, im Rahmen der Hinwendung zu Fragen von personhood und gender oder den neuen Reproduktionstechnologien erlebte es jedoch in den letzten beiden Dekaden eine Renaissance.

Im Kurs werden wir einen Blick auf die wichtigsten Vertreter der „klassischen“ Sozialethnologie werfen, bevor wir uns den aktuellen Debatten über Verwandtschaft zuwenden. Neben den verschiedenen Formen der Familie, unterschiedlichen Verwandtschaftsterminologien und den verschiedenen Weisen, Abstammungs- oder Allianzgruppen zu konzipieren und politisch nutzbar zu machen, werden dabei auch Themen wie Gender, Altersgruppen, Reproduktionstechnologien behandelt werden.

Praktika sind für Studierende der Ethnologie extrem wichtig, um frühzeitig und aus erster Hand Einblicke in die vielfältigen Berufsperspektiven des Faches zu gewinnen, Kontakte zu knüpfen und Ideen für das weitere Studium zu entwickeln. Daher wird allen Studierenden (auch denjenigen, die in den Praxismodulen den forschungsorientierten Zweig wählen) dringend empfohlen, Praktika zu absolvieren.

Zur Orientierung bietet dieses Moodle Einsicht in Berichte von Kommiliton*innen, die in den vergangenen Semestern Praktika im In- und Ausland absolviert haben, Hinweise zur Praktikumsvor- und Nachbereitung sowie aktuelle Ankündigungen und Ausschreibungen zur Berufs- und Praxisorientierung. 

Diese Lehrveranstaltung wird weitgehend über Zoom stattfinden. Die Teilnehmenden erhalten zu Semesterbeginn von mir eine Einladung zum Zoom meeting.

In dieser Lehrveranstaltung werden die Master-Forschungsprojekte vorbereitet; sie ist für die Master-Studierenden des zweiten Fachsemesters obligatorisch, sofern sie ihr Forschungsprojekt nicht im Bereich der visuellen Anthropologie durchführen.

Ziel der Veranstaltung ist, Fragestellung und Methodologie für die Forschungsprojekte zu entwickeln. Thematisch oder regional gibt es keine Einschränkungen. Wir besprechen verschiedene Schritte und Aspekte ethnologischer Feldforschung, jeweils bezogen auf das eigene Forschungsthema. Grundkenntnisse der ethnologischen Feldforschung, wie sie im BA-Studium vermittelt werden, sind Voraussetzung.

Die Prüfungsleistung besteht in der Erstellung eines Forschungskonzeptes. Nähere Informationen dazu folgen im Kurs.

Im Wintersemester schließt sich - nach Durchführung der Forschungsvorhaben in den Sommersemesterferien – ein Seminar zur Auswertung der Forschungen an.


Diese Veranstaltung wird weitgehend über Zoom stattfinden. Die Teilnehmenden erhalten von mir eine entsprechende Einladung.

In diesem Kolloquium diskutieren wir geplante und laufende studentische Abschlussarbeiten sowie spezifische Aspekte der ethnologischen Forschung. Das Spektrum reicht von Themenfindung, methodischer Herangehensweise, Formulierung der Fragestellung bis hin zu diversen Präsentationsformen der Forschungsergebnisse. Darüber hinaus soll das Kolloquium auch zur Erörterung ethischer Gesichtspunkte dienen und eine kritische Reflexion und Positionierung der Forschenden in Bezug auf die involvierten Akteure ermöglichen. Grundsätzlich können alle Fragen und Probleme angesprochen werden, die im Laufe der Themenfindung und Forschung auftreten.