Jesus von Nazaret wirkte im Hinterland der römischen Provinz Syrien etwa zwei Jahre in denkbar begrenzten Verhältnissen. Auf den ersten Blick ist es kaum möglich, geschichtlich unbedeutender zu sein. Was gab seinem Wirken dennoch Wirkung? Die Vorlesung zeichnet Jesu Weg nach. Sie nimmt seinen sozialen und politischen Horizont in den Blick, fragt nach der (fragmentarisch greifbaren) Vorgeschichte und nach Jesu (vergleichsweise umfassend dokumentiertem) Ende. Was diesem Leben an Länge abging, scheint durch Tiefe kompensiert worden zu sein. Ein Schwergewicht der Vorlesung liegt daher auf der religionsgeschichtlichen Verortung Jesu: Wo lagen seine religiösen Quellen? Woraus nährte sich sein Gottesbild und wie brachte er es zur Geltung? Warum starb er einen gewaltsamen Tod? So soll verstehbarer werden, warum dieses Leben auf den zweiten Blick weltverändernde Bedeutung gewann. Person und Botschaft Jesu begleiten jeden Theologen und jede Theologin in Kirche, Schule und Gesellschaft. Deshalb ist es wichtig, die Frontalvorlesung durch dialogische Elemente zu ergänzen, in der die Fragen der Hörer/-innen (prüfungs- wie existenzbezogen) im Mittelpunkt stehen. Die Vorlesung wird daher durch ein einstündiges Kolloquium ergänzt.

Ein großer Teil der Schriften des Neuen Testaments ist formal der Gattung „Brief“ zuzuordnen. Sie stehen damit in einer besonderen Kommunikationssituation.

Das Seminar widmet sich dem literatur-, sozial- und religionsgeschichtlichen Kontext der neutestamentlichen Briefe vor dem Hintergrund der antiken Epistolographie.


Die Übung vermittelt bibeltheologisches Basiswissen. Anhand der gemeinsamen und angeleiteten selbstständigen Lektüre zentraler Texte sollen Themen, Inhalte und theologische Grundgedanken des Alten und Neuen Testaments erarbeitet und auf neue Texte eigenständig anwendbar werden. Exemplarisch werden Grundfragen eines sachgerechten Zugangs zu biblischen Texten besprochen, der die historische Verortung der Texte wahrnimmt und in diesem Rahmen deren Anliegen und Absicht entfaltet.


Wer erfolgreich den Griechischkurs absolviert hat, erhält nicht nur ein Zeugnis, das für den Magister theologiae Voraussetzung ist. Er oder sie hat vor allem Sprachkenntnisse erworben, die einen vertieften Zugang zu den Texten des Neuen Testaments ermöglichen! Wie die frisch erworbenen Griechischkenntnisse für neue Entdeckungen in bekannten Erzählungen genutzt werden können, soll in dieser Lehrveranstaltung geübt werden. Mit Mk 14,1–15,47 nehmen wir uns einen Text vor, der einerseits für die Frage nach dem historischen Jesus von zentraler Bedeutung ist (vgl. Modulprüfung P14 am Ende dieses Semesters) und andererseits viele Bezüge zur jüdischen Umwelt Jesu aufweist (vgl. Vorlesung im Rahmen des Moduls 17). Im Zentrum der Veranstaltung steht die gemeinsame Erarbeitung des Textes, nicht nur in sprachlicher, sondern auch in inhaltlicher Hinsicht.

Die Eucharistie gehört zu den zentralen Geheimnissen des christlichen Glaubens. Das Seminar geht dem vielfältigen Zeugnis nach, das die neutestamentlichen Schriften bieten: von der Abendmahlsüberlieferung über die johanneische Brotrede, die Emmauserzählung, die Zeugnisse über das Brotbrechen und das Herrenmahl, die paulinischen Weisungen zu dessen Praxis bis hin zum Bild vom Hochzeitsmahl des Lammes in der Johannesoffenbarung.


Anhand der Lektüre exemplarisch ausgewählter Texte aus dem Corpus Paulinum und den synoptischen Evangelien ermöglicht die Lehrveranstaltung den Studierenden eine Vertiefung der im Rahmen der Vorlesung ‚Einleitung in das Neue Testament - Grundlegung‘ erworbenen Kenntnisse und übt einen sachgerechten Umgang mit neutestamentlichen Texten ein.

Das älteste Evangelium ist zugleich das kürzeste. Mit den wenigen erzählerischen Strichen und Episoden, die er berichtet, gelingt es Markus jedoch, zwischen dem Leser und dem Erzählten eine Gleichzeitigkeit herzustellen und so einen unmittelbaren Zugang zu Jesus von Nazaret zu schaffen. Der Leser ist eingeladen, in die Rolle der Jünger zu schlüpfen und das Evangelium von innen mitzuvollziehen. 

Das Seminar erschließt die literarische und theologische Gestalt des Markusevangeliums und beschäftigt sich mit den für die markinische Christologie zentralen Texten.

Paulus war nicht nur ein brillanter Theologe, sondern auch ein streitbarer Geist. In seinen Briefen spiegeln sich die Faszination der christlichen Anfangszeit, das Ringen darum, die christliche Botschaft in die plurale Lebenswelt des antiken Mittelmeerraums zu übersetzen, das persönliche Ringen des Paulus mit seiner Christuserfahrung und seinem Selbstverständnis, seine situationsorientierte theologische Problemlösungsstrategie und das Mühen um die Schaffung einer gemeinsamen Identität der Gemeinden. Die Teilnehmer/-innen sollen einen Zugang zu einem der großen urchristlichen Theologen und seinem Denken gewinnen, Theologie als Problemlösungspotential in dem exemplarischen Umfeld der frühchristlichen Gemeinden kennen lernen und die eigenständige Auslegung biblischer Texte erlernen.


Die Passionserzählungen gehören zu den wirkungsreichsten Texten des Neuen Testaments, wie die Passionsspiele in Oberammergau anschaulich vor Augen führen, die ursprünglich in diesem Jahr wieder hätten stattfinden sollen und nun situationsbedingt auf 2022 vertagt wurden. Im Laufe der Jahrhunderte wurden die Passionserzählungen auf unterschiedlichste Weise in Kunst, Musik und Kultur umgesetzt und dargestellt. Im Theologischen Kolloquium sollen ausgehend von den vier Passionserzählungen in den Evangelien anhand ausgewählter Beispiele Chancen und Grenzen eines rezeptionsgeschichtlichen Zugangs zu den Passionserzählungen erörtert werden.

Christen stehen mitunter an der (inneren) Himmelstür. Sie klopfen an, aber niemand macht auf. Drinnen brennt kein Licht; vielleicht war das Haus niemals bewohnt (C.S. Lewis). – Eine solche Erfahrung ist der Ausgangspunkt des Hebräerbriefs, des ersten Dokuments einer reflektierten christlichen Theologie. Der „große Unbekannte“ unter den neutestamentlichen Schriften bewegt sich auf der Höhe seiner Zeit. Er beschreibt eine Welt, in der der Himmel wirklicher ist als der Alltag, das Wort mächtiger als die Mehrheitsmeinung, Gottes Lebensraum jetzt schon zugänglich wird. An diesem Drama nehmen die Lesenden mit ihrer eigenen Glaubensgeschichte teil. Sein Hauptakteur ist Christus.

Die Vorlesung zeichnet das Profil dieses „ersten Theologen“ und erschließt die Ressourcen seiner Glaubensrede für heute. Der Hebräerbrief ist weder kompliziert noch weltfremd. Er ist das leidenschaftliche Zeugnis von einem an-sprechenden Gott in erdschwerer Zeit und das Plädoyer für eine Kirche, die beweglicher wird, weil sie mit Blick auf Jesus Christus zu glauben lernt.


Kommentar

Wenige biblische Texte haben über die Jahrhunderte so prägend auf Glaube und Kultur gewirkt wie die lukanischen Kindheitsgeschichten (Lk 1–2). In ausgewählten Episoden über Geburt und Heranwachsen Jesu stellen sie eine christologische Lesebrille für das gesamte Evangelium bereit. Die Übung erschließt Komposition, Bedeutung und Wirkung dieser „Christology in a Nutshell“ und vertieft exemplarisch den sachgerechten wie problembewussten Umgang mit dem neutestamentlichen Textgut, wie er in den biblischen Methodenseminaren vermittelt wird.

Literatur

Wird in der ersten Sitzung bekanntgegeben.

Bemerkung

Die einstündige Veranstaltung wird zweistündig in der ersten Semesterhälfte durchgeführt und endet am 08.06.2020.

Leistungsnachweis

Die Veranstaltung wird im Rahmen einer Modulprüfung zu P 1 am Ende des SoSe abgeprüft.


Die eigenständige Auslegung der biblischen Schriften ist eine zentrale Kompetenz für jede/n Theologen/-in. Der breite Methodenkanon der Exegese erscheint beim ersten Kontakt aber oft unübersichtlich. Das Seminar will anhand exemplarischer neutestamentlicher Texte systematisch in die verschiedenen (diachronen wie synchronen) Methoden der Exegese einführen und Grundlagen für den problembewussten Umgang mit dem biblischen Textgut vermitteln.